72. Schock!

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Inzwischen waren 4 Monate vergangen. Jeden Tag könnte ich das Kind bekommen. Diego wuselte unentwegt um mich herum. Immer und immer wieder hatte ich denselben Traum gehabt. War das eine Art Zeichen? Sollte ich wirklich blind werden? Ich hoffte nicht! An diesem Morgen hatte Diego schon sehr früh Dreh, weshalb er schon weg war als ich aufwachte. Wie jeden Morgen hatte er mir mein Frühstück ans Bett gebracht. Lächelnd sah ich über die ganzen Sachen, die auf dem Tablett lagen. Natürlich hatte er die Aprikosen, auf die ich neuerdings einen riesen Heißhunger hatte, nicht vergessen. Ich nahm mir ein und steckte sie mir in den Mund. Der süße Geschmack breitete sich schnell aus. Ich sah weiter über das Tablett. Hier hatte ich noch ein paar Brötchen, Croissants, Marmelade, Nutella, Erdbeeren, Orangen, Weintrauben, Butter, Kakao, Multivitaminsaft und Äpfel. Ich schmunzelte belustigt. Jeden Morgen machte er sich diese verdammte Arbeit nur damit ich nicht aufstehen musste. Er wollte nicht, dass ich soviel die Treppe hoch und runter laufen musste. Ich fing an ein Croissant zu essen, als es unten an der Tür klingelte. 

Wer konnte das sein? Hatte Diego seinen Haustürschlüssel vergessen? Lara war es nicht. Sie war schließlich wieder in Europa. Zurzeit erkundete sie Griechenland. Ich kämpfte mich also auf die Beine und ging, mehr schlecht als recht, die Treppe runter zur Haustür. Auch wenn es lange gedauert hatte, ich war froh, dass ich nicht mehr in Panik ausbrach wenn es klingelte. Ohne böse Vorahnung öffnete ich die Haustür und erstarrte. Vor mir stand Angelo. War er ausgebrochen? Warum kam er ausgerechnet hierher zurück? Er grinste mich ekelhaft an. „Na, Süße? Hast du mich vermisst?", fragte er und stieß mich unsanft zur Seite. Ein scharfer Schmerz durchfuhr meinen Körper. Musste er ausgerechnet jetzt kommen? „Was willst du hier, Angelo? Solltest du nicht im Knast sitzen?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Er lachte und drehte sich mit einem bitterbösen Blick zu mir um. „Das hättest du wohl gerne, oder? Ich bin früher raus wegen guter Führung. Damit hättest du jetzt nicht gerechnet, nicht wahr, Schnecke?", meinte er gehässig. Angst durchfuhr meinen Körper und instinktiv legte ich meine Hand auf meinen Bauch. Angelo bemerkte die Bewegung. 

„Ach, was sehe ich denn da? Sieht wohl so aus als wäre da jemand schwanger!" Ich fing an zu zittern und wich von ihm weg, als er auf mich zu kam. Warum passiert so was immer, wenn Diego nicht da war? „Angelo! Geh einfach!", sagte ich mutig. „Was ist, wenn ich nicht will? Willst du mich dann rausschmeißen?", fragte er zurück. Mein Blick fiel auf die Uhr. In zwei Stunden würde Diego erst wieder nach Hause kommen. Irgendwie musste ich an mein Handy gelangen. „Ich weiß, dass ich nicht gegen dich ankomme. Warum sollte ich es dann versuchen? Kannst dich ins Wohnzimmer setzen, wenn du Lust hast...", murmelte ich zurückhaltend. Tatsächlich ging er ins Wohnzimmer. Leise schloss ich die Tür hinter ihm und lief eilig in die Küche wo mein Handy lag. Schnell wählte ich Diegos Nummer, doch gerade als er ranging, schrie Angelo nach mir. Ich warf mir eine Weste über und steckte mein Handy in die Jackentasche. „Was ist denn, Angelo?", fragte ich unsicher. 

„Kannst du mir das hier erklären?", schrie er mich an und ich zuckte erschrocken weg. In der Hand hielt er Bilder von Diego und mir. „Was soll ich dir großartig erklären? Ich habe einfach jemanden gefunden, der tausendmal besser ist als du! Jemanden, vor dem ich keine Angst haben muss! Diego schlägt mich nicht, sondern behandelt mich wie seine Prinzessin! So hast du mich nie behandelt!", rief ich aufgebracht. Daraufhin fing ich mir einen Schlag auf die Wange ein. Es klingelte erneut und Angelo packte mich grob am Arm. Er würde mich doch nicht etwa die Treppe runter stoßen! Ich fing an zu kreischen und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Tränen der Angst flossen an meinen Wangen runter und ich versuchte mich zu befreien. Gegen meine Erwartungen zog Angelo mich zur Tür. Doch das war auch nicht besser. Denn davor stand Raoul. Was hatten die beiden mit mir vor? Ich schrie panisch um Hilfe, doch mir war klar, dass, selbst wenn Diego alles durch das Handy hörte, niemand rechtzeitig da sein würde. „Hallo, Clara. Na, hast du mich vermisst?", fragte mich Raoul, dieses Mal im nüchternen Zustand. „Was wollt ihr hier?", fragte ich mit zitternder Stimme. 

„Wir wollen uns an deinen dreckigen Freunden rächen! Besonders an deinem Arschloch von Freund! Ach und eh ich es vergesse, ich will dich leiden sehen, Clarita!", knurrte Angelo und sah mich mit einem eiskalten Blick an, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Angelo, ich bin schwanger!", murmelte ich unsicher, in der Hoffung, dass er mich gehen ließ. „Ich weiß. Das macht es gleich doppelt so lustig!", gab er unheilvoll zurück. Raoul packte mich nun und riss mich die Treppenstufen nach unten. Ich stolperte und fiel zu Boden. Der starke Schmerz, der meinen Körper durchfuhr, raubte mir für einige Sekunden den Atem. Mein Bauch schmerzte fürchterlich und ich hatte panische Angst, das Kind zu verlieren. Ich wusste, das Handy trug ich noch immer in meiner Weste. Ich schrie nach Diego. Angelo und Raoul kamen auf mich zu und durchsuchten meine Weste. Ekelhaft grinsend zog Angelo mein Handy aus der Westentasche. „Der arme, arme Diego... Leider wird er nie erfahren was mit seiner Freundin und seinem Kind passieren wird!", sagte er kalt und reichte mir mein Handy. „Du kannst ihm noch etwas sagen, bevor du hopps gehst!" 

Ich nahm mir unter starken Schmerzen das Handy. Ich hörte Diego schwer atmen. „Clara!", rief er durchs Handy. „Diego...", schluchzte ich. „Hab keine Angst, Prinzessin! Ich bin gleich da!", antwortete er. „Ich habe fürchterliche Schmerzen... Ich bin gestürzt!", gab ich zu. Ich hörte wie Diego stehen blieb. „Auf den Bauch?", kam es leise zurück. „Ja", schluchzte ich erneut. „Es fühlt sich an als würde ich sterben..." Ich hörte wie Diego wieder anfing zu rennen. „Bleib ganz ruhig, Prinzessin! Ich bin gleich bei dir! Ich lasse dich nicht alleine!", sagte er stur und hoffnungsvoll. Ich schluchzte weiter. „Ich liebe dich... Vergiss das nie!", hauchte ich leise. „Clara, sag das nicht! Dir wird nichts passieren!", schrie er mich an. „Ich bin aber realistisch, Diego... Ich bin total froh dich je kennengelernt zu haben! Ich wusste, auf dich konnte ich mich immer verlassen. Pass gut auf Lara auf! Sie wird dich brauchen!", murmelte ich kraftlos und merkte wie mir langsam schwarz vor Augen wurde, durch die starken Schmerzen. Auch Diego fing an zu schluchzen. „Maria Clara... Ich werde dich nicht so einfach sterben lassen!", schluchzte er atemlos. Ich holte nochmal tief Luft. „Ich liebe dich, mein Süßer...", hauchte ich tonlos, bevor mir komplett schwarz vor Augen wurde. „Ich dich auch, mein Prinzessin!", hörte ich Diegos Stimme, bevor ich mein Bewusstsein vollständig verlor.


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt