Am Abend bin ich das erste Mal seit einer Weile sehr entspannt. Richtig gelassen sogar. Ich sitze am Schreibtisch und fertige eine Liste über die Kandidaten an.
Nicht richtig bei der Sache, zugegeben, denn meine Gedanken schweifen immer wieder zu dem, was ich heute erlebt habe. Mit dem Arm stütze ich meinen Kopf ab, bewege den Stift über das Papier.
Ich schreibe Namen untereinander, einzelne Wörter und Symbole. Lola und Janine habe ich weggeschickt, als es kurz nach zehn war.
Eigentlich sollte ich schlafen, aber dafür bin ich zu wach. Wach, und trotzdem in Gedanken versunken. Normalerweise passiert mir sowas, wenn ich müde bin.
Theo; nicht der Prinz (Grace)
Als sie mir heute erzählt hat, was er ihr durch-die-Blume mitteilte, war ich ehrlich überrascht. Nicht davon, dass Theo offenbar nicht der Auserwählte ist.
Das dachten wir uns ja bereits, seitdem Grace den Zettel gefunden hat vor der Show. Nein, ich bin davon überrascht, dass Theo die Regeln gebrochen und ihr die Wahrheit gesagt hat.
Ich nehme an, das hat ihn einiges an Überwindung gekostet. Denn nicht mal Leander will ja damit heraus rücken, weshalb er wirklich an der Selection teil nimmt. Langsam bekomme ich den Verdacht, er könnte der andere eingeschleuste Rebell sein.
Ist doch möglich, dass Andrew gelogen hat und mich nur verwirren wollte. Zutrauen würde ich es ihm. Seitdem Leander weiß, wer ich bin und was ich vor habe, meiden wir einander jedoch.
Es ist eine unausgesprochene Regel, uns einander möglichst nicht zu nähern. Dämlich, ich weiß, eigentlich sollte ich ein endgültiges Gespräch mit ihm führen und noch einiges klären.
Darauf beharren, dass er sich mir zu erkennen gibt.
Plötzlich zischt etwas und ich wende den Kopf in Richtung Tür. Auf dem Boden liegt ein Briefumschlag, gerade so weit geschlittert, bis der Teppich beginnt.
Ich stehe auf und gehe hin, hebe den Umschlag auf und streiche mir eine Strähne hinter das Ohr.
Huch, wer kann das sein? Um diese Uhrzeit? Ich ahne schlechtes, reiße das Papier auf und bin froh, meine Zofen nicht im Nacken sitzen zu haben.
Die Nachricht ist handschriftlich geschrieben, in einer Schrift, die ich bereits kenne.
Ich erwarte dich in einer Stunde im Glashaus. Zieh das himmelblaue Kleid an, und Schuhe, in denen du gut laufen kannst.
-K.Mir stockt der Atem. Ich lese den Brief gleich noch einmal, ehe mein Herz drei Takte schneller schlägt und ich vor Aufregung kaum noch Luft bekomme.
Kaden. Das war Kaden. Und er will sich mit mir treffen. Meine Wangen erhitzen sich. Das Feuer im Kamin flackert und knistert, ich führe die Hand zu meinen Lippen und muss lächeln.
Ich weiß ganz genau, welches Kleid er meint. Das Nachthimmel blaue, mit den Glitzersteinen, die wie Sterne aussehen.
Ich sollte es anziehen, nachdem Leander mich quasi abserviert hat, um ihn seine Entscheidung bereuen zu lassen oder so.
Oh Gott. Das wollte ich schon ewig mal anziehen. Wenn es ein einziges Kleid gibt, dass ich gerne trage, dann dieses. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und erkenne, dass es schon nach elf ist.
Nur wenige Minuten, aber plötzlich empfinde ich Eile. Jede verstreifende Minute ist eine weniger, in der ich mich zurecht machen kann.
Wie sehe ich bloß aus? Mit sechs geflochteten, angefeuchteten Zöpfen, damit ich morgen früh Wellen in den Haaren habe. In nichts als einem Nachthemd dasitzend, gut, und meinen weichen Flauschschuhen.
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Selection - Futuria
Fanfiction"Du bist eine Rebellin", flüstert er fassungslos. "Falsch", sage ich. "Ich bin die rechtmäßige Thronerbin Caravels." ----------- Nivea ist gerade 18 geworden, als die erste Selection seit 150 Jahren beginnt. Seit den Kastensystemen hat sich viel ver...