Selection - Futuria

74. Kapitel - Heiß

Viel Spaß bei Teil III der 2. Lesenacht!

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Es ist kurz vor Mitternacht, als die Musik verstummt und sich die Kameras auf Königin Grenaldine richten. Die Techniker schrauben spezielle Linsen auf, die im gelben Licht grün schimmern.

Wir stehen bei den Balkonen, dessen Türen die meiste Zeit über verschlossen waren. Deshalb wurde es so stickig und warm, dass mir schwindelig wurde. Wir beobachten wie die Menschen begreifen, was gleich geschehen wird, und nach hinten weichen, als hätte es ein heimliches Signal gegeben. Da ist sie wieder, diese Magie, die langsam durch den Raum schwebt und sich ausdehnt.

Angestellte mit Tabletts huschen durch die Menge, tragen so viele Champagner Flöten aufeinander gestapelt, dass mir schon bange wird beim Zusehen. Wir nehmen uns ebenfalls welche, der Mann in weißem Anzug ächzt und ich befürchte, viel länger kann er nicht durchhalten.

"Bitte schalten Sie nun alle Lichterketten aus", tönt es von irgendwo her durch den Saal. Es ist Lunas Stimme, doch ich kann sie nicht finden. "Noch fünf Minuten bis Mitternacht", fügt sie hinzu und versucht, gefasst zu klingen. Dabei ist die Aufregung der Menschen förmlich mit Händen zu greifen, sie schwirrt durch die Luft und bringt ihn zum Flirren.

Alle sind gespannt, was kommt. Was sich Königin Grenaldine ausgedacht hat, und wie sie sich präsentieren wird. Ein wenig übertrieben, finde ich. Bisher habe ich sie nur wenige Male gesehen, weit hinten, wo sie bereits erste Glückwünsche und Geschenke entgegen nahm.

Dort stapeln sich mittlerweile unzählige Schatullen und Kisten mit Schleifen auf einem Tisch, der fast so groß wie der vom Buffet ist. Ob sie jemals die Zeit finden wird, alle davon auszupacken? Oder ob sie ihre Zofen dazu beauftragen wird?

Die Lichter erlöschen, sowohl die der Kleider als auch über unseren Köpfen. Vorhänge werden zugezogen, bis es so dunkel ist, dass ich mich nicht mehr traue, mich zu bewegen. Kühle Luft zieht von hinten zu uns und lässt mich frösteln. Eine Kombination, die ich gar nicht mag. In Crowheart bedeutete sie nichts gutes.

Es wird nur noch geflüstert, bis auch die letzten Stimmen verklingen. Auch ich halte den Atem an, als plötzlich in der Mitte der Tanzfläche ein Licht aufflackert.

Es ist klein, winzig, dann werden es mehr. Sie blinken unregelmäßig, zumindest scheint es so. Irgendwann erhellen alle von ihnen und offenbaren Königin Grenaldine, die ein langes schwarzes Kleid trägt. Es liegt um sie herum noch mehrere Meter auf dem Boden auf, ordentlich ausgebreitet natürlich, damit die Show ein Erfolg wird.

Die Lichter ziehen sich von ihrem Auschnitt bis runter zum Ende des Stoffs, sie reagieren mit einer Verzögerung, die einen schönen optischen Effekt entstehen lässt. Schließlich werden sie so hell, dass der Saal in silbernes Licht getaucht wird. Einige Menschen in den ersten Reihen drehen die Köpfe weg, schirmen mit einer Hand ihre Augen ab.

Grace zischt und ich muss mehrmals blinzeln, um gegen die Blendung anzukommen. Ein Raunen wabert durch die Menge. Neben uns höre ich es klicken, jedes Mal, wenn ein Foto geschossen wird.

Die Lichter verschwinden wieder. Dann tauchen sie woanders auf, um Königin Grenaldine herum. Es sind die Balletttänzerinnen von Mittwoch, deren Tutus blau erstrahlen. Sie führen Sprünge und Drehungen auf, die so leichtfüßig wirken, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Schließlich sammeln sie sich in einem Kreis um die Königin, strecken ihre Arme in die Höhe und verharren so. Das Licht springt zurück zur Königin, welche dieselbe Pose eingenommen hat. An ihren Handgelenken sitzen Armreifen, die als einziges an ihr goldenes Licht ausstrahlen.

Langsam, wie in Zeitlupe, lässt sie die Arme zur Seite fallen, immer weiter nach unten sinken. Die Lichter an ihrem Kleid reagieren darauf, sie glühen erst nur an ihrem Oberteil, dann gesellen sich die restlichen dazu. Bis schließlich die letzten erglimmen, im Stoffteil auf dem Boden, vergehen weniger als dreißig Sekunden.