82. Wiedersehensfreude

194 33 8
                                    

„Hey, Clari!", hörte ich nach einiger Zeit Maddies Stimme. Erst war es nur ein sanftes Stupsen, als ich aber nicht reagierte kniff sie mir in die Seite. „Aua!", beschwerte ich mich bei ihr. Sie grinste frech. „Ich wollte dich nur wach bekommen!", lachte sie. „Warum denn?", grummelte ich müde. Ich wollte weiter von Diego träumen, so wie ich es auch getan hatte, bevor mir meine Freundin in die Seite gekniffen hatte. 

„Du kannst ja gleich weiterschlafen, aber, sieh mal wer da kommt!", hauchte sie und zeigte in Richtung Stationseingang. Kreischend sprang ich auf und rannte den Flur entlang. Diego! Ich brauche jetzt nicht mehr von ihm träumen. Ich hatte ihn jetzt bei mir! Er ließ seine Sachen fallen und rannte mir ebenfalls entgegen. Schluchzend fiel ich ihm in die Arme. Ich hatte ihn so vermisst! Ich spürte wie er zitterte. „Clara... Meine Clara!", hauchte er sanft und drückte mich fest an sich.

 Ich schluchzte nur noch. Ich hatte keine Kraft um meine Gefühle in Worte zu fassen. Gemeinsam sanken wir zu Boden. Diego zog mich auf seinen Schoß. „Ich bin so froh, dass ich bei dir bin. Es war schrecklich soweit von dir weg zu sein!", murmelte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. „Es tut mir so fürchterlich leid, Clara! Ich hätte dich nie schlagen dürfen! Ich dachte, ich hätte dich verloren!" Ich löste mich etwas von ihm und sah ihn an. 

Er sah vollkommen fertig aus und inzwischen trug er ebenfalls Ruß und Asche an sich. Sanft strich ich ihm die Tränen weg, die ihm über die Wangen liefen. „Du weißt doch, du wirst mich nie ganz verlieren! Niemals!", flüsterte ich und sah ihm tief in die Augen. „Ich hatte so Angst um dich! Als Madeleine dann auch noch meinte, du würdest nicht mehr leben und Violetta auch nicht... Da brach für mich ein Welt zusammen! Bitte, Clari! Geh nie wieder weg!", schluchzte er auf. 

Ich drückte mich fest an ihn. „Es war ein Fehler zu gehen! Ich habe dir deine Tochter genommen und wir wären fast gestorben... Ich wollte nicht das du Angst um mich hast!", murmelte ich weinend. „Clari...", hörte ich Madeleine hinter mir. Ich löste mich etwas von Diego und drehte mich zu ihr um. In ihrer Hand hielt sie mein Handy und starrte erschrocken darauf.

 „Was ist los, Maddie?", fragte ich und stand schwankend auf. „Wegen dem Absturz...", sprach sie tonlos. Ich ging etwas taumelnd auf sie zu und sah auf mein Handy. Sie las einen Bericht auf Italienisch. „Ich verstehe davon nichts, Madeleine. Du musst es mir schon noch übersetzen!", sagte ich und seufzte. „Ich dachte, Lodovica hat dir Italienisch beigebracht?", fragte mich Diego. 

„Wir waren aber noch nicht bei Zeitungsartikeln!", meinte ich und sah wieder auf das Handy. „Das steht, dass es nur drei Überlebende gebe... Clari... Das sind wir beide und Violetta!" Madeleine sah mich entsetzt an. „Die anderen sind entweder durch den Aufschlag gestorben oder sind verbrannt..." Ich musste schlucken. „Was ist mit denen die in Lebensgefahr schwebten? Sind die... tot?", fragte ich und Maddie nickte nur. 

„Wir hatten verdammt viel Glück, Clari! Es hätte auch alles anders enden können!", sprach Madeleine vor sich hin und versuchte zu begreifen was dort stand. Fassungslos standen wir drei auf dem Flur und schwiegen. Maddie hatte recht. Wir hatten wirklich verdammt viel Glück. Wir hätten so wie alle anderen sterben können! Ich merkte wie sich eine zitternde Hand auf meine Taille legte. Diego.

 Sanft zog er mich an sich. Ich schmiegte mich sanft an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag, der nicht gerade langsam war. Madeleine beobachtete uns schweigend mit einem leichten Lächeln. „Diego, das ist Madeleine! Mit ihr hast du telefoniert!", sagte ich und sah Maddie lächelnd an. „Das Mädchen, das mir einen riesen Schrecken eingejagt hatte?", erwiderte Diego leicht lachend und reichte ihr seine Hand. „Hi, Madeleine. Ich bin Diego!" 

Maddie strahlte und nahm seine Hand an. „Danke, dass du auf meine Clari aufgepasst hast!", lachte Diego. „Immer wieder gerne. Sie hat sich sehr gut benommen!", kicherte Madeleine. „Hey! Ich bin kein Kleinkind! Und Diego, hör auf mich Clari zu nennen!", beschwerte ich mich und zwickte ihm in die Seite. „Was ist dir denn lieber, Maria Clara?", fragte er sanft. „Nenne mich Prinzessin!", hauchte ich und küsste ihn liebevoll. Madeleine quiekte glücklich neben uns. 

Diego und ich lösten uns lachend voneinander. „Du hast auch gerade Lara gehört, oder?", fragte ich ihn und Diego nickte lachend. Er gab mir Sicherheit. Mit Diego zusammen konnte ich endlich wieder lachen und ich fühlte mich leicht. Das schlimme Ereignis hatte ich schon fast wieder vergessen. „Willst du zu Violetta? Ihr geht es wieder besser. Sie ist außer Lebensgefahr!", sagte ich sanft und glücklich. Diego seufzte. 

„Gott sei Dank. Ich habe den Flug hierüber kaum ausgehalten!", meinte er erleichtert. Ich führte ihn zu Violettas Zimmer, während Madeleine Diegos Sachen holte. Als Diego Violetta sah, ließ er mich los und ging langsam auf ihr Bett zu. „Violetta...", hauchte er und ich sah Tränen über seine Wangen laufen. „Es hätte nie passieren dürfen... Ich bin daran schuld! Ich habe deine Mutter geschlagen, Ich habe zugelassen, dass sie mit dir weggeht... Ich bin ein schlechter Vater!", murmelte er unter Tränen.

 Ich ging zu ihm und umarmte ihn sanft von hinten. Meine Arme legte ich um seinen Bauch und meinen Kopf legte ich auf sein linkes Schulterblatt. „Du bist kein schlechter Vater, Diego! Ich habe überreagiert! Ich weiß doch, dass du mich nie schlagen würdest!", raunte ich ihm sanft zu. „Ich habe es trotzdem getan! Schon zum zweiten Mal!", entgegnete er traurig. „Das halte ich auch aus! Ich liebe dich, Diego!", beruhigte ich ihn und strich sanft über seinen Bauch. 

Vorsichtig zog er mich neben sich und fuhr mir durch die Haare. „Meine wunderschöne Prinzessin! Ich liebe dich mehr als tausend Worte es je beschreiben könnten!", gab er leise zu. „Es tut mir leid was ich am Flughafen zu dir gesagt habe! Ich vertraue dir mein Leben an", hauchte ich und kuschelte mich an seine Brust. „Komm, Prinzessin. Lass uns ein Hotel für die Nacht suchen, ja? Es sei denn du willst noch eine Nacht mit Madeleine hier im Krankenhaus auf den Stühlen verbringen!", lockte er mich sanft.

 „Aber nur wenn Maddie mit darf!", erwiderte ich. „Natürlich darf sie das!", willigte er ein und wollte raus gehen, doch ich packte ihn am Arm. „Diego, kann ich dich etwas fragen?", brachte ich etwas unsicher hervor. „Klar, was ist denn?", hauchte er zart und strich mir über die Wange. „Könnten wir Madeleine als Pflegekind aufnehmen? Sie wird in fünf Monaten 18 und bis dahin könnte sie doch mit bei uns wohnen oder nicht?", fragte ich leise. 

„Wenn die Behörden es erlauben, dann geht es ganz bestimmt, Prinzessin! Ich habe da nichts gegen. Dir liegt viel an ihr, dass spüre ich doch!", sagte er liebevoll und drückte mir einen behutsamen Kuss auf die Stirn. „Danke, Diego!", hauchte ich glücklich und fiel ihm um den Hals. „Das mache ich doch gerne, Prinzessin... Hauptsache, du bist glücklich!" Sanft nahm er meine Hand und ging mit mir aus Violettas Zimmer. „Gute Nacht, kleine Maus!", rief ich noch ins Zimmer bevor Diego die Tür hinter uns schloss. 

Brav stand Maddie vor der Tür und sah uns an. „Und jetzt?", fragte sie uns. „Geht es ins Hotel!", sagte Diego und nahm Madeleine seine Sachen ab. Als wir losgingen blieb Maddie stehen. „Worauf wartest du? Auf eine schriftliche Einladung?", fragte ich sie und bemerkte sofort ihren überraschten Blick. Eilig lief sie hinter uns her. Ich legte einen Arm um Maddie und zog sie sanft an mich.

 Mit Diego wechselte ich einen sanften Blick. Er strich mir sanft über die Wange. Glücklich darüber, dass alles besser wurde, gingen wir in ein Hotel. Diego war so großzügig und bezahlte Madeleine ein eigenes Zimmer, was diese einfach nicht glauben wollte. Schließlich wollte Diego mich ganz für sich alleine haben!

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt