Lange saßen wir da. Schwiegen. Weinten. Sahen uns nicht einmal mehr an. Ich hatte Angst ihn zu verlieren. Ich wollte ihn nicht verlieren! Nach ein paar Stunden stand er dann auf und schloss die Balkontür. Ich folgte ihm mit meinem Blick. „Leg dich hin und schlaf!", sagte er dann zu mir und deutete auf das Bett. „Nicht, wenn du nicht dabei bist!", widersprach ich und blieb trotzig sitzen. Diego seufzte leise. „Dann eben nicht!", murmelte er und setzte sich auf das Bett. Er senkte seinen Kopf auf seine Hände.
Ich beobachtete ihn lange. Es war meine Schuld, dass er sich so verhielt. Ich stand auf und ging zu ihm. Vorsichtig setzte mich hinter ihn und schlang meine Arme um ihn. „Clara, lass mich in Ruhe!", murmelte er traurig. Die Wut in seiner Stimme war verschwunden. „Ich weiß, ich habe viel Mist gebaut. Aber es tut mir wirklich leid. Bitte sei nicht sauer auf mich!", bettelte ich genauso traurig. Vorsichtig stieß er mich von sich weg.
„Ich bin eher enttäuscht, traurig und verletzt! Jetzt lass mich in Ruhe!", erklärte er mir und stand auf. Ich lief ihm sofort hinterher. Vorsichtig zog ich den Ring ab. Ich nahm vorsichtig Diegos Hand und gab ihm den Ring zurück. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich drehte mich um und ging wieder zum Bett. Lautlos weinend legte ich mich hin und versuchte einzuschlafen, doch ich schaffte es nicht. Nach einigen Minuten spürte ich Diegos Blick auf mir liegen und hörte ihn seufzen. Leise fing ich an zu schluchzen. „Ich weiß, dass du nicht schläfst!", murmelte Diego und kam auf mich zu.
Ich reagierte nicht. Weiterhin hatte ich ihm den Rücken zu gedreht und tat so als würde ich schlafen. „Clari... Du bist wach. Du brauchst mir nichts vormachen", seufzte er und hockte sich neben mich. Ich ignorierte ihn. Ich spürte eine sanfte Berührung an meiner Taille. Vorsichtig deckte Diego mich zu und streichelte mir über die Schulter. „Du bist eine wunderschöne Frau, Clara. Es hat mich sehr verletzt als du meintest, dass es besser gewesen wäre, dass du bei dem Absturz gestorben wärst. Das stimmt nicht, Clarita! Du bist wundervoll so wie du bist!", murmelte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Immer mehr Tränen liefen über meine Wangen. Nun schwieg er.
Dieses bisschen Nähe, die ich von ihm bekam, beruhigte mich sehr. Ich drehte mich leicht zu ihm und sein Kopf rutschte auf meine Brust. „Es tut mir leid, Diego... Ich weiß, dass es nicht in Ordnung war, was ich gesagt habe... Aber ich bin verzweifelt. Ich habe Angst um Violetta...", schluchzte ich leise. Er hob sanft den Kopf und sah mich an. „Das weiß ich doch, Clara. Aber was willst du jetzt im Krankenhaus machen? Du darfst nicht zu ihr!", hauchte er liebevoll und strich mir durch die Haare. „Bist du mir böse?", fragte ich leise. Er schüttelte den Kopf und legte seine Hand auf meine Wange. „Ich bin froh dich zu haben, Clara. Du bist eigentlich zu gut für mich...", murmelte er müde.
„Das stimmt gar nicht, Diego! Ich bin weggelaufen, habe dir deine Tochter weggenommen, bin wirklich undankbar dir gegenüber... Ich bin nicht zu gut für dich!", gab ich seufzend zu. Diego seufzte leise und strich über meine Wange, die tränenüberströmt war. „Du bist perfekt für mich! Da kannst du nichts gegen sagen. Ich liebe dich, Clara!", sagte er und hielt mir unsicher den Ring wieder hin. „Ich bin alles nur nicht perfekt...", murmelte ich und sah auf den Ring. Ich zögerte. Wollte ich das wirklich? Wir schafften es immer irgendwie aneinander zu geraten, das würde in einer Ehe genauso werden. Würde sich das lohnen?
Diego erwiderte nichts auf meine Antwort, sondern sah mich erwartungsvoll an. Ich senkte den Blick und dachte weiter darüber nach. Ich fragte meinen Kopf. Er konnte sich nicht entscheiden. Meine Gefühle waren gerade total beschäftigt. Freude und Trauer spielten fangen, Angst und Liebe stritten sich, Hass und Wut spielten Karten. Ich fragte mein Herz. Vernunft erzählte mir, dass sie in die Freude verliebt war und Vertrauen sagte mir, dass sie Liebe ganz toll fand. War das eine große Hilfe gewesen? Nein, im Endeffekt nicht! Ich war genauso ahnungslos wie vorher. Ich entschied mich dafür meinem Instinkt zu folgen. Ich öffnete die Augen und sah Diego an. Vorsichtig nahm ich seine Hand und drückte sie sanft zu. Tränen sammelten sich leicht in seinen Augen.
„Es ist besser so, glaube mir!", sagte ich leise und drehte ihm wieder den Rücken zu. Trauer hat aufgehört mit Freude fangen zu spielen und realisierte gerade was hier passiert war. Tränen liefen mir über die Wangen. Seine Freunde Liebe und Vernunft versuchten Trauer zu beruhigen, doch das geradezu unmöglich. Diego stand auf, strich mir kurz sanft durch die Haare und küsste vorsichtig meine Schläfe. Danach wich er von mir und ich hörte wie er wieder auf den Balkon ging. Leise weinte ich mich in den Schlaf. Ich träumte ziemliches wirres Zeug. Ich träumte von kleinen weißen Hunden, schwarzen Katze und Pferden, die fliegen konnten. Von Hühner, die mich auslachten und von Eseln, die mit mir redeten. Als ich wieder wach wurde, war es hell draußen. Diego war verschwunden. Über einen Stuhl hing ein Kleid. Neugierig stand ich auf und sah es mir an.
Es war ein sehr leichter Stoff mit vielen Blumen. Zu dem Kleid gehörte auch noch ein brauner Gürtel. Vorsichtig strich ich über den zarten Stoff. „Es ist wunderschön", hauchte ich leise. Mit zitternden Händen nahm ich das Kleid an mich. Hundemüde lief ich ins Badezimmer und zog mir das Kleid an. Als ich die Haarbürste nahm fiel etwas ins Waschbecken. Eine Halskette. An der Kette war ein Ring befestigt. Der Verlobungsring. Ich lächelte leicht und legte mir die Kette mitsamt Ring um den Hals.
Eilig kämmte ich mir die Haare und steckte sie mir leicht hoch. Meine braunen Haare fielen mir in sanften Locken in den Rücken. Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel. Ich sah wirklich schön aus. Langsam verließ ich das Badezimmer. Noch immer war ich alleine. Wo war Diego denn bitte? Er kann doch nicht einfach so verschwunden sein! Seufzend ließ ich meinen Blick über den Raum schweifen. Mein Blick blieb an einem kleinen Zettel hängen, der auf meinem Nachtschrank lag. Schnell lief ich hin und las ihn durch.
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Claras Vergangenheit ✔
Teen Fiction~Wahre Liebe findest du nur, wenn du Mut zur Katastrophe hast.~ Clara Alonso: (schüchtern, zurückhaltend, oft unsicher, fasst nicht so schnell vertrauen) Sie hatte schon einige Beziehungen, wurde aber nur verletzt... und es gab auch eine etwas ander...