74. "Mütter sind wie Löwinnen!"

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Durch einen lauten Knall wurde ich wach und nicht nur ich. Violetta fing an in meinem Arm zu kreischen. „Hey, meine Süße. Du musst keine Angst haben! Ich bin ja bei dir. Mama passt auf dich auf!", hörte ich mich sagen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, aber ich liebte es. Noch ein Knall und ich erschrak wieder. Danach herrschte wieder Stille. Naja, mehr oder weniger, denn Violetta schrie immer noch. Vorsichtig legte ich sie wieder an meine Brust, wo sie auch sofort wieder anfing zu saugen. Behutsam strich ich ihr über den Kopf. Ich hörte ein Klacken und die Tür öffnete sich. Ich schloss die Augen, weil ich von dem Licht geblendet wurde. „Clara! Mein Gott, Clari!", hörte ich eine mir sehr bekannte Stimme. „Diego! Bin ich froh deine Stimme zuhören!", sagte ich erleichtert. Er kam auf uns zu. Als ich die Augen öffnete um ihn an zusehen, liefen mir Tränen über die Wangen. Kurz darauf spürte ich seine Arme, die mich in eine Umarmung zogen. 

„Ich hatte so Angst, Diego!", schluchzte ich sofort los. „Es ist alles gut, Clari! Du bist nicht mehr alleine!", hauchte Diego mit tränenerstickter Stimme. Violetta löste sich von meiner Brust und war leise. Sie war schon wieder eingeschlafen. Vorsichtig stupste ich Diego an, der sein Gesicht in meinen Haare vergraben hatte. Er hob den Kopf und sah mich an. Ich deutete auf Violetta. „Unsere Tochter!", hauchte ich leise. Ungläubig starrte Diego auf das kleine Baby, das ich fest, aber sanft an mich gedrückt hatte. „Das hattest du also auf den Videobändern! Ich dachte schon, sie wollten dich vergiften oder so...", murmelte er leise und streichelte sanft über Violettas Kopf. „Das Wasser habe ich bisher noch nicht angerührt, aber ich habe fürchterlichen Durst und Hunger! Wie lange war ich hier?", fragte ich leise. „Fast vier Tage. Sie ist wunderschön. Unsere kleine Violetta!", sagte Diego mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Er strich mir liebevoll über den Arm und erstarrte. 

„Clari, du bist total kalt! Du musst doch frieren ohne Ende!", meinte er entsetzt. „Ich spüre die Kälte nicht mehr...", gab ich leise zu. „Weißt du noch wie man die Nabelschnur abtrennt?", fragte ich ihn erschöpft. Diego nickte und verschwand kurz. Ich schloss wieder die Augen und schlief wieder ein. Durch ein leichtes Schaukeln wurde ich wieder wach. Diego trug mich gerade nach draußen. In meinem Arm hielt ich immer noch die kleine Violetta. Draußen war es glühend heiß und Diego setzte uns sofort ins Auto. Sachte zog ich die Wolldecke von meinem Rücken und wickelte mein Baby darein. Diego setzte sich ans Steuer. „Ich werde dich jetzt in ein Krankenhaus fahren, Prinzessin. Hier, ich dachte du wolltest etwas trinken." Diego reichte mir ein Flasche Wasser. Dankend nahm ich diese an. Ich schraubte sie auf und versuchte sie nicht all zu gierig zu leeren. Diego sah mich lächelnd an. „Ich bin froh zu wissen, dass es euch gut geht. Hast du irgendwelche Schmerzen?", fragte er mich sanft. 

Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Schmerzen mehr und war auch echt froh darum. Zärtlich strich Diego mir durch die zotteligen Haare und startete dann den Wagen. Meine Tochter hielt ich fest an mich gedrückt. So schnell würde mir niemand mein Kind wegnehmen. Relativ schnell kamen wir im Krankenhaus an. Mit zitternden Knien stieg ich aus dem Wagen. Diego schloss diesen ab und stützte mich vorsichtig. Ich sah ihn dankbar an und drückte Violetta sanft an mich. Er brachte mich in die Notaufnahme. Während er mich anmeldete, saß ich mit meiner Tochter auf dem Flur und spielte mit ihrer kleinen Hand. Diego kam mit einem Arzt, der mir Violetta aus dem Arm nehmen wollte. Ich weigerte mich dagegen. „Clara, der Arzt tut unserer Tochter doch gar nichts. Er will doch nur nachsehen ob es ihr gut geht!", beruhigte Diego mich. „Das kann er auch so!", fauchte ich und drückte sie schützend an mich. „Mütter sind wie Löwinnen", murmelte der Arzt. Diego versuchte mir sie aus dem Arm zu nehmen. Panisch sprang ich auf und rannte in eine andere Ecke des Raumes. Diego folgte mir. Ich lehnte mich an die Wand und rutschte daran runter. 

Meine Beine zog ich an und ich drehte mich mit dem Rücken zu Diego, damit niemand an Violetta rankam. Er hingegen setzte sich hinter mich und legte seinen Kopf auf meinen Rücken. „Prinzessin, du bekommst sie ja wieder. Atme ganz tief durch und dann gib mir bitte Violetta, okay?", murmelte er leise und streichelte sanft über meine Schulter. Ich sah meine Tochter an. Sie schlief ganz friedlich. Ich drückte ihr sanft einen Kuss auf die Stirn und gab sie zögerlich an Diego weiter. „Wehe ihr passiert etwas!", warnte ich ihn und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Mach dir keine Sorgen, Clara. Deiner Tochter passiert schon nichts", versicherte er mir. Behutsam nahm er Violetta und ich sah seinen sanften Blick. Er würde sie mit seinem Leben beschützen, genauso wie er mich beschützen würde. Ich lächelte ihn verträumt an. Er war total zärtlich Violetta gegenüber. „Ähm... Wie soll sie heißen?", fragte ich leise. Diego sah mich verwirrt an. „Violetta oder nicht?", kam die Gegenfrage. „Ja, klar. Aber ich meine, wird sie Violetta Alonso oder Violetta Domínguez heißen?", gab ich leise zurück. „Entscheide du. Du bist die Mutter", hauchte er abwesend und sah weiterhin Violetta an. 

„Okay, dann soll sie deinen Namen tragen!", entschied ich sanft. Erstaunt sah er mich an. „Wirklich?", fragte er mich überrascht. Ich nickte lächelnd. „Sie ist schließlich auch deine Tochter, nicht nur meine!", antwortete ich ihm freundlich. Diego legte einen Arm um mich und zog meinen Körper sanft an seinen. Ich lächelte glücklich und legte meinen Kopf auf seine Brust und meine Arme um ihn und Violetta. „Ich liebe dich, meine Prinzessin!", sprach er in meine Haare. „Ich dich auch, mein Prinz!", erwiderte ich, gleich danach fing Violetta an zu schreien. Der Arzt kam und nahm uns das Kind ab. Ich wimmerte leicht, doch Diego zog mich gleich wieder liebevoll an sich. „Du musst auch untersucht werden, Süße!", meinte er beruhigend. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, brauche ich nicht! Mir geht es gut!", widersprach ich. „Du lässt dich untersuchen, Maria Clara Alonso!", sagte er mit einem drohenden Unterton, der mir signalisierte, dass ich ja nicht zu widersprechen hatte. „Aber nur wenn du bei mir bleibst!", gab ich nach und bemerkte seinen überraschten Blick. 

„Willst du das wirklich?", fragte er unsicher nach. „Klar, ich habe doch gar keine Ahnung, was ich da für einen Arzt bekomme...", murmelte ich leise. Diego stand auf und zog mich auf die Beine. Gemeinsam liefen wir in einen Behandlungsraum. Nervös stand ich alle Untersuchungen durch und war vollkommen erleichtert, als ich mit Violetta im Arm wieder im Wagen saß. „Ist das nicht verrückt? Dieses kleine Wesen wird irgendwann in den Kindergarten gehen, in die Schule, eine Ausbildung machen... Sie ist mein Leben und dabei ist sie gerade mal ein paar Stunden alt!", gab ich lächelnd zu. Diego sah mich sanft an. „Sie ist genauso bezaubernd und wunderschön wie du, mi vida!", erwiderte er freundlich und streichelte über meine Haare. Ich hob meinen Blick und strahlte ihn überglücklich an. „Das ist echt lieb von dir, Diego! Ich liebe dich!" Sein Blick sagte mir, dass er es erwiderte. Ich lächelte und senkte meinen Blick wieder auf Violetta, die jetzt wirklich Diegos Nachnamen trug. Sie war mein kleiner Engel und niemand könnte sie mir je wegnehmen!


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt