4. Krankenhaus und neue Nachrichten

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Als ich die Augen aufschlug, lag ich im Krankenhaus auf der Intensivstation. Ich war alleine. Neben mir waren tausend Geräte, die unaufhörlich piepten und mit mir verbunden waren. Mein Arm und mein Kopf waren verbunden und im meiner Hand steckte eine Braunüle, die mir Wasser in den Körper transportierte. Mein Brustkorb schmerzte sehr und ich kann mich an gar nichts erinnern... Auf einmal ging die Tür auf und ein Mann betrat das Zimmer. „Wer sind sie?", fragte ich mit einer heiseren Stimme, die nicht meine sein konnte. „Ich bin Dr. House. Ich bin ihr Arzt...", sagte der Mann. Ich nickte nur und sah mich um. „Wo ist er?", fragte ich ängstlich. „Wen meinen sie?", fragte Dr. House. „Angelo... Mein Freund...", antwortete ich angespannt. Dr. House lachte einfach nur sarkastisch. „Soll das heißen, dass er nicht da ist?", fragte ich unsicher. „Nein", antwortete er und ich zuckte sofort wieder zurück. „Nein, es soll heißen, dass er höchstwahrscheinlich nicht mehr ihr Freund ist..." Ich sah Dr. House verwirrt an. „Was soll das bedeuten? Haben sie ihm was angetan?", fragte ich und wurde etwas sauer.

Dr. House lachte wieder. „Sie sind nicht so intelligent, habe ich das Gefühl oder sie könnte verdammt gut schauspielern...", sagte er und sah mich prüfend an. „Ich bin Schauspielerin, was erwarten sie von mir?", murmelte ich leise und genervt. „Ich erwarte von ihnen die Wahrheit!", antwortete er und ich erschrak. Ich wusste nicht, dass er es verstanden hatte. „Dann stellen sie mir doch die Fragen! Ich warte!", fauchte ich leise. Dr. House verdrehte genervt die Augen. „Woher haben Sie die Narben auf dem Brustkorb? War das Angelo?", fragte er mit einem forschen Blick, den ich standhaft erwiderte. „Nein! Das war ich selbst! Als ich jünger war hatte ich mich geritzt... Und zwar nicht so wie die anderen es gemacht haben, sodass alle es sehen konnten! Ich wollte nicht, dass die anderen es sehen... Also habe ich meinen Brustkorb genommen!", log ich darauf los, ohne Dr. Houses Blick auszuweichen. „Woher haben Sie die Kopfverletzung?", fragte er weiter, den Blick immer noch auf mir liegend. „Ich bin die Treppe runtergefallen. Wir haben vor der Haustür einen Blumentopf aus Marmor, da bin ich mit dem Kopf gegen! Ich bin nun mal nicht so geschickt, ok?", klärte ich ihn mit fester Stimme auf. Noch immer hielt ich seinem Blick stand. Lügen konnte ich schon immer gut vor Fremden, vor Freunden ging es nicht...

Aber vor fremden Leuten kann ich Lügen wie gedruckt und das ohne lange nachzudenken... Was manchmal ein großer Fehler ist..."Und die Wunde am Arm? Wie kommen die Scherben von der Weinflasche in Ihren Arm?", sagte er und ich merkte sofort, dass er mich austricksen wollte. „Es war keine Weinflasche, sondern eine Bierflasche! Angelo trinkt gerne mal ein Bier und ich wollte die Bierflaschen geraden nach draußen in die Bierkiste bringen. Als ich die Treppe runter fiel, zerbrachen sie und ich fiel auf die Scherben... Ist das so schlimm? Ich bin nun mal ungeschickt! Da kann ich nichts für!", erwiderte ich frech, aber glaubwürdig. „Also waren die gebrochenen Rippen auch von dem Sturz?", fragte er nachgiebig. „Ja, tut mir ja leid, dass ich nicht sofort ins Krankenhaus gekommen bin als es passiert ist...", seufzte ich. „Warum stellen sie mir die ganzen Fragen?" Dr. House seufzte nun auch. „Ihr Freund wird verdächtigt Sie misshandelt zu haben! Aber Sie haben ja für alles eine passable Antwort zu haben. Erst dachte ich, Sie würden mich anlügen, aber ich glaube Ihnen...

Ihr Freund schien auch sehr besorgt gewesen zu sein. Er könnte Ihnen das alles nicht angetan haben", sagte Dr. House und wartete meine Reaktion ab. Ich stellte mir vor, dass ich am Set wäre und als Angie verträumt an Germán denken würde. „Ja, Angelo ist so perfekt... Ich wüsste echt nicht, was ich ohne ihm machen würde!", seufzte ich verliebt und Dr. House sah mich erstaunt an. Er hatte mit einer etwas anderen Reaktion gerechnet und ich musste mich echt zusammenreißen nicht laut loszulachen. Angelo ist alles andere als perfekt, aber wieder einmal zeigte sich, wie gut ich als Schauspielerin bin. Innerlich musste ich so lachen, aber ich riss mich zusammen so verliebt wie möglich zu erscheinen. Nachdem sich meine Seele totgelacht hatte, machte sich Angst in mir breit.

Warum verteidige ich ihn? Er hat mir so viel Schlechtes angetan! Kann es sein, dass ich mich schon an alles gewöhnt habe und ich die Schmerzen nur noch hinnehme? Oder mache ich es, weil ich Angst vor ihm habe?

„Ich liebe Angelo so sehr... Bitte! Sagen Sie der Polizei, dass sie ihn wieder freilassen sollen! Er hat nicht getan!", sagte ich und lass meine innere Schauspielerin heraus. Menschen, die mich kaum kennen, merken nicht mal den Unterschied zwischen der richtigen Clari und der Rolle, im aktuellen Fall halt Angie. Das merke ich gerade wieder an meinem Arzt, der sich einfach von meinen Lügen hat einwickeln lassen. Mit einem Nicken verließ er mein Zimmer. Sofort ließ ich meine Rolle fallen. „Verdammt! Was habe ich nur gesagt!", fluchte ich los, als der Arzt die Tür hinter sich hat ins Schloss fallen lassen. „Ich hätte die Wahrheit sagen sollen! Es ist doch zum Verzweifeln!", weinte ich los und ließ meine ganze Angst raus. Ängstlich zog ich meine Beine an und verkroch mich in die hinterste Ecke von meinem Bett. Tränen liefen mir unaufhörlich über die Wangen. Nach ein paar Stunden klopfte es ganz leise an der Tür. „Herein?", sagte ich leise, in der Hoffnung, dass es Eze war... Aber Fehlanzeige... Es war Angelo, der mit einem Polizisten den Raum betrat. Er lächelte mich an und ich wusste genau was dies hieß. Er sagte mir: „Wehe, du sagst was falsches! Lügen kannst du ja!" Also setzte ich ein falsches Lächeln auf und setzte mich richtig hin. „Angelo! Kannst du mir mal erklären, wie alle auf die Idee kommen, dass du mich misshandeln würdest?", fragte ich ihn.

Meine Rolle, der Unschuldigen, spielte ich Oscarreif. Angelo nickte mir anerkennend zu. „Dein Kumpel Ezequiel hatte behauptet, dass du dich verändert hättest seitdem wir zusammen sind. Kannst du mir das erklären?", fragte er eisig zurück. Innerlich schlug ich mir gerade vor den Kopf und konnte über Eze nur den Kopf schütteln. Warum kann er nicht seine verdammte Klappe halten? Ich hoffe doch all zu sehr, dass Angelo seine Wut alleine an mir ab arbeitet und nicht an Eze... Ich bin es schließlich schon gewohnt und kann es gut aushalten. „Ich weiß nicht wie Ezequiel darauf kommt. Ich war ihm gegenüber immer total normal, vielleicht mal ein wenig glücklich darüber mit dir zusammen zu sein, aber ich habe mich doch nicht verändert... Ich bin immer noch dieselbe Clari, wie damals... Große Klappe und ein wenig verpeilt...", lachte ich, sah aber sofort, das Angelo es nicht ganz so witzig fand. Er lachte zwar mit, aber nur halbherzig und sein Blick war kalt... Eiskalt!

Ich musste schwer schlucken. „Ezequiel hat sich das bestimmt nur eingebildet, weil er früher mal in mich verliebt war, aber jetzt hat er nur noch Augen für... Ach, ist ja egal...", murmelte ich leise. „Schön zu sehen, dass es dir wieder gut geht!", sagt er mit diesem unheilvollen Lächeln, das mir Angst machte. Trotzdem blieb ich in der Rolle der hoffnungslos Verliebten. Ich zog mich zwar ein wenig zurück, ließ es aber so aussehen, als würde ich mich ein wenig ausruhen wollen. Der Polizist legte Angelo die Hand auf die Schulter und redete kurz mit ihm. Dann machte der Polizist, die Handschellen ab, die mir erst jetzt auffielen. Ich musste schwer schlucken, als ich sah wie er befreit wurde. Meine Angst setzte wieder ein. Dr. House betrat das Zimmer und ich erschrak. Er bemerkte es, Angelo und der Polizist nicht. „Dürfte ich Sie bitten, den Raum nun zu verlassen? Die Senorita braucht nun Ruhe!", sagte Dr. House mit einem Seitenblick auf mich.

Ich sah ihn dankbar an. Angelo sah mich erst sanft, dann wütend an, als er den dankbaren Blick sah, den ich Dr. House zuwarf. „Warte ab, bis du zu Hause bist!", murmelte Angelo und ich zog ängstlich den Kopf ein. Das wiederum sah Dr. House nicht. Brummelnd verließ Angelo den Raum und ich atmete erleichtert auf. „Er hat ihnen doch etwas getan, richtig?", fragte Dr. House behutsam. Ich sah ihn mit einem festen Blick an und schüttelte den Kopf. „Nein, er hat mir nie etwas getan!" Dr. House seufzte und verließ den Raum. Bevor die Tür zu fiel hörte ich noch wie er zu einer Schwester sagte: „Diese Clara ist eine komplizierte Patientin... und anstrengend!" Ich schüttelte nur den Kopf und legte mich ein wenig schlafen. Zum ersten Mal, seit einem Jahr, fühlte ich mich wieder sicher.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt