112. Zurück am Set

138 21 2
                                    

Am nächsten Morgen ging ich deprimiert zum Set. Es war nicht viel los. Violetta rannte freudig auf mich zu und sprang mir in die Arme. „Hey, mein kleiner Engel!", begrüßte ich sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Papa?", fragte meine kleine Tochter und sah sich suchend um. Ezelchen kam mit einem entschuldigenden Blick auf mich zu.

„So geht es seit vorgestern Abend. Wenn du möchtest passen wir noch ein paar Tage auf sie auf, Clarita. Du siehst müde aus!", stellte er seufzend fest. „Ezelchen, ich bin müde! Ich habe Nächte lang nicht mehr richtig geschlafen, weil ich mir nur noch Gedanken darüber mache, wo Diego ist und wie es ihm wohl gehen mag. Ich nehme Vilu wieder mit zu mir, vielleicht werde ich ja dann ruhiger. Danke, dass ihr auf sie aufgepasst habt!", bedankte ich mich und lächelte ihn dankbar an.

Eze wurde etwas rot und legte seinen Arm um meine Schultern. „Können wir beide vielleicht mal kurz reden? Ich möchte dir gerne etwas erzählen!", raunte er mir zu und schob mich mit Violetta auf dem Arm in meine Garderobe. Ich setzte Vilu auf den Boden meiner Garderobe und gab ihr ihre Spielzeugkiste. „Also, was willst du mir erzählen?", fragte ich ihn neugierig und setzte mich mit ihm auf die Couch. Eze grinste verlegen vor sich hin.

„Also... Ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt dafür ist, aber...", stotterte er sich was zurecht. „Jetzt sag schon!", zickte ich freundlich und schmiegte mich an seine Schulter. „Sieh mich nicht so an, Clari. Du weißt doch, dass ich deinem Dackelblick nicht widerstehen kann!", lachte er und fuhr sich durch die Haare. „Also sag jetzt!", fuhr ich ihn grinsend an. „Okay, okay! Also, ich werde Vater! Florencia ist schwanger!", erzählte er mich strahlend. Kreischend fiel ich ihm um den Hals.

„Herzlichen Glückwunsch, Ezelchen! In welchem Monat ist sie denn?", fragte ich ihm und drückte ihn an mich. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Über diese Nachricht hätte sich Diego ganz bestimmt auch gefreut. „Fast im dritten. Wir wollten es nur dir und Diego sagen... Ihr seid schließlich unseren besten Freunde und ihr solltet es nun mal als erste wissen!", gab Ezequiel leise zu.

„Du musst nicht so vorsichtig sein, Eze! Ich komme inzwischen gut mit dem Gedanken zurecht, jedenfalls tagsüber... Außerdem wird Diego wiederkommen!", zog ich meinen besten Freund zur Rechenschaft. „Du willst ihn nicht aufgeben, oder?", murmelte Eze mich. Seufzend und mit Tränen in den Augen sah ich ihn an. „Stell dir vor, dass wäre Florencia und nicht Diego. Würdest du sie aufgeben wollen?", antwortete ich ihm leise.

„Niemals! Ich würde alles daransetzen um sie zu finden!", bestätigte er mich und zog mich in seine Arme. „Dann weißt du wie es mir geht!", seufzte ich und beobachtete meine Tochter beim spielen. Eine lange Zeit saßen Ezelchen und ich so da, doch langsam wurde es Zeit für den Dreh und ich musste mich noch fertig machen. „Ich vermisse ihn so sehr, Eze!", murmelte ich und fing wieder an zu schluchzen. „Wir vermissen ihn alle, Clari! Aber du musst jetzt stark sein und zwar für Violetta, Diego und für dich selbst. Du darfst dich jetzt nicht aufgeben."

Ich wischte meine Tränen weg und nickte. Ich würde stark sein. Ich fing an mich um zu ziehen. Da Eze mein bester Freund war, hatte ich auch keine Probleme es vor ihm zu machen. Ich musste grinsen, als ich sah wie er angestrengt Violetta beim Spielen zu sah. „Sehe ich so schrecklich aus?", fragte ich ihn. Eze schüttelte den Kopf. „Ich kann nur deine... deine Narben nicht sehen, Clara. Ich hätte dich von Angelo fernhalten sollen und deine Verletzungen richtig deuten sollen... Ich hätte so vieles verhindern können, Clara!", meinte er leise. Ich seufzte.

Er konnte doch gar nichts dafür. „Was hältst du von Schokoladeneis mit Sahne nach dem Dreh?", fragte ich ihn und sah ihn erwartungsvoll an. „Wenn du mir das schon so anbietest, dann muss ich es wohl annehmen, richtig?", grinste er schwach. „Ein „Nein" würde ich auch gar nicht akzeptieren!", lachte ich und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung, bevor er sich verabschiedete und ging. Ich blieb mit Violetta alleine zurück.

Traurig sah das kleine dunkelhaarige Mädchen auf. „Wo Papa?", fragte sie leise. Ich strich ihr liebevoll über den Kopf und versuchte meine Tränen zurückzuhalten. „Ich weiß es nicht, mein kleiner Engel. Aber egal wo er ist, er wird zu uns zurückkommen, dass verspreche ich dir!", murmelte ich als Antwort und setzte mich zu ihr auf den Boden. Sie spielte mit Playmobil Figuren. Sie hatte ein paar Tische aufgestellt, auf die sie Spielzeugessen gelegt hatte. Auf einmal warf sie alles um. „Warum machst du das?", fragte ich sie verwirrt.

Sie hob ihren Blick und sah mich an. Ich erschrak richtig. In ihren Augen sah ich Angst, Traurigkeit, Hass, Wut und Verzweiflung. „Violetta...", hauchte ich und strich ihr über die Haare, doch sie zog ihren Kopf weg. Sie deutete auf die umgeworfenen Figuren. „Putt. Tot", antwortete meine Tochter kalt, dann hob sie eine Figur auf. „Papa...", sagte sie leise und fing an zu weinen. Ich stand auf und hob sie hoch. Sie wusste ganz genau was geredet wurde und sie wusste ebenfalls wie es um Diego stand. Ich setzte mich mit ihr im Arm auf das Sofa und drückte sie an mich.

„Es wird alles wieder gut, meine Süße. Papa wird wiederkommen. Du musst nur daran glauben!", versuchte ich sie zu beruhigen, was mir jedoch nicht so gelang. Als es Zeit wurde zum drehen, verließ ich mit meiner weinenden kleinen Tochter die Garderobe und ging zum Set. Endlich wurde sie ruhiger und drückte sich schüchtern an meine Schulter. Alle sahen mich mitleidig an.

Alle, sogar Jorge Nisco, aber auf sein Mitleid konnte ich gut verzichten. Er erzählte uns von den Veränderungen und damit traf er genau ins Schwarze bei mir. Es verletzte mich zu hören, was er alles geplant hatte und langsam kochte die Wut in mir hoch. Die Begeisterung der anderen hielt sich genauso in Grenzen wie meine. Doch dann sagte er etwas, dass das Fass zu überlaufen brachte...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt