79. "Clara ist tot!"

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Ich lief von dem brennenden Flugzeugwrack weg und ließ mich in den Matsch des Feldes fallen. In meinem Arm hielt ich immer noch meine Violetta. Sie hustete stark, aber sie lebte noch. Wir lebten noch. Erleichtert fing ich an zu weinen. Die Angst wich langsam aus meinem Körper, Tränen liefen mir in Strömen die Wangen runter. „Clara!", hörte ich eine Stimme nach mir rufen. Ich hob den Kopf. Ein dunkelhaariges Mädchen taumelte auf mich zu. Madeleine. Ich stand auf und lief zu ihr, Violetta immer noch fest an mich gedrückt. Madeleine blieb stehen und weinte.

 Als ich bei ihr ankam umarmte ich sie fest. „Er ist tot...", hauchte Maddie leise und fing an loszuschluchzen. Wir sanken gemeinsam zu Boden. Lange saßen wir neben dem brennenden Wrack, hielten uns im Arm und weinten. Dann, endlich, trafen die Rettungskräfte ein. Madeleine, Violetta und ich wurden sofort zu einem Rettungswagen gebracht. Madeleine und ich standen beide unter Schock und hatten einige Schrammen, Prellungen und gebrochene Rippen, während Violetta mit einer leichten Rauchvergiftung ins Krankenhaus musste. 

Zitternd saßen Maddie und ich nebeneinander im Rettungswagen. Ich hatte sie tröstend in meine Arme gezogen. Violetta lag hustend auf der Trage. Wir lebten! Für mich war es noch immer ein Wunder! Wir zuckten erschrocken zusammen als mein Handy klingelte. Ich hatte es ohne zu bemerken eingesteckt! Mit zitternden Händen zog ich es aus meiner Hosentasche. Diego. Madeleines Blick fiel ebenfalls auf mein Handy. „Geh dran... Ihr solltet reden!", murmelte sie und sah mich mit traurigen Augen an. Ich ließ mein Handy sinken. „Ich kann das nicht, Madeleine. Es wäre besser wenn er denkt, dass ich nicht mehr lebe...", antwortete ich leise und wusste wie schrecklich das klang.

 „Wie kannst du so etwas nur sagen, Clari! Er liebt dich!", meinte sie erschrocken. Ich hob meinen Blick und sah sie fest an. „Eben deshalb! Er soll sich nicht diese verdammten Sorgen um mich machen! Er soll endlich begreifen, dass er durch das, was er mir antut, mich auch verlieren kann! Es klingt zwar echt schrecklich, aber er soll mal genauso leiden wie ich gelitten habe!", erklärte ich ihr und wischte mir die aufkommenden Tränen weg. Das Handy hatte kurz aufgehört zu klingeln, dann fing es wieder an. Lara. „Wer ist das jetzt?", fragte Madeleine. „Meine Schwester...", antwortete ich leise. „Soll sie auch denken du wärst tot? War sie eine so grausame Schwester für dich?", fragte Maddie anklagend. „Du hast keine Ahnung, Madeleine!", antwortete ich mit fester Stimme. 

Es hörte wieder auf zu klingeln. „Wenn Diego das nächste Mal anruft, dann gib mir das Handy!", sagte Maddie ergeben und im selben Moment rief Diego wieder an. Ich reichte ihr mein Handy. „Und jetzt sag nichts mehr... Überhaupt nichts!", meinte sie und nahm ab. „Hallo? Hier ist Madeleine Mikusch... Diego?... Langsam! Ja, ich kenne Clara... Ja, ich weiß auch wo sie ist. Sie liegt neben mir...", sagte Maddie und beobachtete mich traurig. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe rum. Es war nicht richtig Diego so zu belügen, aber mir blieb nichts anderes übrig! „Nein, du kannst nicht mit ihr reden!... Es liegt nicht daran, dass sie nicht mit dir reden will. Es hat einen anderen Grund..." 

Maddie schluchzte auf und Tränen liefen über ihre Wangen. „Was los ist? Verdammt, das Flugzeug in dem ich saß ist abgestürzt! Ich habe meinen Vater und meine neue Freundin verloren! Ich habe jetzt gerade nun mal nicht die beste Stimmung!" Maddie lauschte kurz Diegos Stimme. „Was das heißen soll? Clara ist tot! Violetta auch... Es tut mir fürchterlich leid... Ich kannte sie zwar nicht lange, aber sie war eine wundervoll Freundin... Sie liebte dich wirklich sehr. Es tat ihr leid, was sie zu dir gesagt hatte... Sie will das du auf ihre Schwester aufpasst!", meinte Madeleine leise. Ich sah sie dankbar an. „Danke. Auf Wiederhören!", sagte sie noch und legte auf. 

Tränen liefen mir über die Wangen. „Danke, dass du das für mich getan hast!", murmelte ich. „Was willst du ihm sagen, wenn du wieder vor ihm stehst? Vielleicht: „Guten Tag, Diego! Ich habe ein Mädchen damals gefragt, ob sie dir nicht sagen könnte, dass ich bei einem Flugzeugabsturz gestorben bin. Aber wie du siehst, mir geht es blendend und ach ja, tut mir leid, dass du so am Boden zerstört warst! Es war besser für dich zu denken, ich wäre tot. Du sollst dich mal so fühlen wie ich es immer tat!" Er wird dich hassen dafür, Clara!", versuchte sich mich zum Umdenken zu bringen.

 Ich seufzte. „Das weiß ich... Aber dennoch wird er mich lieben, weil er das schon immer tat! So sehr er es auch versuchen würde, er könnte mich nie hassen!", gab ich leise zu. Mein Handy piepte. Diego hatte etwas auf Insta gepostet. Es war ein Bild von mir in schwarzweiß. 

Mein Herz wurde schwer

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Mein Herz wurde schwer. „Es war eine bekloppte Idee gewesen, oder?", fragte ich Madeleine nachdenklich und sie nickte zustimmend. „Aber ich habe dir dabei geholfen, dass macht es auch nicht besser!", meinte sie leise. Schweigend saßen wir da und starrten auf Violetta, die auf der Trage schlief und ab und zu hustete. Die Sanitäter stiegen in den Wagen und wir machten uns auf den Weg ins Krankenhaus. Madeleine kuschelte sich an mich. Ich legte meine Arme um sie. Sie hatte bei dem Absturz ihren Vater verloren und ich hatte nichts Besseres zu tun, als Diego vorzumachen das ich gestorben war?! Ein Herz klopfte wild vor Trauer und Aufregung. Die Sanitäter unterhielten sich über den Absturz. Auch wenn Lodovica und Simone mir ein wenig Italienisch beigebracht hatten, ich verstand kaum etwas. 

Doch ich wusste inzwischen, dass es viele Tote gab. Madeleine hörte aufmerksam zu. „Verstehst du was die sagen?", fragte ich sie und Maddie nickte. „Sie sagen, dass wir viel Glück gehabt haben. Bisher haben sie noch vier andere Überlebende gefunden. Doch diesen schweben in Lebensgefahr, sowie auch Violetta. Sie werden uns so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen...", übersetzte Madeleine mir schnell. Ich fing an zu zittern. Meine Tochter schwebte in Lebensgefahr und ich war daran schuld! Ich brach augenblicklich in Tränen aus. Wie sehr sehnte ich mich jetzt nach Diego... 

Ich wollte meinen Diego bei mir haben! Aber dieser ging ja jetzt davon aus, dass ich tot war. Ich weinte immer und immer mehr. Langsam begriff ich, was ich eigentlich getan hatte! Ich habe überreagiert, bin abgehauen ohne mich mit Diego zu versöhnen... Ich habe ihm seine Tochter weggenommen, die jetzt in Lebensgefahr schwebte und zu allem Überfluss habe ich ihm die Lüge aufgetischt, dass ich tot wäre, sowie auch Violetta... Madeleine strich sanft über meine Schulter und versuchte mich zu beruhigen. Die Rettungskräfte sahen mich mitleidig an. 

„Beruhige dich, Clari!", raunte mir Maddie sanft zu. Ich konnte und wollte mich nicht beruhigen. Madeleine zog mich an sich und zur Abwechslung klammerte ich mich mal weinend an sie. „Es wird alles gut, Clari...", flüsterte Maddie ruhig und strich mir durch die Haare. „Violetta wird nichts passieren!" Sie versuchte mir Hoffung zu geben und das obwohl es ihr gerade selbst mehr als nur schlecht ging.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt