42. Nobody is perfect!

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„Hast du Schmerzen?", fragte ich leise und musterteihn etwas. „Meine Rippen und mein Kopf tun ein wenig weh, aber ansonsten istalles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen um mich!", sagte er ruhig. „Die macheich mir aber!", erwiderte ich ebenso ruhig. Sanft fuhr Diego mir durch dieHaare. „Die Zwei dachten, ich würde dir etwas antun, weil du dich so gewährthattest.

Ich habe versucht Ihnen zu erklären, dass du Angst vor fremden Männernhast, aber sie haben mir nicht geglaubt... Erst haben sie mich beschimpft alsFrauenschänder und dann haben sie auf mich eingeschlagen. Die haben beide eineenorme Kraft, das kannst du mir glauben!", erklärte mir Diego. „Außerdem wollteich dich beschützen! Wer weiß... Vielleicht wären sie dir ja hinterher gerannt...Das wollte ich verhindern!"

Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter. „Dasweiß ich sehr zu schätzen! Danke, dass du mich gerettet hast... Das werde ich dirnie vergessen!", hauchte ich leise. „Du musst dich nicht bedanken, Clara. Dusolltest wissen, dass ich alles für dich tue!", murmelte Diego sanft und legteseinen Kopf auf meinen. „Lass uns zurückgehen...", seufzte ich und brach wiederAbstand zwischen uns. Vor Schmerz keuchend stand Diego auf.

Ich stand ebenfallsauf und stellte mich besorgt neben ihn. „Es sind nicht nur die Rippen und deinKopf, richtig?", fragte ich ihn. Er schüttelte nachgiebig den Kopf. „Als ichdir eben hinterher gelaufen bin, habe ich mir das Knie angeschlagen... Es ist einbisschen dick geworden und tut weh...", gab er kleinlaut zu. Ich musste nur denKopf schütteln. Männer und ihr Ego.

„Das ist doch wirklich nicht die Welt,Diego! Das hättest du mir ruhig sagen können!", antwortete ich belustigt. Einhumpelte ein paar Schritte auf mich zu. Unbewusst wich ich gleich zurück undstolperte gegen einen Zaun. Erschrocken schrie ich auf und sprang in DiegosRichtung. Er grinste nur sanft und zog mich in eine leichte Umarmung. Ichmusste automatisch lachen, obwohl mir gar nicht zum Lachen zumute war. „Kommjetzt!", sagte ich immer noch etwas lachend.

Diego stützte sich etwas auf mich und gemeinsam gingen wir zurück zumHaus, wo Lara schon auf uns wartete. Als sie mich sah, senkte sie sofort denBlick. Ihre hellbraunen Haare glänzten in der Sonne wie flüssiges Gold und dasgrüne Kleid, welches sie sich ausgesucht hatte, stand ihr ausgezeichnet. Ichließ Diego los und rannte auf Lara zu. Ich fiel ihr um den Hals. „Es tut mir sounendlich leid, Lara! Verzeih mir, bitte!", flehte ich sie an. Lara war totalüberrascht und wusste erst gar nicht, was sie erwidern sollte.

„Ich verzeihedir ja, aber was war denn eben bitte mit dir los?", fragte sie michvorwurfsvoll und unsicher. Ich seufzte und löste mich von ihr. „Ich warEifersüchtig... Auf dich und Diego...", murmelte ich leise. Lara lachte. „Ich würdedir doch niemals den Freund ausspannen. Auch wenn ich sagen muss, dass erwirklich süß ist!", sagte sie und zwinkerte mir zu. „Untersteh dich!", zischteich leise und grinste sie frech an.

„Diego ist nur ein Freund... Nicht meinFreund!", sagte ich betont laut, damit Diego es auch hörte. Seufzend ging Diegoan uns vorbei. „Warum lässt du ihn so abblitzen?", fragte Lara plötzlich. Ichsah Diego nach. „Clara? Hallo?", fragte Lara und schnipste mit ihren Fingernvor meiner Nase herum. „Ich weiß es nicht...", seufzte ich leise. „Ich meine, erkämpft nicht mal um mich... Er ist zwar nett und sanft zu mir, aber er ist wieein großer Bruder für mich geworden und nicht der Mann, mit dem ich irgendwannmal mein Leben verbringen will..."

Lara sah mich nachdenklich an. „Wie stellst dudir den perfekten Mann vor?", fragte sie mich. „Es gibt keine perfekten Männerund ich will auch keinen perfekten... Das wäre doch mega langweilig. Er sollteein Herz haben und mich so akzeptieren wie ich bin. Er sollte einen Hang zur Romantikhaben und mich immer wieder überraschen können! Ach ja, und er sollte mirzeigen, dass er immer um meine Liebe kämpfen würde! Jemand, der mich immerbeschützt und für mich da ist, wenn es mir schlecht geht...", zählte ich auf undsah wie Lara grinste.

„Also Diego im Endeffekt?", fragte sie mich. „Ich habedir doch gerade gesagt, dass Diego wie ein großer Bruder für mich ist!", meinteich und zwickte sie sanft in die Seite. Sie nickte nur lachend und lief wiederins Haus. Ich folgte ihr hinein und sah mich nach Diego um. Er saß wiederdraußen auf der Terrasse. Lange beobachtete ich ihn von der Terrassentür aus,wie er einfach so in der Mittagssonne saß und döste. Ich zuckte erschrockenzusammen, als Lara plötzlich neben mir auftauchte.

„Geh doch einfach zu ihm undsag was du für ihn empfindest!", raunte sie mir leise zu. Ich schütteltehektisch den Kopf. „Nein, Lara... Das kann ich nicht!", sagte ich und drehte michweg. Langsam trottete ich in die Küche. Lara folgte mir eilig. „Warum machst dues dir so kompliziert? Mensch, Clara! Er liebt dich! Sehr sogar! Und du liebstihn!

So verletzt du euch beide und am Ende sucht er sich doch eine andere, weiler nur noch die gute Freundin in dir sieht... Clari, er könnte jede andere haben,so wie er aussieht, aber er will nur dich! Merkst du das denn nicht?", fragte siemich entgeistert. Ich drehte mich ruckartig um und schlug mit der flachen Handauf den Tisch, so dass die Gläser klirrten.

„Lara, es reicht! Wenn ich Vorwürfehören wollte, dann würde ich mir selbst welche machen!", schrie ich sie an. Siewich erschrocken zurück. „Tut mir leid, Clari... Ich bin zu weit gegangen...",murmelte sie und verschwand im Wohnzimmer.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt