83. Unerwartet

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Als wir unser Hotelzimmer bezogen, ging ich erstmal duschen. Voller Entsetzten starrte ich auf das schwarze Wasser, welches an mir herunter lief. Ich hatte mir von Diego Duschgel und ein zu großes Hemd geliehen. Klar, das Duschgel war nicht ganz so nach meinem Geschmack, aber es ist wenigstens Seife. Meine Sachen waren ja vollständig verbrannt. Seufzend stellte ich das Wasser ab und verließ die Dusche. Meine Haare tropften den ganzen Boden nass. 

Ich trocknete mich ab und zog mir einfach nur Diegos Hemd über. Es war mir wirklich etwas zu groß, aber es störte mich nicht. Leise verließ ich das Badezimmer und beobachtete Diego, der am Fenster stand und nach draußen sah. Ich schlich mich an ihn ran und sprang dann auf seinen Rücken. Er erschrak fürchterlich, doch ich ließ mich davon nicht beirren. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und legte mich auf seinen Rücken. 

Meine Arme legte ich sanft um seinen Hals und drückte ihn einen Kuss auf die Wange. „Sei froh, dass du so leicht bist!", lachte Diego und fing an mich zu kitzeln. Quiekend ließ ich los und rutschte von seinem Rücken zu Boden, wo ich anschließend lachend liegen blieb. „Na, gemütlich?", fragte Diego grinsend. „Ja, und wie!", kicherte ich und versuchte mich aufzusetzen, was nicht so funktionierte wie ich wollte, weil ich immer noch so am lachen war. Vorsichtig hob Diego mich hoch und legte mich auf das Bett. „Weißt du eigentlich wie sehr ich dich vermisst habe?", fragte ich ihn, als ich es endlich schaffte nicht mehr loszulachen.

 „Du hast mich vermisst? Ich dachte, du wärst stocksauer auf mich!", meinte er und ließ sich neben mich fallen. „War ich ja auch erst, aber während des Fluges hatte ich viel Zeit zum nachdenken gehabt. Es war ja auch bis zum Ende hin alles in Ordnung. Kurz bevor wir zur Landung angesetzt hatten brach ja auch das Feuer aus. Dann ging alles so schnell...", versuchte ich ihm die Situation zu schildern und merkte gar nicht wie ich wieder anfing zu zittern. „Hey, Clari! Beruhige dich, Prinzessin! Du bist nicht mehr in dem Flugzeug. Du bist bei mir in Sicherheit!", redete er beruhigend auf mich ein und zog mich an sich.

 „Nach unserem Telefonat habe ich Violetta sofort an mich genommen und nicht mehr losgelassen! Ich konnte mich noch mit Violetta ins Freie kämpfen. Diego, ich hatte so fürchterliche Angst! Ich wollte noch nicht sterben! Ich wollte wieder zu dir zurück! Besonders schlimm war es, als die Ärzte dann sagten, dass Violetta in Lebensgefahr schwebte. Es war einfach schrecklich!", murmelte ich leise vor mich hin und fing an zu schluchzen bei den Erinnerungen. Er zog mich immer näher an sich. „Ganz ruhig, Prinzessin! Du musst jetzt keine Angst mehr haben! Violetta ist in professioneller Behandlung und du bist hier in Sicherheit! Euch kann beiden nichts mehr passieren!", beruhigte mich Diego sanft und wischte mir behutsam die Tränen weg. 

Ich rutschte ganz nah an ihn und umarmte ihn fest. Ich genoss den Geruch, der von ihm ausging und seine Nähe, die ich so schmerzlich vermisst hatte. „Ich bin so froh, dass du gekommen bist! Aber wegen der Vase müssen wir beide nochmal reden!", schniefte ich und trocknete grinsend meine Augen. Diego hob verteidigend seine Hände. „Hey, ich kann nichts dafür! Die Vase wollte das so!", wollte er mir ernsthaft weiß machen. „Hmmm, ja klar! Und wovon träumst du nachts?", lachte ich, doch Diego sah mich ernst an.

 „Nachts träume ich von dir und Violetta! Ich träume von meiner kleinen Familie", gab er ehrlich zu und stand dann seufzend auf. Überrascht sah ich ihn an. Wieder stellte er sich ans Fenster und sah runter auf die Straßen. Ich rutschte vom Bett runter und ging langsam auf ihn zu. „Hab ich was Falsches gesagt?", fragte ich unsicher und strich über seinen Arm. Er schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles in Ordnung, Prinzessin!", sagte er sanft und zog mich an sich. „Aber wirklich, die Vase wollte das ernsthaft so! Hast du nicht gehört wie sie mich angebettelt hat?", meinte er dann plötzlich grinsend.

 Ich musste lachen. „Ach, Diego... Heute sind wir ja mal besonders albern, hm?", kicherte ich. „Für meine Prinzessin tue ich alles!", hauchte er liebevoll und küsste mich zärtlich. Die eine Hand legte ich sanft auf seine Wange, während ich meinen anderen Arm um seinen Hals legte. Diego schlang seine Arme behutsam um meine Taille und drückte mich an sich. Ich schloss entspannt die Augen und intensivierte den Kuss etwas. Es war ein tolles Gefühl ihm wieder so nah sein zu können und dass, obwohl wir gerade mal zwei Tage lang voneinander getrennt waren. 

Vorsichtig löste er sich und sah mir tief in die Augen. „Ich liebe dich, Maria Clara Alonso! Ich hätte es nicht ertragen, wenn du gestorben wärst!", flüsterte er und strich mir sanft eine Strähne hinter mein Ohr. Er ließ kurz von mir ab und holte eine Kleinigkeit aus seiner Tasche. Neugierig versuchte ich zu sehen, was er das aus der Tasche holte, doch er stellte sich geschickt in den Weg. Seufzend und fürchterlich ungeduldig stand ich weiterhin am Fenster. Er drehte sich langsam zu mir um und kam wieder auf mich zu. „Clara. Vom ersten Augenblick an wusste ich, dass du eine ganz besondere Frau bist, damit meine ich nicht nur, dass du Angst vor mir hattest. 

Nein, ich wusste es einfach. Ich habe es gespürt. Du hast mich verändert! Frauen waren damals für mich ein Spielzeug, so wie du es mir damals auch an den Kopf geworfen hattest. Aber als ich dich kennenlernen durfte, habe ich gelernt, wie schwer dein Leben sein musste und dass du sicherlich andere Probleme hast, die tausendmal schlimmer sind als ein Player, der dich im nächsten Moment fallen lässt. Ich wollte für dich da sein, dein Vertrauen und deine Liebe gewinnen, dir die Zuneigung geben, die eine so wunderschöne Frau wie du es verdient hat! Ich wollte dich wirklich nie schlagen. Es tut mir aufrichtig leid und ich verspreche die, dass es nie wieder vorkommen wird! 

Wir haben inzwischen so vieles durchgemacht und wir haben sogar eine gemeinsame Tochter! Das wunderbarste Wesen in meinem Leben direkt neben dir! Klar, mit Sicherheit hast du dir das ganze hier ein bisschen romantischer vorgestellt, aber ich finde wenn man sich ehrlich und aufrichtig liebt, ist jeder Moment romantisch", sagte er und ich lauschte gespannt seinen Worten, die so wunderschön waren, dass mir Tränen über die Wangen liefen. 

Dann, plötzlich, kniete er sich vor mich und holte eine kleine Schachtel aus seiner Jackentasche. Wurde es genau das was ich dachte, dass es wird? Er öffnete die kleine Schachtel und darin befand sich ein silberner Ring mit einem kleinen glänzenden Diamanten. „Maria Clara Alonso, willst du meine Frau werden?", fragte er mich und sah mich erwartungsvoll an. Ich war vollkommen überrascht und kaum fähig etwas zu sagen. Was sollte ich denn jetzt sagen?


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt