23. Die Suche

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Ich dachte nicht im Traum daran, wieder nach Hause zu gehen! Ich saß die halbe Nacht noch neben dem Kreuz von Leyla und starrte auf das Wasser, das nun die Sterne und den Vollmond spiegelte. Es war warm genug um die Nacht draußen zu verbringen. Natürlich machte ich mir Gedanken, wie es Diego gerade geht, aber ich wollte einfach meine Ruhe haben. So beschloss ich mir ein Haus zu bauen... Genau hier auf diese Lichtung... An meinem See... Nun kamen mir ein paar Tränen und ich fing an drauflos zu reden. „Leyla... Mein Gott, wie gerne würde ich dich jetzt in den Arm nehmen können! Ich wünsche mir so sehr mit dir reden zu können... Papa hat sich immer solche Vorwürfe gemacht, da wir deinem Leichnam nie finden konnten... Aber ich hoffe, du hast deinen Frieden dort wo du jetzt bist. Ich wünschte ich könnte bei dir sein...

Klar, Ich liebe Diego, doch wie kann ich mit ihm zusammen sein, wenn ich bei jeder Kleinigkeit abdrehe? Ich meine, wer hat denn bitte schön Angst vor der Türklingel? Na, wer wohl... Ich! Ich bekomme panische Angst, wenn ein fremder Mann auf mich zu kommt... Das alles habe ich Angelo zu verdanken... Wärst du damals da gewesen, hättest du mir bestimmt klar gemacht, dass er der falsche ist... Du hättest es bestimmt geschafft... Ich habe Schmerzen durch gemacht, das glaubst du gar nicht... Mein Oberkörper besteht größtenteils aus Narben... Ich habe Angst vor Diegos Reaktion, wenn er sieht, dass ich gezeichnet bin...

Ob er mich dann verlässt? Möglich wäre es, aber so will ich nicht denken! Er liebt mich doch oder spielt er mir nur was vor? Gott, ich weiß nicht was ich machen soll!!! Ich kann ja auch nicht ewig wegbleiben. Ich habe einen Job und ein noch halbwegs normales Leben und ich habe Freunde, die sich um mich Sorgen... Hier fühle ich mich wohl, das hier ist mein wahres Zuhause... Hier will ich wohnen... Hier am See und bei dir!", redete ich und sah abwechselnd auf das Kreuz, die Sterne und das Wasser.

Ich vernahm Rufe, doch ich verstand nichts, also blieb ich ruhig auf der Wiese sitzen und beobachtete, das Wasser. Die Rufe hörten einfach nicht auf. Langsam kämpfte ich mich hoch und ging langsam an Wasser, das leise etwas plätscherte. „Es ist einfach wundervoll hier...", murmelte ich leise und starrte gedankenverloren auf das Wasser. Ich erschrak als die Rufe auf einmal lauter und deutlicher wurden. „CLARA! CLARA, WO BIST DU?", hörte ich Ezequiel rufen. Doch ich hörte, das die Stimme weit genug weg war um mich hier zu finden. „DIEGO? HAST DU SCHON WAS NEUES?", hörte ich Jorge laut fragen. „NEIN!", kam es kurz angebunden von Diego zurück und wieder gingen die endlosen Rufe los.

Ich bemerkte wie sie sich entfernten und seufzte erleichtert auf, doch dann hörte ich das Gartentor quietschen und erstarrte förmlich. „Clara? Clara, bist du das?", hörte ich leise Diegos Stimme. Er ist nicht mit den anderen mitgegangen, stattdessen kam er nun auf mich zu. Ich seufzte ergeben. „Wie hast du mich gefunden?", antwortete ich traurig und zurückhaltend. „Du hast was verloren", sagte er und hielt mir mein Armband vor die Nase. „Sie hing in dem Brombeergebüsch, dort hab ich übrigens ein paar Haare von dir gefunden... Was ist das hier?", fragte er mich erstaunt und sah sich begeistert um. Ich lächelte traurig und starrte auf das Kreuz. „Mein Leben!", sagte ich leise. Diego sah mich überrascht an und folgte dann meinem Blick. Erschrocken ging er auf das Kreuz zu und stellte sich davor. „Leyla Nikita Alonso... Gestorben am 2.2.1995...

Das ist echt lange her... Und es scheint als hättest du einen Namensvetter", grinste Diego, doch ich konnte sein Grinsen nicht teilen. „Du hast recht... Inzwischen sind es 18 Jahre... Aber sie ist nicht einfach ein Namensvetter...", murmelte ich unter Tränen und starrte auf das Kreuz. „Und es ist nicht einfach irgendein Datum..." Diego sah mich besorgt und verständnislos an. „Clara, sag mir woher du das hier kennst, wem das gehört und wer dieses Mädchen ist!", verlangte er von mir. Leise weinend fiel ich vor dem Kreuz auf die Knie. Diego kniete sich neben mich und nahm mich sanft in den Arm. „Dieses Grundstück gehört mir und meinen Eltern... Wir haben Früher einmal hier gewohnt, bis zu meinem 5. Geburtstag... Den 2.2.1995...",schluchzte ich leise. „Das ist doch der Todestag des kleinen Mädchens...", murmelte Diego leise, worauf hin ich nickte.

„Leyla Nikita Alonso ist meine kleine Schwester gewesen... Sie starb bei dem Feuer, was in der Nacht auf meinem 5. Geburtstag hier ausbrach... Wo wir gerade sitzen, stand früher das Haus. Es wurde komplett abgerissen... Ich habe mich immer hierher zurückgezogen, als einzige meiner Familie. Mama und Papa waren seitdem nicht mehr hier... Ich liebe diesen Ort... Hier fühle ich mich mit meiner Schwester verbunden... In dem See habe ich schwimmen gelernt... Auf dieser Wiese lernte ich das laufen und das schaukeln...", flüsterte ich mit zittriger Stimme. „Es ist wirklich schön hier und ich verstehe, weshalb du gerne hier bist... Es ist ein magischer Ort...", sagte Diego und sah zum Wasser. Ich wusste, dass er recht hatte... Das Gefühl hatte ich auch immer.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt