28. Im Wald

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Als sie ausgetrunken hatte, kramte sie in ihrer Tasche nach ihrem Portemonnaie. „Lass nur. Ich bezahle das schon", sagte ich, doch Lara stritt ab. „Nein, Clari. Ich möchte nicht, dass du mir irgendwas bezahlst, wenn ich es selber kann", meinte sie. Doch ich war stur genug und bezahlte es ihr trotzdem. Kopfschüttelnd beobachtete Lara mich. „Bei so etwas bin ich stur, tut mir leid!", entschuldigte ich mich grinsend. Lara lächelte belustigt und stand auf. „Ja, das habe ich so eben bemerkt." Ich folgte ihr und wir gingen nach draußen. „So... Wo geht es hin?", fragte Lara übermütig und sah in jede Richtung.

„Folge mir einfach! Du wirst schon sehen!", sagte ich belustigt und ging den Heimweg. Neugierig lief sie mir hinterher. Ich hörte wie sie ein paar Mal Luft holte um mich etwas zu fragen, aber es kam nichts. Mit einem leichten Lächeln betrat ich mein Grundstück. Lara sah sich bewundernd um. „Es ist schön hier! Wohnst du hier?", fragte sie mich. Zögernd sah ich sie an. „Sag bitte niemanden wo ich wohne, ok? Es reicht wenn es meine Freunde, Familie und Kollegen wissen...", antwortete ich leise und Lara nickte begeistert. „Ich sage nur kurz Diego Bescheid wo wir hin gehen, ok?" Lara grinste. „Warum bist ihm Rechenschaft schuldig? Du bist doch alt genug...", lacht sie leicht. Ich fand es im Gegensatz zu ihr nicht so witzig. Ernst sah ich sie an und ihr Lachen erstarb.

Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, doch ich wandte mich schnell von ihr ab und wollte die Tür aufschließen, als Diego sie schon öffnete um mich stürmisch umarmte. Lara starrte ihn mit offenem Mund an. „Da...das ist dein Freund?", stammelte sie überrascht. Ich erwiderte die Umarmung, legte meinen Kopf auf seine Schulter und lächelte Lara an. „Ja, das ist mein Freund... Und mein Kollege!", antwortete ich ihr. „Awwww... Ihr seid so süß!", grinste sie und quiekte begeistert. Nun bemerkte Diego unseren Besuch erst. „Clara, wer ist das?", fragte er mich misstrauisch. Er löste sich sanft von mir und stellte sich schützend vor mich. Ich musste etwas grinsen und schob ihn leicht zur Seite. „Das ist Lara und sie wird mir nichts tun. Ich bin auch nur da um dir zu sagen, dass wir zur Lichtung gehen...", erzählte ich ihm besänftigend.

Diego sah mich besorgt an. „Ihr geht alleine? Sicher das es eine gute Idee ist?", fragte er mich. „Diego... Von der Lichtung wissen nur wir beide und Angelo sitzt zusammen mit Raoul im Knast... Mir kann nichts passieren!", seufzte ich mit einem Lächeln. Diego nickte sanft und ließ uns dann gehen. Mit Lara im Schlepptau rannte ich in den Garten und sprang über die Mauer. Begeistert folgte Lara mir auf Schritt und Tritt. Als wir in den Wald liefen, hatte Lara mich endlich eingeholt. „Diego scheint sich richtig Sorgen zu machen... Ist irgendwas passiert?", fragte sie vorsichtig nach. „Ja, aber darüber möchte ich gerade nicht mit dir reden. Ich hoffe, du verstehst das... Komm mit, wir müssen durch dieses Brombeergestrüpp klettern!", sagte ich und zeigte auf den riesigen Brombeerstrauch, der ein paar Meter vor uns wucherte. Lara sah nicht ganz so begeistert aus, da durch zu klettern. „Ach komm schon, es lohnt sich wirklich... Und vielleicht kannst du mir ja etwas dazu sagen. Ich will wissen ob du die Gegend kennst!", redete ich weiter und rannte lachend auf den Strauch zu und sprang in die Dornen. Die Schmerzen machten mir nichts aus, ich war abgehärtet.

Nur Lara hörte ich die ganze Zeit fluchen und das ließ mich die ganze Zeit grinsen. Ich war als erste wieder draußen und ging ein wenig den Trampelpfad entlang. „Mensch, Clari... Muss das sein? Warum müssen wir ausgerechnet da durch?", jammerte Lara und kam auch aus dem Strauch hervor. Ihre Arme waren ein wenig zerkratzt, so wie meine und sie hatte eine schramme an der Stirn, die ein wenig blutete. „Wir müssen ausgerechnet da durch, weil es der einzige weg ist... Aber ich habe vor hier zu bauen... Also kommt der Strauch bald weg!", erklärte ich ihr. Sie holte zu mir auf und betrachtete das verwucherte Gartentor. „Es kommt mir bekannt vor...", murmelte Lara leise und ich fing an zu lächeln. Gemeinsam liefen wir zum Gartentor und ich öffnete es. Etwas unsicher betrat Lara das Gelände. „Es ist wunderschön hier...", staunte Lara mit Tränen in den Augen.

Langsam liefen wir zum See runter. Vor Leylas Kreuz blieb Lara stehen und betrachtete es. Ich ging weiter zum See und setzte mich auf den Steg. Nach ein paar Minuten folgte mir Lara. "Ist das das Kreuz von deiner Schwester?", fragte sie mich vorsichtig. Ich biss mir fest auf die Unterlippe um nicht los zu weinen und nickte angestrengt. Lara sah weg. „Das tut mir leid!", murmelte sie fast lautlos. „Muss es dir nicht...", versicherte ich ihr mit einer zittrigen Stimme. Mir liefen nun doch ein paar Tränen über die Wangen, doch ich wischte sie schnell weg. „Clara... Ich denke, ich muss dir was sagen...", fing Lara dann auf einmal an.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt