121. Eifersucht am laufenden Band

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„Ich bin nicht gerne in Tristans Nähe. Er flirtet die ganze Zeit mit mir und fasst mich immer an. Du hast allen Grund zur Eifersucht", gab ich leise zu und strich über meine Unterlagen. Diego machte eine Vollbremsung und sah mich entsetzt an. „Er macht was?!" Ich sah intensiv auf meine Mappe, wo die Partituren für das Stück drin waren.

„Deshalb will er nicht, dass ich jemanden mitbringe. Es könnte ja jemand sein, der mich beschützt. Wie du eben!", antwortete ich schüchtern. „Du bist nicht so selbstbewusst wie du gesagt hast. Du hast nur gelernt mit dieser Angst zu leben." Ich nickte als Antwort. Er nahm meine Hand und drückte einen liebevollen Kuss auf den Handrücken.

„Ich werde dich heute in deinen Unterricht zu begleiten, ob dein Vorgesetzter es will oder nicht!", sagte er entschlossen. Ich sah ihn an und lächelte etwas. „Danke, mein Schatz!", hauchte ich, zog ihn zu mir und legte meine Lippen auf seine. Zärtlich erwiderte er den Kuss kurz, bevor er sich löste. „Wir müssen weiter, sonst kommst du noch zu spät!" Ich musste nun lachen.

Zu Spät kam ich sowieso, aber Tristan würde sofort mit Diego konfrontiert werden. Das würde noch ein großes Kino für die Kinder werden. Wir kam wenige Minuten später bei der Schule zum Stehen. „Du musst mir Versprechen, dass du nicht gleich auf ihn losgehst, wenn du ihn siehst, ja?", bat ich ihn. Sein Blick war dunkel vor Wut. Er würde es mir nicht versprechen, dass sah ich ihm an.

„Diego!"

Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich dir nicht versprechen!", gab er zu und schnallte sich ab. Gemeinsam stiegen wir aus und zusammen liefen wir ins Gebäude. Nicole und Emma liefen mir entgegen. „Clara! Da bist du ja endlich! Christian und Tom prügeln sich im Klassenraum und Herr Tosma steht daneben und feuert sie an!", beschwerte sich Nicole aufgeregt.

Ich zögerte nicht eine Sekunde und sprintete die Treppe hinauf zum Klassenraum. Schon von weitem hörte ich das Geschrei der Jungs. Ich rannte in den Raum, stieß Tristan zur Seite und riss die Jungs auseinander. „Was soll das? Spinnt ihr?", schrie ich die Beiden an. Alle waren ruhig und sahen mich ehrfürchtig an.

„Er versucht mir meine Freundin auszuspannen!", schrie Tom und wollte sich wieder auf seinen Feind stürzen. „Was will ich denn von dieser Tussi? Ich bekomme ja schon von ihrer Stimme Kopfschmerzen!", fuhr Christian Tom an. „Tja, Tom, wenn du immer so um deine Freundin kämpfst, dann verstehe ich, warum sie dich alle verlassen!", lachte Tristan, der uns beobachtete.

„Sei du mal ganz leise!", flaumte ich ihn an und wandte mich wieder an die zwei Streithähne. „Egal was euer Problem ist, Gewalt ist keine Lösung!" Tristan lachte weiter. „Was stellst du dir vor, Clara? Das sie sich jetzt dahin setzen und über ihre Gefühle reden? Das sind Kerle, oder eher gesagt wollen sie welche werden, die reden nicht über ihre Gefühle. Richtige Männer lassen die Faust sprechen!", stachelte mein Vorgesetzter die Jungs weiter an und plötzlich wurde ich weggestoßen.

Ich fiel zu Boden und schlug mit den Kopf gegen das Lehrerpult. „Clara!" Sofort saß Diego neben mir und strich durch mein Haar. „Ist alles gut, Süße?", hauchte er besorgt und musterte mich kurz. „Ja... ja alles gut! Hilfst du mir auf?", murmelte ich etwas benommen. Die Jungs hatten erschrocken voneinander abgelassen und starrten nun mich und Diego an.

„Nimm deine dreckigen Flossen von ihr!", fuhr Tristan Diego an. „Diese Frau gehört mir!" Diego lachte kurz auf, ignorierte ihn aber geflissentlich. Liebevoll half er mir auf und drückte mir ein Kuss auf die Stirn. Ein leises Quieken ertönte von den Mädchen. Dann wandte sich mein Freund an Tristan. „Kleine Nebeninfo: Clara ist kein Gegenstand. Sie gehört nur sich selbst, sonst niemanden! Und damit wir uns beide verstehen, sie ist meine Freundin!", stellte er klar und zog mich demonstrativ an sich.

Tristan lief rot an und knirschte mit den Zähnen. „Clara hat keinen Freund. Der ist nämlich tot, sie will es sich nur nicht eingestehen!", zischte er und ging bedrohlich um den Tisch herum. „Lass dich jetzt nicht provozieren! Du kannst mich beschützen, aber du gehst nicht auf ihn los!", raunte ich Diego zu und hielt ihm am Arm fest. Ich lehnte mich an meinen Tisch.

„Clara, geht es dir nicht gut?", murmelte er besorgt und legte seine Hand an meine Wange. „Mein Kopf tut weh und mir ist ein wenig schwarz vor Augen geworden. Es ist alles gut!", beruhigte ich ihn. Er stellte sich neben mich und zog mich an seine Brust. Zum ersten Mal sahen die Schüler Diegos Gesicht und wir hörten ein erstauntes Aufatmen, darauf folgte ein begeistertes Kreischen. Tristan war total verwirrt.

„Geh, Tristan! Du störst meinen Unterricht!", murmelte ich giftig und jagte ihn aus dem Raum. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, da sprangen alle Schülerinnen und Schüler auf und kam zu uns gerannt. Wir wurden von allen fest umarmt und mir wurde klar, dass ich keine weiteren Kinder brauchte, wenn ich diese hier hatte.

„Jetzt setzt euch wieder!", rief ich laut und alle hörten auf mich. „Setz dich hin, Clara!", meinte Diego zu mir. „Du brauchst mich jetzt nicht zu bemuttern, Diego! Danke, dass du mich verteidigt hast", antwortete ich und lächelte ihn kurz an. „Könntet ihr mir mal erklären, was mit Lorena, ich meine, mit Frau Sanchez passiert ist?", fragte ich meine Klasse.

Alle schwiegen.

Bis auf Nicole.

„Das ging alles so schnell. Sie hatte die neuen Partituren dabei. Also die, die wir für das neue Stück bekamen und gerade als sie sich die Gitarre geholt hatte und Sanquita am Piano saß, klingelte ihr Handy", erklärte sie aufgeregt.

Kylie nickte wild und erzählte weiter: „Sie hatte eine Nachricht bekommen. Sie hatte sie geöffnet und wurde schneeweiß im Gesicht. Sie meinte, sie müsste schnell weg. Sie wollte dich unterwegs anrufen. Sie hat die Gitarre auf den Boden fallen lassen und hat ihre Sachen genommen. Plötzlich brach sie zusammen und schlug sich an der Tischkante den Kopf auf. Maia hat dann schnell den Notdienst gerufen, während Christian und Tom Herrn Tosma geholt haben."

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt