"Noch zwei Minuten bis zum Start der Sendung!", verkündet uns Luna freudig. Sie trägt ein blaues Kostüm, mit einer Brosche in der Form eines Mondes über dem Herzen. Ihre Haare sind gelockt und sie strahlt über das ganze Gesicht. So entspannt habe ich sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen, wohingegen wir anderen nervös an unseren Haarspitzen und Kleidern zupfen.
Meine Zofen haben Recht behalten, die meisten der Mädchen sind in dunklen Farben gekleidet. Blau, schwarz und grün überwiegen. Nur drei Mädchen haben ein rotes Kleid an, diese ähneln sich jedoch alle so sehr, dass die Zofen die gleiche Vorlage benutzt haben könnten.
Die Kleider sind alle ziemlich kurz, nur wenige reichen bis zum Boden und manche zeigen sogar mehr freie Stellen, als meins. Das beruhigt mich nur ein wenig, denn ich komme mir immer noch nackt und entblößt vor.
Meine Beine sind nicht so schön, wie die der anderen Mädchen. Immer noch habe ich Flecken, die zwar bereits gelb sind und verblassen, doch sie sind noch deutlich zu erkennen. Während wir hinter der Bühne darauf warten, dass unsere Namen aufgerufen werden, huschen allerlei Kameraleute an uns vorbei. Wir sind von einem ständigen Summen und Piepen umgeben, die Leute tuscheln und erteilen uns Anweisungen.
Uns wurden Sofas bereitgestellt, in einem Raum nebenan, doch dorthin dürfen wir nur, nachdem unsere Anwesenheit nicht mehr verlangt wird. Ich verlagere unruhig mein Gewicht neu, rempele dabei aus Versehen Grace an. Sie wirft mir einen fragenden Blick zu. "Bist du aufgeregt?"
"Ja. Du nicht?"
"Oh doch, und wie. Und die anderen sind es auch. Zum Glück haben alle so viel Parfüm verwendet, sonst könnte man es hier bestimmt kaum aushalten." Ich schmunzele leicht und Grace grinst. "Ich kann es kaum erwarten, dass mich meine Familie so sehen wird." Sie greift nach ihrem Rock und dreht sich einmal im Kreis, so gut es bei der Enge eben gelingt. Die Mädchen um uns herum werfen ihr irritierte Blicke zu, dann recken sie wieder die Hälse, um den Moderator der Sendung auf dem Bildschirm erkennen zu können, der über uns hängt.
"Und nun bitte ich die ersten fünf Kandidatinnen zu mir auf die Bühne! Lady Marianne, Lady Clara, Lady Bethany, Lady Susanne und Lady Cassandra!" Die genannten straffen wie auf ein stilles Kommando ihre Rücken, heben das Kinn und strecken die Brust heraus. Dann werden sie in der genannten Reihenfolge über die Schwelle auf die Bühne geleitet. Ich beobachte alles vom Monitor aus, denn nur diejenigen, die ganz vorne stehen, können erkennen, was auf der Bühne vor sich geht.
Hinten bei uns ist es dunkel, doch die Bühne ist hell erleuchtet. Mister Raven, der die Sendung moderiert, ist eine Mann Mitte vierzig und hat goldene Strähnen in seinen ansonsten schwarzen Haaren. Sein Lächeln ist das strahlenste, dass ich je gesehen habe.
Die Kandidatinnen winken erst der Kamera zu, dann setzen sie sich zu Raven auf die elegante Couch. Er selbst beansprucht einen Sessel für sich, vor ihnen steht ein Glastisch der die Szene tatsächlich erscheinen lässt, als würden die sechs sich in einem Wohnzimmer befinden. Wenn auch in einem sehr teuren.
"Sie sehen alle bezaubernd aus, meine Damen. Ich möchte damit beginnen, Sie den Zuschauern kurz vorzustellen. Wenn ich zu schnell bin dann bremsen Sie mich ruhig, die Leute sagen mir häufig, ich wäre ein Meister im plappern." Die Mädchen kichern, nur Cassy hält ihre Begeisterung für den charmanten Moderator zurück.
"Schauen wir uns doch ein paar Fakten zu jeder von Ihnen an. Lady Marianne, beginnen wir bei Ihnen. Sie stammen aus Bezirk Vier, richtig?" Die braunhaarige nickt lächelnd. "Sie sind neunzehn und arbeiten als Schauspielerin. Merkwürdig, dass wir uns noch nie begegnet sind." Die beiden lachen, das Gespräch wirkt ungezwungen und oberflächlich. So geht das ganze weiter, bis alle Kandidatinnen etwas über sich in Erfahrung gegeben haben.
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Selection - Futuria
Fanfiction"Du bist eine Rebellin", flüstert er fassungslos. "Falsch", sage ich. "Ich bin die rechtmäßige Thronerbin Caravels." ----------- Nivea ist gerade 18 geworden, als die erste Selection seit 150 Jahren beginnt. Seit den Kastensystemen hat sich viel ver...