9. Endlich frei!

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Angelo schlug solange auf mich ein bis ich vor Blut nichts mehr sehen konnte. Dann packte er meinen Arm und stieß mich die Treppe nach unten in den Keller. Weinend blieb ich auf dem Boden liegen. „Clara?", kam es leise und heiser aus einer Ecke. „Diego?", fragte ich verweint, aber hoffnungsvoll. „Ja, ich bin es...", murmelte er. Ich versuchte mich auf zu stellen, schaffte es aber mich und brach sofort wieder zusammen. „Ich kann nicht mehr!", schluchzte ich sofort los und blieb auf dem Boden sitzen. Ich hörte eine Bewegung und spürte wie sich sanft ein Arm um meine Schultern legte. Ich zuckte erschrocken, aber ließ mich trotzdem von Diego trösten. „Was ist passiert?", fragte er mich. Ich schluchzte weiter.

„Du wolltest mir helfen... Du... du hast, glaube ich... mit Angelo gekämpft... Dann hat mich Angelo zu dir gebracht, als du... als du bewusstlos warst... Er wollte auf die ein treten, aber ich habe mich ihm in den Weg geworfen... Er hatte beim ersten Mal mich getroffen... Ich konnte dich nicht beschützen... Ich hatte die Kraft nicht dafür...", schluchzte ich. Diego drückte mich leicht an sich, doch ich hatte sofort wieder Angst und befreite mich aus seiner Umarmung. Er rutschte langsam hinter mir her. „Diego... Nicht... Komm nicht näher!", flüsterte ich und er hielt sofort inne. „Ich habe Angst, Diego... Bitte... Bleib wo du bist...", sagte ich leise. Ich zitterte. Ich hörte die Türklingel und sah hoffnungsvoll die Treppe nach oben. „Herr Coraz, Sie sind verhaftet mit dem dringenden Tatverdacht ihre Lebensgefährtin misshandelt zu haben!", hörte ich einen Kommissar sagen. „CLARA! WO BIST DU?", hörte ich Ezequiel schreien. „Hier!", rief ich angestrengt. „Wir sind hier im Keller!" Ich hörte wie der Schlüssel umgedreht wurde und Licht fiel in den dunklen Keller. Ezequiel rannte schnell die Treppe zu mir und Diego nach unten.

„Mein Gott, Clara, was hat er nur getan?", fragte er mich mit Tränen in den Augen. Ich kämpfte mich krampfhaft auf die Beine. Bevor ich wieder zusammenbrechen konnte, fing mich er mich auf. Ich umarmte ihn fest und als ich mich wieder von ihm trennte, war seine ganze Schulter voller Blut. „Wie geht es dir?", fragte ich und sah eine Beule an seiner Stirn. „Mir geht es gut, Clara! Aber wie lange macht er das schon mit dir?", fragte er mich sanft. Vorsichtig fuhr ich mit meiner Hand über seine Beule. „Seit er bei mir eingezogen ist... Solange geht das schon... War er das?", fragte ich ihn, aber er schüttelte den Kopf. „Nein, das war nicht Angelo... Das war ich selbst... Ich habe mir den Kopf am Fensterrahmen gestoßen... Warum hast du mir nie etwas gesagt?", redete er weiter. „Ich hatte Angst! Warum bist du heute Morgen nicht ans Telefon gegangen?", murmelte ich.

„Ich war heute Morgen joggen, Clara! Ich wusste ja nicht, was mit dir hier passiert ist! Ich habe dann eine vollkommen aufgelöste Florencia vor meiner Haustür gefunden... Sie hat sich fürchterlich Sorgen um mich gemacht..." Ich musste ein wenig lächeln. Dann sah ich Diego an, der immer noch auf dem Boden lag. Er hatte getrocknetes Blut im Gesicht und am Arm hatte er lauter blaue Flecken. Ezequiel folgte meinem Blick. „Oh Gott, Diego! Was ist mit dir passiert?", fragte Eze und ließ mich los um Diego zu helfen. „Ich wollte Clara retten, was denkst du denn? Aber wer hätte denken können, das Angelo so stark ist...", murmelte Diego unwirsch. „Danke, Diego!", sagte ich erschöpft. Er sah mich traurig an. „Aber ich konnte dir nicht helfen... Du brauchst dich nicht dafür bedanken...", klagte er leise. „Doch... Wenn du nicht gewesen wärst... Ich hätte nie den Mut gehabt mich zu wehren... Ich weiß nicht was sonst noch alles passiert wäre...

Und dir auch Danke, Ezequiel... Dein Anruf kam im Richtigen Moment...", seufzte ich und fing leise wieder an zu schluchzen. Ein Notarzt kam zu uns in den Keller und wollte mich nach oben führen, doch ich zog mich nur ängstlich zurück. Diego stand langsam auf und stellte sich schützend vor mich. „Lassen Sie es bitte! Ich bringe sie nach oben!", meinte Diego dann. Der Notarzt nickte und lief wieder nach oben. Ich zitterte stark und sah Diego dankbar an. Er lächelte sanft und mein Herz machte Luftsprünge. Aber nicht so wie es bei Angelo war... Bei Diego ist es anders... Ganz anders... Bei Diego fühlte ich mich sicher... Bei Angelo hatte ich immer augenblicklich Angst... Vorsichtig nahm er meine Hand und führte mich langsam die Treppe hoch.

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt