98. Laras Geständnis

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Lara seufzte und spielte unruhig mit ihren Haaren. „Also... Ich...", fing sie an und zögerte kurz. „Also du was?", fragte ich zickig. Ihr liefen Tränen über die Wangen. „Ich habe gelogen... Diego weiß es nicht...", schluchzte sie. Ich sah sie verwirrt an. „Wie meinst du das?" Sie suchte nach den richtigen Worten. „Diego ist nicht fremdgegangen... Mit niemanden! Er sollte das nur denken! Sei nicht sauer auf ihn... Er hat gar nichts getan!", gab sie leise zu. 

Das war nicht ihr Ernst! „Lara, weißt du eigentlich was du getan hast? Ich wäre beinahe gestorben wegen euch! Ich bin sauer auf ihn, obwohl er gar nichts getan hatte! Was fällt dir eigentlich ein?", schrie ich sie an. Hinter mir ging die Tür auf und Diego trat heraus. „Was ist denn hier los?", fragte er uns. „Sie ist los! Verschwinde, Lara! Ich will dich nie wieder sehen! Geh!", fuhr ich sie an. Sie senkte den Kopf und verließ langsam mein Grundstück. 

„Es tut mir leid, Clara... Verzeih mir!", sagte sie leise und sah mich bittend an. Ich sah sie enttäuscht an und ging dann ins Haus. Diego blieb verdattert im Türrahmen stehen. Im Wohnzimmer sah ich seine Taschen stehen. „Sag nichts, Clara... Ich werde ja gehen!", murmelte er leise, nahm seine Taschen und verließ das Haus. Seufzend ließ ich mich auf das Sofa fallen. Er hatte wirklich keine Ahnung gehabt. Er hatte mir ja erzählt, dass er einen Filmriss hatte. 

Aber warum tat sie das? Warum ließ Lara Diego in dem Glauben? Warum habe ich ihm nicht gesagt, was Lara mir erzählt hatte? Ich ging nach oben. Alle Zimmer waren leer. Wo waren Madeleine und Violetta? „Vilu? Maddie?", rief ich laut, doch keine Reaktion. Ich schnappte mein Handy. Ich rief Diego an. „Clara? Ist was passiert?", fragte er mich besorgt. „Weißt du wo Madeleine und Violetta sind?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. 

„Ist Maddie nicht mit Vilu in ihrem Zimmer?", murmelte Diego überrascht. „Nein! Sie sind nicht hier!", schrie ich verzweifelt in das Handy. „Beruhige dich, Clara. Ich bringe meine Sachen nach Hause und dann komme ich um sie zu suchen!", versprach er mir. Ich wollte am liebsten, dass er jetzt kam, aber eigentlich wollte ich ihn so weit von mir fern halten, wie es nur ging. „Nein, Diego... Ich suche sie alleine!", versuchte ich ihn abzuwimmeln. 

„Du wirst gar nichts tun, Clara! Bleib zuhause. Ich komme. Egal was du sagst, ich werde kommen!Violetta ist schließlich auch meine Tochter!", wies er mich zurecht. Ich senkte eingeschüchtert den Kopf. „Dann mach das", murmelte ich leise und legte auf. „Madeleine! Violetta! Wo seid ihr?", schrie ich durch das Haus und sah erneut in jedes Zimmer. 

Ich ging ins Schlafzimmer und zog meine Gitarre unter dem Bett hervor. Sie war ganz schön eingestaubt. Vorsichtig wischte ich den Staub von dem Gitarrenhals und fing an zu stimmen. Sanft fuhr ich über die Saiten und fing erst leise, dann immer an zu spielen. Ich sang einfach drauflos. Sang das, was mir gerade in den Kopf kam.

Hush, hush shh

Hush, hush
I didn't mean to kiss youYou didn't mean to fall in loveI never meant to hurt youI never meant for it to mean this much
Hush, hush now



Ich seufzte leise. Eine Bewegung an der Tür ließ mich auf sehen. Diego. Er sah mich traurig an und hörte mir schweigend zu. Meine Hände fingen an zu zittern, doch ich spielte weiter.


I wanted to keep youForever next to meYou know that I still doAnd all I wanted was to believe
Hush, hush now

Plötzlich stieg Diego mit ein. Er sang einfach darauflos. Ich war überrascht, doch spielte meine Melodie weiter. Von ihm würde ich mich nicht aus dem Konzept bringen lassen.



So go on, live your life

So go on, say good-byeSo many questions but I don't ask why
So this time I won't even tryHush, hush nowMmm hush, hush now

Diego hörte auf zu singen und kam auf mich zu. Vorsichtig setzte er sich neben mich, doch ich rutschte von ihm weg. Ich drehte ihm den Rücken zu. Er sollte meine Tränen nicht sehen. Gefasst sang ich weiter.



When I try to forget youI just keep on rememberingWhat we had was so trueSomehow we lost everything
Hush, hush now(Hush, hush now)

Wieder stieg er mit ein und wir sangen gemeinsam. Schüchtern legte er seine Hand auf meine Schulter. Er hatte meine Tränen gesehen.


So go on, live your lifeSo go on, say good-byeSo many questions but I don't ask why, no
So go on, live your lifeSo go on, and say good-byeSo many questions but I don't ask why
Maybe someday but not tonightHush, hush now(Hush, hush now)(Hush, hush now)

Ich ließ die Gitarre sinken und fing an zu schluchzen. Diego strich sanft über meinen Rücken. Er wagte sich nicht näher an mich. Zaghaft nahm er mir das Instrument aus der Hand und legte es auf das Bett. Ich schluchzte immer mehr. „Wo sind die beiden nur?", fragte ich ihn verweint. Unsicher zog Diego mich an sich und legte die Arme um meinen Körper. „Ich weiß es nicht, Clara!", hauchte er traurig. Gegen meinen Willen kuschelte ich mich an seine Brust. 

Ich brauchte seine Nähe! Ohne ihn hielt ich es einfach nicht aus! Er hatte mich fest an sich gezogen, sein Kopf lehnte sanft an meinem und er strich mir beruhigend über den Rücken. „Es tut mir so unendlich leid, Clara!", nuschelte er leise. „Dir muss gar nichts leid tun...", seufzte ich ergeben. Es wurde Zeit ihm die Wahrheit zu sagen. „Wie meinst du das? Ich meine, ich habe dich mit deiner Schwester betrogen!", sagte er verwirrt. „Das hast du eben nicht!", erwiderte ich und löste mich von ihm. 

„Lara hat es mir vorhin erzählt... Deshalb habe ich sie so angeschrien! Sie wollte nur, dass du denkst, du hättest mit ihr geschlafen. Du hast es aber nie getan", erklärte ich ihm seufzend. Er starrte mich fassungslos an. „Das hat sie nicht wirklich getan? Was hatte sie sich dabei gedacht? Was wollte sie damit erreichen?", fragte er mich wütend. Ich wich etwas von ihm weg. Ich hatte meine Erfahrung mit wütenden Männer gemacht, diese wollte ich nicht erweitern.  

Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt