90. Mein Diego!

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Ich wurde von einem Sanitäter untersucht. Er gab sich sehr viel Mühe mich nicht in Panik zu versetzen und das schätze ich sehr. Diego saß die ganze Zeit neben mir und hielt meine zitternde Hand. Immer wieder liefen ihm Tränen über die Wangen. „Mach dir keine Vorwürfe!", hauchte ich leise, „Es ist doch meine Schuld. Ich war doch so dumm und bin weggelaufen... Ich hätte das alles verhindern können." Der Sanitäter verarztete meine Platzwunde auf der Wange. Ein Polizist kam auf uns zu. Ich wurde unruhig und klammerte mich fest an Diegos Hand. 

Sanft strich er über meinen Arm. „Sind das Ihre Sachen?", fragte der Polizist und hielt mir mein Kleid und die Kette vor die Nase. Ich nickte zögerlich und nahm die Sachen entgegen. „Danke...", murmelte ich und drückte sie an mich. „Abgesehen von der Platzwunde auf der Wange hat ihre Freundin nur ein paar blaue Flecken und Prellungen. Sie muss nicht ins Krankenhaus", erklärte der Sanitäter Diego, dieser nickte nur leicht und beobachtete mich. Ich starrte die ganze Zeit auf einen Fleck auf den Boden und verkrampfte. Wann hörte die Welt auf eine Gefahr für mich zu sein?

 Ich zog die Beine an und legte zitternd meine Arme um sie. Dafür ließ ich Diegos Hand los. Mein Körper schmerzte und ich hatte panische Angst. Diego setzte sich ganz nah neben mich. Ich hob den Kopf ein wenig und sah ihn weinend an. „Hab keine Angst. Ich bin doch bei dir!", flüsterte er liebevoll und legte seine Arme um mich. Ich zuckte erschrocken zusammen, lehnte mich aber zaghaft an ihn. „Meine kleine Prinzessin. Ich werde auf dich aufpassen! Versprochen!", hauchte er mir ins Ohr und strich mir über die Wange. Ich schluchzte leise und drückte meinen Kopf an seine Schulter. Sanft strich er über meinen Rücken. Ich zuckte leicht als er mit seiner Hand meine Haut berührte. 

„Sorry", meinte er und nahm seine Hand da weg. Ich spielte etwas mit der Kette in meiner Hand. „Es tut mir leid, Diego! Ich hätte nicht wegrennen dürfen. Ich hätte dir gleich die Wahrheit sagen müssen!", schluchzte ich verzweifelt. „Was denn für eine Wahrheit?", fragte er verwirrt. „Nee, es ist nicht so wichtig... Kannst du mir die Kette umlegen?", murmelte ich und gab ihm die Kette vorsichtig. Diego sah traurig auf den Ring, der an der Kette befestigt war. Behutsam legte er mir die Kette um und strich mir anschließend über die Schultern. „Clara, alles was mit dir zutun hat ist wichtig für mich! Also, was für eine Wahrheit hättest du mir gleich sagen sollen?", fragte er sanft und zog mich vorsichtig an sich. Ich löste mich von ihm. 

„Lass es sein, Diego. Ich habe Angst! Ich hätte mich wehren müssen, aber ich war so in Panik... Ich habe alles über mich ergehen lassen! Danke, dass du mich gerettet hast! Mal wieder...", bedankte ich mich bei ihm. „Ich würde dich immer retten. Immer und überall! Egal wie weit ich zu dir reisen müsste!", hauchte er und drückte mir einen Kuss auf die Haare. „Das ist echt süß von dir... Deshalb liebe ich dich so sehr! Du versuchst mich immer glücklich zu machen", dachte ich laut nach. „Danke!", antwortete er mir und ich zuckte leicht. „Hab ich das etwa laut gesagt?", fragte ich leise und sah ich unsicher an. Er lächelte zufrieden. 

„Ja, genau das hast du!", raunte er mir zu und strich mir eine Strähne auf meinem Gesicht, „Jetzt zieh dir erstmal wieder etwas vernünftiges an!" Vorsichtig nickte ich und stand dann zitternd auf. Da wir alleine waren, zog ich mich schnell in diesem Raum um, den Blick scheu auf den Boden geheftet. „Wo ist Maddie?", fragte ich leise und die Stille zu durchbrechen. „Sie ist immer noch im Hotel. Sie war so aufgelöst, dass sie nicht mitkonnte. Aber sie ist ja nicht alleine!", beruhigte mich Diego sanft. „Nicht? Wer ist denn sonst noch bei ihr?", schniefte ich und wischte erneut die Tränen weg. „Naja, Lara und Violetta sind bei ihr. Ich habe übrigens auch noch eine Überraschung für euch!", erklärte er ruhig und lächelte mich liebevoll an. 

„Auf Überraschungen kann ich fürs erste verzichten, denke ich!", murrte ich leise, während ich mit den Gedanken bei den vergangenen Stunden war. Diego stand auf, stellte sich hinter mich und legte seine Arme um meinen Bauch über den er zärtlich strich. „Du wirst dich freuen, das weiß ich! Es wird nichts Schlimmes sein. Ich könnte dir nie etwas Schlimmes antun!", meinte er und küsste vorsichtig meine Wange. Ich lehnte mich mit meinem Rücken etwas an seine Brust und legte meinen Kopf auf seine Schulter. „Danke, dass du da bist! Ohne dich...", fing ich an, doch Diego unterbrach mich und vollendete meinen Satz, „... wäre das alles nie passiert, weil du niemals hättest vor mir wegrennen müssen!" Ich seufzte leise und sah ihm in die Augen. 

„Das stimmt doch gar nicht! Wenn ich dich nicht hätte, dann würde ich immer noch bei Angelo sein und mich schlagen lassen! Ich habe dir eine ganze Menge zu verdanken, Diego!", erwiderte ich vorsichtig. Plötzlich fing er an zu schluchzen und zog mich fest an sich. Ich kuschelte mich an seine Brust, als die Polizisten den Raum betraten. „Den Besitzer des Ladens konnten wir leider nicht ausfindig machen! Er befindet sich noch immer auf freien Fuß. Wir raten Ihnen die nächste Zeit etwas vorsichtiger zu sein!", erklärte uns der Polizist und ließ uns dann gehen. Mein Körper schmerzte immer noch und ich sah die ganze Zeit zu Boden als wir die Straße entlang gingen. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!", murmelte Diego auf einmal. 

„Clara, ist dir eigentlich bewusst was die da mit dir gemacht haben? Das war sexuelle Nötigung!" Ich wurde noch deprimierter als ohnehin schon. Tränen liefen mir über die Wangen und tropften auf den warmen Boden. „Ich weiß", flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Wir überquerten eine Straße und ich, intelligentes Kind, stolperte über die Bordsteinkante und fiel hin. „Clara! Ist dir irgendwas passiert?", fragte Diego sofort besorgt nach. „Nee, nein, alles gut! Mein Knie tut zwar etwas weh, aber ich habe anderweitige Schmerzen...", gab ich leise zu. Langsam kam er auf mich zu und hob mich vorsichtig hoch. Ich hielt mich schwach an ihm fest und ließ mich von ihm zum Hotel tragen.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt