91. Familie

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Ich schlief auf seinem Arm ein, doch ich wurde sofort von schlimmen Albträumen geplagt, die mich schreiend wach werden ließen. Diego drückte mich an sich und lief gerade die Treppen zu unserem Zimmer hoch. „Beruhige dich, Clari! Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit!", sagte er ruhig zu mir. Er betrat den Flur zu unserem Raum. Ich hörte Maddie schon auf dem Flur lachen. „Was ist denn jetzt eigentlich die Überraschung?", fragte ich erschöpft. 

„Das sage ich wenn alle dabei sind!", sagte er geheimnisvoll und ließ mich vorsichtig auf den Boden zurück. Ich humpelte leicht zum Türrahmen und hielt mich fest. Ich spürte ein starkes Ziehen im Unterleib und verkrampfte etwas. „Ist alles in Ordnung bei dir, Clara?", fragte mich Diego und strich mir durch die Haare. „Ja, alles gut! Ich will mich nur gerne hinlegen. Er schloss die Zimmertür auf und trug mich in den Raum. „Clara!", hörte ich Laras Stimme und kurz darauf hielt ich meine weinende Schwester im Arm. 

„Ähm, Lara? Was machst du hier?", fragte ich sie überrascht. Wo kam sie plötzlich her? „Ich wollte dich sehen! Diego hatte gestern Abend angerufen und hat mir erzählt, dass du lebst und er bei dir in Rom ist. Also bin ich ebenfalls hergekommen!", erzählte sie mir lebendig. Ich nickte nur schwach, rutschte ganz von Diegos Armen runter und taumelte zum Bett. Vollkommen fertig legte ich mich hin. Diego hielt gezielt Abstand und traute sich nicht näher als 40 cm an das Bett heran. Jetzt sah ich Madeleine, die Violetta im Arm hielt und liebevoll mit ihr spielte. 

„Violetta!", hauchte ich und merkte wie mir die Augen zufielen. „Lara, Madeleine, geht doch bitte ein wenig mit Vilu im Park spazieren! Clara braucht ihre Ruhe!", meinte mein Freund und sah mich sanft an. Vorsichtig deckte er mich zu. „Leg dich zu mir!", bettelte ich müde, als er von dem Bett zurück wich. „Wirklich?", fragte er überrascht, doch ich nickte zustimmend. „Ich brauche deine Nähe!", gab ich verlegen zu und sah ihn bittend an. Er zog die Schuhe aus und setzte sich neben mich ins Bett. Ich legte meinen Kopf auf seinen Bauch und drückte mich müde an ihn. Sanft legte er seine Arme um mich und strich mir zärtlich über den Rücken. 

„Danke, Diego!", murmelte ich leise und Tränen liefen mir langsam über die Wangen. „Das mache ich doch gerne, meine süße Prinzessin! Ich bin immer für dich da wenn du mich brauchst!", antwortete er aufbauend und zog mich vorsichtig an sich. Ich seufzte leise und ich spürte, wie der ganze Stress von mir abfiel. Ich versuchte die Tränen, die da durch hochkamen, zu unterdrücken, aber ich schaffte es nicht. Ich fing an zu weinen, erst leise, dann immer lauter. Diego zog mich tröstend an sich. Ich klammerte mich weinend an ihn. 

„Ich wünschte, ich hätte es verhindern können...", murmelte Diego leise und ich wusste wie schlecht es ihm ging. Er liebte mich sehr, dass zeigte sich gerade wieder einmal. Zart fuhr er mir durch meine Haare, darauf bedacht, dass ich nicht in Panik geriet. Er wurde wieder vorsichtig. Ich setzte mich weinend auf und sah ihn an. „Diego?", murmelte ich und ich sah sofort die Besorgnis in seinem Gesicht. „Ja, Prinzessin?", fragte er mich unsicher. „Kannst mich in Arm nehmen ohne vorsichtig zu sein? Stell dir vor ich wäre eine ganz normale Freundin, die gerade Liebeskummer hat und dich jetzt braucht!", schniefte ich leise. 

Sein Blick wurde kurz dunkel, doch er zog mich sofort in eine feste Umarmung. Schluchzend drückte ich mich an ihn. Mit mir im Arm legte er sich hin und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Meine Prinzessin! Ich hoffe so sehr, dass ich nie wieder etwas falsch machen werde! Das hast du nicht verdient!", hauchte er leise. Er erwartete keine Antwort darauf, das hörte ich daran wie er es sagte. Ich kuschelte mich an ihn und merkte wie ich langsam einschlief. Ich lauschte Diegos ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag und seiner beruhigenden Atmung. 

Er war nicht mehr so vorsichtig wie eben, aber dennoch versuchte er mir keine Angst zu machen. Ich schlief ein und wurde erst wieder wach als Lara und Madeleine das Zimmer lautstark betrat. Diego zischte die beiden an, sie sollten doch bitte leise sein, doch ich war jetzt wach. Verschlafen rieb ich meine Augen und hob den Kopf. „Danke!", maulte Diego die beiden jungen Mädchen an. „Clara hatte gerade ruhig geschlafen!" Lara sah ihn zerknirscht an. „Tut uns leid, dass wussten wir nicht!", murmelte sie leise. 

„Lass sie doch, Diego!", besänftigte ich ihn noch immer etwas benommen vom schlafen. Ich musterte ihn etwas. Er blutete etwas an seinen Armen und hatte einige blaue Flecken und Kratzspuren. „Was ist passiert?", fragte ich ihn und strich über seinen Arm. „Du bist passiert, Clari. Aber mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut!", sagte er sanft und streichelte über meine Wange. „Ich war das?", murmelte ich leise. „Du hast geträumt... Es ist wirklich alles gut. Mach dir keine Vorwürfe, Prinzessin! Das werde ich überleben", beruhigte er mich. „Aber ich... ich habe dich verletzt!", stellte ich klar. „Das war doch keine Absicht von dir gewesen! Das weiß ich doch, meine Süße!", sprach er ruhig auf mich ein. 

Ich nickte etwas und ließ meinen Kopf auf seine Brust sinken, bevor ich wieder in Tränen ausbrach. Lara und Madeleine standen neben uns und beobachteten mich unsicher. Diego drückte mich sanft wieder an sich. „Ganz ruhig, Prinzessin. Es ist alles in Ordnung! Ich werde dich nie wieder alleine lassen!", hauchte er liebevoll und hielt mich nah an sich gedrückt. Ich hörte wie Lara und Madeleine leise quiekten, das brachte mich etwas zum lachen. Diego lächelte leicht und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich löste mich vorsichtig von ihm und sah zu den beiden Mädchen. Lara hielt die schlafende Violetta im Arm. „Möchtest du deine Tochter haben?", fragte sie mich sanft und ich nickte. Vorsichtig, um Violetta nicht zu wecken, legte Lara mir meine Tochter in den Arm.

 „Danke, Larita!", hauchte ich leise und lächelte sie an. „Gerne doch, Schwesterchen!", antwortete sie mir und musterte mich und Diego glücklich, „Ihr seid eine so wunderbare Familie! Zu schade, dass ihr nicht verheiratet seid..." Diego und ich wechselten einen traurigen Blick, dann widmete ich mich wieder meiner Tochter. „Diego, was hast du denn jetzt eigentlich für eine Überraschung für uns?", fragte ich neugierig und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Diego grinste. „Ich dachte, du hasst Überraschungen?", meinte er belustigt. „Jaja, tue ich auch, aber trotzdem bin ich neugierig! Also?" Ungeduldig sah ich ihn an. „Ich habe dir deinen Wunsch erfüllt, Clara", antwortete er liebevoll. Meinen Wunsch? „Du hast...", fing ich ungläubig an und strahlte dann. 

„Ja, genau das habe ich!", lächelte er sanft. Überglücklich fiel ich ihm um den Hals. „Danke, du bist der Beste! Weißt du das eigentlich?", fragte ich ihn. Lara und Maddie sahen uns nur verständnislos an. „Klar, weiß ich das. Schließlich weiß ich doch wie viel die an ihr liegt!", raunte er mir sanft ins Ohr. „Ich liebe dich, Diego!" Violetta wurde wach und lachte leise. „Was denn für einen Wunsch?", fragte Lara nach. Stimmt, die zwei hatten ja wirklich keine Ahnung! 

„Naja, Maddie wollte doch unbedingt eine Familie haben und Clara hatte mich nur etwas gefragt. Heute Morgen hatte ich ein Termin beim Jugendamt. Madeleine ist jetzt offiziell unsere Pflegetochter!", erklärte Diego den beiden. Maddie starrte uns nur fassungslos an. Lara strahlte begeistert. „Willkommen in der Familie, Madeleine!", sagte sie und drückte sie an sich. Maddie erwiderte immer noch überrascht die Umarmung. 

„Danke, Diego!", murmelte sie, als sie sich von Lara gelöst hatte. „Du musst mir nicht danken. Ich habe es gemacht um zwei wichtigen Menschen in meinem Leben glücklich zu machen! Clara und dich!", meinte er freundlich. „Danke, dass ich unwichtig bin!", entgegnete Lara eingeschnappt. „Das habe ich nie gesagt! Du kanntest sie da ja noch gar nicht!", erwiderte Diego. Lara stimmte leise zu. Ich liebte meine Familie, auch wenn sie manchmal echt merkwürdig war.


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt