60. Ein Gespräch mit Ezelchen

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Diego beschloss, dass ich erstmal nicht mehr drehen sollte. Also saß ich jetzt alleine auf dem Sofa und sah mir alte Folgen von Violetta an. Währendessen machte ich Frustfressen und schaufelte eine Menge Schokoladeneis mit Sahne in mich hinein. Als ich bei Folge 5 war, klingelte es an der Tür. Ich stellte das Eis zur Seite und stand seufzend auf. An der Tür stand Eze. Er sah mich bedrückt an. „Hey, Clarilein...", sagte er mitfühlend. Ich umarmte ihn fest. „Hi, Ezelchen! Bin ich froh dich zu sehen!", murmelte ich leise und er erwiderte die Umarmung. „Was machst du gerade?", fragte er mich sanft. Ich seufzte und löste mich schwach lächelnd von ihm. „Mich an die schöne Zeit von früher erinnern... Ich sitze auf dem Sofa, futtere eine Menge Schokoladeneis und gucke die alten Folgen Violetta. Willst du mitschauen?", fragte ich ihn. Er grinste mich belustigt an. „Schokoeis mit Sahne?", fragte er zurück und ich nickte wild. „Wie gut du mich kennst!", erwiderte ich ebenfalls grinsend. „Wenn du ohne Sahne essen würdest, würde ich mir große Sorgen um dich machen! Bei dir geht nichts über Sahne!", meinte Eze lachend. „Sahne schmeckt ja auch lecker und wenn schon Kalorien, dann richtig!", lachte ich. „Also, willst du mitgucken? Du bekommst sogar Schokoeis mit Sahne!" Eze lachte. „Wie kann ich bei dem Angebot 'Nein' sagen? Gerne gucke ich mit dir Violetta!", sagte er und tippte mir auf die Nase.

 Ich zog ihn rein und holte ein Schälchen mit Löffel, wo ich das Eis reinmachte. Ich machte die selbstgeschlagene Sahne drauf und brachte es Eze. „Bitte, Ezelchen! Wunderbares Schokoladeneis mit Sahne", sagte ich und reichte ihm das Schälchen. „Danke, Clarilein! Anscheinend macht Schokolade gute Laune!", meinte er grinsend. Seufzend setzte ich mich neben ihn. „Naja, wie man es nimmt... Diego hat es dir erzählt, oder?", fragte ich leise und sah, wie Eze nickte. „Du tust mir richtig leid, kleine Verrückte...", murmelte er und stocherte mit dem Löffel in seinem Eis. „Ich bin nicht klein! Und verrückt schon mal gar nicht!", verteidigte ich mich und sah seinen Blick, der mir sagte, dass ich falsch lag. „Ja, gut manchmal vielleicht...", gab ich zu und Eze fing an los zu lachen. „Manchmal vielleicht? Immer, Clari, immer!!! Ich kenne dich eigentlich nicht anders! Es tut mir weh, dich so ruhig zu sehen. Ich möchte die aufgeweckte junge Frau sehen, die ich damals kennengelernt habe! Du bist stärker als du dich gerade gibst, Clarita. Ich kenne dich nun fast sieben Jahre und so habe ich dich noch nie erlebt. Normalerweise empfängst du Probleme mit offenen Armen und bittest sie wieder zu gehen, wenn sie dich stören. Durch Angelo hast du dein Selbstvertrauen verloren. Du lässt dich von den anderen runterziehen und klammerst dich sehr an Diego. Er liebt dich sehr, aber er leidet unter Stress. Er versucht alles gleichzeitig zu machen...", erklärte Ezequiel mir ernst und hörte auf zu lachen. Ich unterbrach ihn eilig. „Wie meinst du das? Was versucht Diego alles gleichzeitig zu machen?", fragte ich ihn verwirrt und auch besorgt. 

„Er versucht dich glücklich zumachen, dich zu beschützen, zu Arbeiten, den Text zulernen und bei dir zu sein. Wenn es nach ihm ginge, würde er immer in den Drehpausen hierher kommen. Er vergisst ständig seinen Text und ist generell nicht ganz bei der Sache. Ich will dir jetzt kein schlechtes Gewissen oder Vorwürfe machen, aber er konzentriert sich nur noch auf dich. Er steht dermaßen unter Druck, weil der Produzent meinte, wenn es so weitergeht, wird er Diego feuern. Ich habe ihn schon ein paar Mal, den Tränen nahe in seiner Garderobe gefunden. Es passt ihm nicht, dass du hier alleine bist, aber er will auch nicht, dass du da bist...", quasselte Eze weiter. Ich hörte ihm ungläubig zu. „Warte mal! Diego soll gefeuert werden? Wenn das passiert ist das meine Schuld!", murmelte ich und sprang auf. „Was hast du vor, Clari?", fragte mich Eze nervös. „Ich muss mal kurz ans Set! Kannst du mich dahinfahren?", antwortete ich ihm und sah ihn fragend an. „Er möchte aber nicht, dass du...", fing Eze an. „Mir ist aber gerade scheißegal, was er möchte oder nicht! Ihm geht es nicht gut und das liegt an mir! Also Ezelchen, fährst du mich dahin oder soll ich laufen?", fragte ich ihn fahrig. „Ich fahre dich, sonst reißt Diego mir noch den Kopf ab...", murmelte er und nahm seine Schlüssel. Ich rannte schnell ins Schlafzimmer und zog mir schnell etwas anderes an. Schnell kämmte ich meine Haare und flitzte die Treppe wieder runter. Das blaue Sommerkleid wehte leicht um meine Beine und ich schlüpfte in meine blauen Ballerina. „Fertig?", fragte Ezequiel mich und ich nickte. Ich nahm den Haustürschlüssel und verließ mit Eze das Haus. Wir stiegen in seinen Wagen und er fuhr los. 

Ich war nervös und hatte Angst vor dem was jetzt passieren würde. „Was machst du jetzt eigentlich mit dem Kind?", fragte Eze mich leise. Ich seufzte traurig. „Ich weiß es nicht... Ich will es nicht haben... Ich möchte es nicht in mir tragen... Wenn ich es austragen sollte und das Kind dann abgebe, dann bin ich trotzdem Mutter. Irgendwann wird das Kind herausfinden, dass es Pflege- oder Adoptiveltern hat und fragt nach der richtigen Mutter. Klar, so was ist anonym, aber wenn es dann herausfindet, dass ich die Mutter bin... Dann kommt die ganze Vergangenheit wieder hoch und ich durchlebe diesen ganzen Albtraum erneut... Aber ich habe Angst vor einer Abtreibung... Was ist wenn irgendetwas schief läuft und ich nie wieder Kinder kriegen kann?", jammerte ich und sah aus dem Fenster. „Und außerdem, wer sagt mir, dass das Kind wirklich von Brutus ist?", fügte ich leise hinzu. Eze bremste abrupt. „Moment, du bist dir nicht mal sicher, ob das Kind von Brutus ist?", fragte er mich entsetzt. Ich senkte den Blick und nickte beschämt. „Weiß Diego das?", fragte er mich weiter aus. Dieses Mal schüttelte ich den Kopf. „Aber bitte, sag es ihm nicht! Er hat schon einen riesen Hass auf Brutus...", schluchzte ich auf. Ezequiel fuhr das Auto an den Rand und umarmte mich sanft.




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