10. Gespräch mit einem Kommissar

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Er war so süß zu mir. Als wir oben ankamen, sackten meine Beine unter mir weg. Diego und Ezequiel fingen mich gleichzeitig auf. Wieder kam der Notarzt auf mich zu, doch ich rutschte mit eingezogenem Kopf und wimmernd von ihm weg zu Diego. „Könnten wir vielleicht eine Ärztin bekommen?", fragte Ezequiel besorgt. Genervt drehte sich der Notarzt weg und holte eine Notärztin. Sie ging mit mir alleine ins Badezimmer. Scheu ließ ich mich von der Notärztin untersuchen. „Wow, der musst ja wirklich hart auf Sie ein gedroschen haben...", sagte die Ärztin ungläubig, als sie meine ganzen Narben sah. Ich nickte nur zitternd. „Sie stehen stark unter Schock und Sie haben mehrere gebrochene Rippen. Sie haben eine Menge blauer Flecken und Ihre Wirbelsäule ist gereizt... Gegen den Schock werde ich Ihnen gleich ein Beruhigungsmittel spritzen und ich verschreibe Ihnen ein Schmerzmittel.

Ein paar Tage Ruhe und alles langsam angehen... Dann sollte es bald besser werden... Und wenn Sie vor Gericht kommen... Ich habe Sie untersucht und werde auf jedenfall gegen ihn aussagen! Darauf können Sie sich verlassen!", sagte die Ärztin zu mir und ich nickte wieder. „Danke...", murmelte ich, als mir die Ärztin ein Beruhigungsmittel und ein Schmerzmittel spritzte. „Für die weitere Anwendung jeden Morgen und Abend eine Tablette nehmen. Solange bis alle aufgebraucht sind...", sagte mir die Ärztin noch und drückte mir eine Packung mit Tabletten in die Hand. Lächelnd verließ die Ärztin mein Badezimmer und ich blieb alleine zurück. Langsam zog ich meine Bluse wieder an und ging langsam nach unten. Diego wurde auch gerade verarztet und zwar von dem Notarzt, der mich behandeln wollte. Schon von der Treppe aus konnte ich sehe, dass sich Diego und der Arzt miteinander stritten. Dieses Bild zauberte ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Angelo sah ich nicht mehr. Er wurde wahrscheinlich schon abgeführt. Ein Kommissar kam auf mich zu.

Leider wieder einer der männlichen Sorte. Er sah grimmig aus und schon wieder geriet ich in Panik und flüchtete die paar Treppenstufen hoch, die ich gerade herunter kam. Doch der Kommissar verstand meine Geste nicht und kam weiterhin auf mich zu. Beruhigungsmittel hin oder her... Bei fremden Männern starb ich tausend Tode. Verängstigt starrte ich auf den Kommissar, der im mäßigen Tempo die Treppe hoch kam. Verzweifelt sah ich mich um. Ich konnte nicht flüchten. Ich dachte schon, mein Herz würde kollabieren als er immer näher kam. Doch innerhalb weniger Sekunden kam Ezequiel die Treppe hoch gerannt und stellte sich neben mich und hielt sanft meine Hand. „Du brauchst keine Angst haben, Clari! Er tut dir nichts... Er möchte nur mit dir reden", flüsterte er mir leise zu und ich beruhigte mich ein wenig. Ich spürte wie Diegos Blick auf mir lag. „Guten Tag, mein Name ich Carlos Ritter. Ich bin Kommissar und hätte ein paar Fragen an Sie. Sie sind Maria Clara Alonso?", fragte er mich.

Mit einer zittrigen Stimme sagte ich: „Ja, schon, aber mein vollständiger Name ist Maria Clara Pancha Alonso... Meine Freunde nennen mich auch Clari oder Clarita..." Herr Ritter schrieb sich das alles auf. „Herr Coraz ist ihr Lebensgefährte, richtig?", fragte er weiter. „Er war es... Ich hoffe, ich muss ihn nie wiedersehen...", antwortete ich traurig. „Was genau tat er immer?", kam es als nächstes. Ich sah zu Ezequiel und er verstand, dass er jetzt nicht mehr erwünscht war und ging. „Der normale Tagesablauf war, dass ich morgens zur Arbeit ans Set ging... Die einzigen ruhigen Stunden wo ich ohne Angst leben konnte, da ich dort ja alle kenne... Kaum das ich zuhause ankam wurde ich geschlagen, getreten und beleidigt. Sobald wir Besuch bekamen, es reichte halt nur das Klingeln der Haustür, stieß er mich die Kellertreppe runter... Jeden Tag dachte er sich was Neues aus... Das aktuellste war, das er mir die Bierflasche auf dem Kopf zerschlug...

Aber er hatte mich auch schon im Keller an die Heizung gefesselt und meinen Rücken mit einem Taschenmesser halb auf geschnitten... Ihm hatte es Spaß gemacht... Zu essen bekam ich nur alle zwei Wochen etwas von ihm... Und trinken nur alle drei Tage, damit ich nicht verdurste... Diego wollte mich dann gestern vor Angelo beschützen und hat selbst etwas abbekommen... Mir tut das alles schrecklich leid... Ich wollte das alles nicht...", schluchzte ich auf und Herr Ritter sah mich mitleidig an. Er wollte mir beruhigend auf die Schulter klopfen, doch ich sprang panisch schreiend zur Seite. Sofort standen Eze und Diego neben mir. Unsicher zog ich mich komplett zurück und schloss mich in meinem alten neuen Schlafzimmer ein. Zum ersten Mal seit einem ganzen Jahr konnte ich mich wieder in mein Bett legen. Es war ein wunderbares Gefühl, aber ich war so alleine...

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt