41. Körperverletzung im Führungszeugnis?

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„Clara, mach die Tür auf!", rief Diego sanft. „Nein!", schrie ich zurück. „Clari, bitte!", sagte Lara weinerlich. „Dir mache ich schon mal gar nicht auf!", gab ich wütend zurück. „Lara, es wäre besser wenn du runter gehst!", sagte Diego tröstend zu Lara. Den Blumentopf, den ich gerade zurück auf die Fensterbank stellen wollte, warf ich wütend zu Boden, schloss die Tür auf und rannte auf den Flur. „Clara!", sagte Diego und wollte mich festhalten.

„Fass mich nicht an!", schrie ich und rannte an Lara vorbei, die Treppe runter. Ohne zu Zögern folgte mir Diego. Ich rannte raus auf den Bürgersteig. Die Straße hatte sich inzwischen wieder stark erhitzt und ich rannte barfuß über den heißen Asphalt. „Clara, warte doch!", rief Diego verzweifelt und hatte mich auch relativ schnell eingeholt. Er stellte sich mir in den Weg. „Hör mir doch mal zu, Clara!", sagte er ruhig.

„Ich will dir aber nicht mehr zuhören! Lass mich doch einfach in Ruhe!", schrie ich ihn an und rannte, ohne zu gucken, auf die Straße. „Clara, pass auf!", schrie Diego plötzlich und ich sah ein Auto auf mich zu rasen. Wie versteinert blieb ich stehen und starrte wie ein verschrecktes Reh auf den Wagen. Der Fahrer war gerade in einen Streit mit seiner Beifahrerin vertieft und hatte mich bisher noch nicht wahrgenommen. Ich spürte einen festen Ruck und stolperte von der Straße.

Im selben Moment hörte ich auch die Reifen quietschen. Ich zitterte erschrocken und mein Herz schlug wild. Ich brauchte einige Zeit bis ich begriff, dass der Wagen mich beinahe erfasst hätte. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Faustschlag und ich fing an zu schluchzen. Zwei Arme legten sich um mich. „Es ist alles gut, Clara! Ich bin bei dir! Dir ist nichts passiert!", murmelte Diego eher zu sich selbst als zu mir. Der Fahrer des Wagens stieg aus und kam schnell auf uns zu gerannt. Ich geriet in Panik. „Diego... Lass mich los! Ich muss hier weg!", sagte ich panisch.

„Clara, dir wird nichts passieren! Ich passe auf dich auf!", sagte er ruhig und drückte mich sanft an sich. Aber auf seine Worte und seine Nähe konnte ich gerade gepflegt verzichten! Ich zappelte panisch in seinen Armen rum und versuchte mich zu befreien. „Hey, lassen Sie die Frau los!", fuhr der fremde Fahrer Diego an. „Kommen Sie ja nicht näher!", gab Diego zurück. Er dachte nicht daran mich los zu lassen. „Diego...", schluchzte ich panisch. „Lass mich los, bitte! Ich habe Angst!" Zögerlich ließ er mich dann auch wirklich los.

„Clara... Bitte, renn nicht schon wieder weg, ja?", fragte er sanft. Ich sah ihn kurz an und sein trauriger Blick brach mir das Herz. „Ich... ich kann nicht, Diego... Tut mir leid!", schluchzte ich und rannte über die Straße. Ich drehte mich kurz um und sah, wie Diego und dieser Fahrer aneinander gerieten. Ich rannte zu einer Baumgruppe und beobachtete von dort aus Diego und diesen fremden Mann. Die Beifahrerin stieg gerade aus und unterstützte den fremden Mann.

Leider war die zu weit weg um sie zu verstehen. Was ich aber sah, war, dass sie Diego fertig machen. Wild gestikulierend versuchte Diego den beiden etwas zu erklären, wovon die zwei anscheinend nichts wissen wollten. Plötzlich wurde der Fremde handgreiflich und stieß Diego zu Boden. Ich zuckte erschrocken zurück und hielt mir die Augen zu. Erst als ich Diego vor Schmerz aufschreien hörte, nahm ich die Hände von den Augen und sah wie die beiden aufDiego eintraten und schlugen. Entsetzt schrie ich auf und rannte zurück. Schützend stellte ich mich vor Diego.

„Hört auf! Aber sofort!", rief ich panisch. Die zwei hielten inne. „Junge Frau, geht es Ihnen gut?", fragte der Mann und kam auf mich zu. „Gehen Sie weg!", schrie ich verängstigt auf. „Hat er Sie bedroht?", fragte die Frau und deutete auf Diego. „Nein, hat er nicht! Im Gegenteil! Er hat mich gerettet, weil Sie mich sonst überfahren hätten!", sagte ich sauer und sah den Mann an. „Das sah eben aber anders aus!", meinte der Mann.

„Sie haben gar keine Ahnung! Sie haben sich auch nicht in meine persönlichen Probleme einzumischen! Sie machen sich beide jetzt am besten vom Acker sonst rufe ich die Polizei! Köperverletzung macht sich nicht gut im Führungszeugnis!", fauchte ich und tatsächlich drehten sich die beiden um. Sie stiegen in ihr Auto und verschwanden relativ schnell. Kaum das sie weg waren, warf ich mich neben Diego.

„Hey, Diego! Ist alles in Ordnung?", fragte ich, aber er reagiert nicht. Meine Panik wurde noch größer als ohnehin schon. „Diego! Ich habe keine Lust auf irgendwelche Scherze!", schluchzte ich auf. Noch immer keine Reaktion von Diego. Leicht rüttelte ich an ihm. „Diego! Wach auf,bitte!", schluchzte ich weiter und rüttelte erneut an ihm. Er verzog leicht das Gesicht und hob dann seine Hand, um sich an die Stirn zu fassen.

„Clara?",fragte er leise und relativ hoffnungslos. Ich fiel ihm erleichtert um den Hals. „Mein Gott, Diego! Mach das nie wieder! Ich hatte totale Angst um dich!",schluchzte ich. Überrascht legte Diego seine Arme um mich. „Clara! Meine Clara! Ich dachte, du wärst weg gelaufen. Was machst du denn hier?", fragte er mich verwirrt. „Ich dachte, ich hätte dich endgültig verloren...", fügte er leise hinzu. Ich drückte ihn fester an mich.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich einfach so alleine lasse, nachdem du mich gerettet hattest! Ich habe euch beobachtet! Außerdem habe ich dir gesagt, dass du mich nie ganz verlieren würdest!", murmelte ich leise. „Sei bitte nicht sauer auf Lara... Sie hat mich einfach nur getröstet!", meinte Diego versöhnlich. Ich seufzte resigniert. „Das weiß ich doch... Ich habe es ja gehört...", gab ich etwas widerwillig zu. Diego erstarrte leicht.

„Was hast du alles gehört?", fragte er nervös. Ich schluchzte leicht und löste mich von ihm. „Das du lieber in der Sonne sitzen würdest als mich zu sehen...", hauchte ich weinerlich. „Ach, Clara...", sagte er sanft und strich mir behutsam eine Strähne hinters Ohr. „Ich würde keine andere dir vorziehen und schon gar nicht deine Schwester!" Vorsichtig legte er einen Arm um mich und sah mich fragend an. „Freunde trösten sich auch untereinander...", murmelte ich lächelnd. Zärtlich zog er mich an sich und streichelte über meine Schulter.



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