7. Kapitel - Luxus und Prunk

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So entblößt zu sein, während jemand anderes mit dir in einem Raum ist, beschämt mich. Meine Rippen stehen vor und bin unnatürlich blass in diesem hellen Licht, ich stelle mich gleich in die Kabine um mich auszuziehen. Grace soll mich so nicht sehen.

Diese Duschen sind fast kleine Höhlen, grauer Stein schirmt mich von der anderen Kabine ab und seine Türen sind undurchsichtig, verspiegelnd. Bei Grace höre ich bereits Wasser rauschen und Dampf steigt auf, der mich erneut unsicher werden lässt.

Mich das letzte Mal heiß gewaschen habe ich, da war Vater noch am Leben. Danach konnten wir die Rechnungen nicht mehr bezahlen und es wurde auf kalt umgestellt, was genau wie die Wohnung ein Grundrecht jedes Bürgers ist. Allerdings wird nicht gesagt, was passiert, wenn etwas kaputt geht, dann nämlich bekommt man ziemliche Probleme.

Ich nähere mich zitternd der Anzeige und tue, wie geheißen. Halte meine Hand vor den Sensor und aktiviere damit die Brause über mir. Sie ist größer als mein ganzer Kopf und befestigt, warmes Wasser in der perfekten Temperatur prasselt herab.

"Oh Wahnsinn", flüstere ich. Dann dusche ich mich erst einmal komplett ab, meine Muskeln entspannen sich und ich glaube tatsächlich zu fühlen, wie aller Schmutz von mir abgewaschen wird. Und das, obwohl ich Zuhause erst heute geduscht habe.

Auf Steinstufen bieten sich mir verschiedene Shampoos und Spülungen an, allesamt in gleichen Gefäßen und mit goldener Schrift beschrieben, geschwungen und teuer. Ich gebe mich dem Luxus hin und benutze ein Kokosnuss Shampoo, während dieses einwirkt creme ich mich mit rosa glänzendem Duschgel ein, dass nach Kirschen duftet.

Ich glaube, ich brauche insgesamt viel zu lange für alles, denn als ich benebelt von den ganzen Gerüchen die Dusche verlasse, sind bereits drei der Zofen mit Grace beschäftigt. Sie drehen ihre tropfnassen Haare in einen Turban und tupfen ihre Schultern sanft trocken, bevor sie ihr Unterwäsche reichen und hinter eine Abschirmung schicken, damit sie diese anzieht. Zum Glück trägt sie immer noch das Handtuch um ihren Körper gewickelt.

Dann wenden sich die Mädchen mir zu und führen die selbe Prozedur durch, schicken mich zu der improvisierten Umkleide und ich fühle mich gleich etwas wohler. Die Zofen müssen so alt sein wie wir, also dürften sie mein Schamgefühl verstehen. Dennoch ist es bei mir eben etwas anderes, denn Zofen kommen aus Vier und Fünf, sind also gut genährt und haben keine Defizite.

Beim Betrachten der Unterwäsche frage ich mich, wer für die Auswahl verantwortlich war. Das Höschen ist schwarz, wie der BH, und scheint nur aus Spitze zu bestehen. Er wäre quasi durchsichtig, würde sich das Muster nicht an den wichtigsten Stellen verdichten. Der BH ist nicht bestickt, aber durch die Trägerlosigkeit gefährlich genug. Ich muss aufpassen, dass er nicht verrutscht, bei jeder Bewegung, die ich mache.

Ist es das, was die Mädchen hier tragen? In Eins und Zwei, meine ich. Unwohl trete ich hinter der Abschirmung hervor, könnte mir nicht vorstellen was wäre, wenn genau jetzt jemand herein platzen würde. Doch es wurde ja abgeschlossen, also werden meinen Körper nur diese vier hier sehen.

Eine Zofe zieht zischend die Luft ein, beißt sich auf die Unterlippe und knufft einer anderen in die Seite, damit ihr die Augen nicht aus dem Kopf fallen. Ich schlucke den Kloß herunter und versuche, das Kinn nicht noch weiter absinken zu lassen.

"Nivea, das..." Grace verstummt. "Egal. Ab jetzt kannst du ordentlich zulegen. Es wird so viel zu essen geben, bis mir platzen." Ihre Aufmunterungsversuche sind besser als Schweigen, daher stimme ich ihr nervös zu. "Ja...Bestimmt." Ich stelle mich auf das ausgebreitete Handtuch und die Zofen rücken näher.

Sie halten ein hellgrünes Kleid in den Händen, so viel kann ich schonmal feststellen. Grace ist bereits eingekleidet worden, etwas unbeholfen tritt sie von einem Fuß auf den anderen. Es scheint, als würde man uns die gleichen Kleider anziehen. Als ich danach frage, erklärt eine kleine schwarzhaarige mir, dass es ein erstes Auswahlverfahren geben wird, bei dem weder Vorzüge noch Nachteile unterstrichen werden sollen. Alle sehen erst einmal gleich aus, damit nur die ersten Eindrücke im Gespräch wirklich zählen.

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