30. (K)eine Gefahr?

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Ich wünschte, ich wäre weggelaufen, denn vor der Haustür stand ein Mann und dieser sah nicht gerade sehr freundlich aus. „Ich will zu Angelo!", maulte der Mann und stieß mich unsanft gegen die Wand. Erschrocken schrie ich auf und fiel zu Boden. „A...Angelo ist nicht da... Er... Er sitzt im Knast!", stotterte ich ängstlich. Der Mann war zu tätowiert bis zum geht nicht mehr und auch so sah er nicht gerade sympathisch aus.

„Mein Name ist Brutus! Angelo schuldet mir noch Geld und ich habe keine Lust weiterhin darauf zu warten!", schrie er mich an und packte mich an meinem Kragen. Ich schrie panisch auf. Ich sah wie Lara mein Handy nahm und wild darauf rum tippte. „Wie... wie viel?", fragte ich zitternd. „20.000 Peso!", schrie er mich an.

„A...aber so viel ha...habe ich nicht...", stotterte ich weiter. Doch, eigentlich hatte ich es, aber ich würde es ihm nicht geben. Einfach nur auf blöde kleine Freundin machen, die sich von jedem einschüchtern lässt und hoffen, dass Lara endlich Hilfe ruft. „Ich weiß, dass du das Geld hast! Ich kenne dich, junges Fräulein! Maria Clara Pancha Alonso... Angelos kleine reiche Freundin! Verarsch mich nicht, du kleines Miststück!", schrie er und klatschte mich wieder an die Wand.

Die alten Erinnerungen kamen hoch und ein stechender Schmerz durchfuhr mein Körper. Lara schrie erschrocken auf. Nun nahm Brutus sie zum ersten Mal war. „Ach, und die reiche Göre hat auch noch eine kleine Schwester! Mal sehen. Vielleicht lässt du ja bei deiner Schwester etwas springen!", fuhr mich Brutus an. „Nein! Lassen Sie meine Schwester in Frieden!", schrie ich und sprang schnell auf. Schützend stellte ich mich vor Lara.

„Wenn das so ist, dann werde ich euch beide umbringen!", keifte er und stieß mich so fest gegen Lara, dass wir beide stolperten und fielen. Lara weinte panisch. „Es ist alles in Ordnung, Lara. Wenn ich „Jetzt" schreie, dann rennst du und zwar weit weg. Am besten zur Lichtung zurück. Außer Diego und uns beiden weiß keiner davon", raunte ich Lara zu und sie nickte aufgeregt. Ich sprang auf und warf mich gegen Brutus. „JETZT!", schrie ich und Lara rannte schnell raus. Brutus packte mich und schleuderte mich auf den Glastisch im Wohnzimmer.

Der Tisch zerbrach und die Scherben bohrten sich in meinen Rücken. „Also? Wo ist das Geld?", schrie er mich an. „Ich... ich weiß es nicht!", flüsterte ich und krümmte mich vor Schmerz. Brutus riss mich wieder auf die Beine und drückte mich fest an die Wand. Er drückte mir die Luft ab. „Also? Wo ist es? Ich will diese verdammte Kohle!", schrie er mich weiterhin an und drückte mir weiter die Luft ab. Vor Panik fing ich an zu weinen. „Lass sie los!", hörte ich plötzlich eine mir bekannte Stimme.

Brutus drückte mich fest an die Wand und drehte sich um. In der Tür stand Diego. Er starrte mich erschrocken an. Ich bekam immer noch nicht genug Luft und langsam wurde mir schwarz vor Augen. „Ich sagte, lass sie los!", fuhr Diego Brutus an. „Ach, die kleine Göre hat einen Beschützer. Wie süß!", sagte Brutus ironisch und stieß mich fest an die Wand. Wenigstens ließ er von mir ab und ich konnte wieder richtig atmen. Kraftlos lag ich auf dem Boden und versuchte nicht bewusstlos zu werden.

Diego versuchte gerade den Mann zu überwältigen, als ich die Polizei hörte. Polizisten stürmten mein Haus und nahmen Brutus fest. Diego stürmte sofort zu mir. „Oh Gott, Clara... Was hat er dir nur angetan?", fragte er mich sichtlich schockiert. Mein Atem ging immer noch stockend und zittrig. Ich schluchzte wieder und nahm Diegos Hand. Die Polizei zog ab und ich blieb alleine mit Diego. „Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen. Ich werde dich nicht mehr alleine lassen! Oh Gott, Clara!", sagte er und zog mich an sich.

Nun war alles vorbei und ich schluchzte haltlos. Diego legte schützend die Arme um mich und streichelte über meine Schulter. Mein Rücken schmerzte fürchterlich und ich schnappte immer noch nach Luft. Ich hörte Schritte und Lara betrat das Wohnzimmer. „Oh mein Gott, was ist passiert nach dem ich weg war?", fragte sie erschrocken. „WARUM WARST DU ÜBERHAUPT WEG?", schrie Diego sie aufgebracht an. Ich wich sofort erschrocken von ihm weg, nur um mich ein paar Minuten später vor Schmerzen zu krümmen.

„Ich... ich habe sie weggeschickt... Ich... ich wollte, dass sie... das sie sich in Sicherheit bringt... Außer... Außerdem sollte sie sich das nicht mit ansehen...", keuchte ich unter Schmerzen. Lara nickte hektisch und stürzte auf mich zu. Diego starrte mich und Lara misstrauisch an. „Sitz nicht so blöd rum, sondern ruf einen Krankenwagen!", fuhr Lara ihn an. Diego schrak aus seiner Starre auf, wischte sich mein Blut von den Händen und holte sein Handy aus der Tasche. Ich sah, dass er fürchterlich zitterte und kaum das Handy halten konnte.

Ich sah mich in meinem Wohnzimmer um. Der Glastisch lag in Scherben und der Teppich war voller Blut. Mein Blick ging vom Tisch zur Wand, wo Brutus mich an die Wand gedrückt hatte. Die helle Tapete hatte einen großen blutroten Fleck. Diego ging kurz in den Garten und kam nach ein paar Minuten wieder. „Sie schicken einen Rettungswagen... Clari... Es...", fing er an, verstummte aber sofort wieder. „Ich denke, ich sollte gehen...", sagte er dann plötzlich und ging zur Haustür. „Diego!", rief ich ihm nach.

Er blieb stehen und sah mich neugierig an. „Danke, dass du mich gerettet hast... Das war echt lieb von dir!", sagte ich lächelnd. Diego erwiderte das Lächeln. „Bedanke dich nicht bei mir. Bedanke dich bei Lara! Sie hat mich angerufen...", antwortete Diego und verschwand. Ich seufzte traurig. „Danke, Lara! Du hast richtig reagiert... Ich hingegen habe wieder alles mit mir machen lassen...", murmelte ich und starrte auf die Haustür, durch die Diego verschwunden war. Lara drückt mich sanft an sich.

„Ich wusste nicht, wenn ich sonst anrufen sollte und bei Diego war ich mir zu 100% sicher, dass er kommen würde. Es ist echt schrecklich, was dir passiert ist. Ich hätte nicht gehen sollen. Ich hätte dich beschützen müssen wie du mich beschützt hast!", antwortete Lara ruhig. Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe einmal meine kleine Schwester verloren und das will ich nicht noch einmal!", erklärte ich mit etwas Stolz in der Stimme. „Aber ich will meine große Schwester nicht auch noch verlieren...", murmelte Lara leise.

„Das wirst du nicht! Niemals, wirst du mich verlieren!", erwiderte ich und sah ihr tief in die Augen. Tränen liefen uns über die Wangen. „Ich habe meine Schwester gefunden!", hauchte Lara stolz und ich zog sie fest an mich. „Meine kleine Schwester lebt!", flüsterte ich glücklich. Aus der Ferne konnte ich das Martinshorn des Krankenwagens hören und das ließ mich erleichtert auf atmen. Endlich werden diese fürchterlichen Schmerzen aufhören!



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