84. Kapitel - Eine andere Sichtweise

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Willkommen zum ersten Teil der Lesenacht! Viel Spaß und vergesst nicht, mir Feedback und einen Stern da zu lassen! ;)

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Lola

"Da steht es", sage ich und deute auf den Zeitungsabschnitt. Ich lächle, meine Wangen fühlen sich heiß an.

Wir sitzen in unserem Schlafsaal auf meinem Bett, Janine direkt neben mir, Elodie, Mausika, Loren und Beth irgendwie so verteilt, dass es passt.

Janine keucht freudig und reibt sich die Hände, denn hier ist es kalt. Wir sind unter der Erde, es gibt keine Fenster und die Wände entziehen die Wärme. Da nützt auch die schöne gelbe Verzierung nichts.

"Ich wusste es, die Leute lieben sie", murmelt Elodie. Sie ist etwas älter als ich, vielleicht zweiundzwanzig, und schon viel länger hier. Wir kennen uns seit drei Jahren, sind Freundinnen geworden.

Doch theoretisch auch Konkurrentinnen. Wir wollen alle, dass unsere Lady siegt. Oder zumindest am hellsten strahlt, durch Kleider, die wir entworfen haben. Einige Zofen kommen nicht gut damit zurecht. Sie gehen auf Distanz, fürchten, wir könnten ihre Ideen klauen oder schmutzige Details über ihre Kandidatinnen erfahren.

Wir sind anders. Unsere Gruppe steht über sowas. Hier unten sind wir nur Mädchen, Freundinnen, die tratschen.

"Ich zitiere: Ich liebe ihre Art. Diese Unerschütterlichkeit ist beeindruckend, genau wie Niveas Humor. Sie ist ein Vorbild für mich und viele andere Mädchen aus niedrigeren Bezirken. Ihr hattet so ein Glück mit ihr." Sie klingt nicht böse, verzieht die Lippen aber zu einem selbstmitleidigen Lächeln.

"Das hatten wir", bestätigt Janine. "Nivea ist toll. Besonders wenn man hört, wie Quenla mit dir umgeht."

Elodie verdreht die Augen, dieser seltsame Name hat eine nervtötende Wirkung bei ihr. Sie sitzt im Schneidersitz schräg hinter mir und spielt mit einer schwarzen Haarsträhne. Ihr sonst so freundliches Gesicht ist zu einer Grimasse verzogen.

"Ihr habt keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, euch andauernd über sie zu berichten, und damit will ich nicht nerven. Nur ist es nie genug. Andauernd stellt sie etwas neues, äußerst fragwürdiges an."

Ich bemitleide sie, wir alle, außer Loren vielleicht. Sie hat es noch schlimmer getroffen.

"Doch, beschwer dich ruhig. Dann kann ich es auch tun", spornt Loren Elodie an. "Victoria ist im Moment unausstehlich. Seitdem sie auf ihr Zimmer gebracht wurde, und echt, man hat Wachen zu ihrer Begleitung geschickt! - will sie mit niemandem sprechen und explodiert förmlich, sobald Meike oder ich auch nur zu laut atmen."

Sie lässt ihren Hinterkopf dumpf gegen die Wand schlagen. "Nicht doch", sage ich. "Glaubst du, die Madame heißt ein Loch in der Wand gut? Oder in deinem Schädel?"

Sie kneift die blauen Augen zusammen, pustet sich ihr dünnes braunes Haar aus den Augen. "Ich weiß nicht, wie ich das finden soll, dass die Wand zuerst kommt."

Janine lacht. Sie reicht die Zeitschrift an mich zurück und deutet auf Niveas Bild, das am verschneiten See. "Seht sie euch an. So anmutig und natürlich. Da ist kein Funke Falschheit an ihr." Es stimmt. Nivea sieht aus, als würde sie fliegen. Sir Henry und Sir Kaden lassen sie schweben, und das ziemlich vorteilhaft.

"Stellt euch vor, wir würden mal solche Shootings haben. In den Kleidern, die wir sonst nur für andere anfertigen." Mausika lächelt verträumt, ihr Kopf liegt auf Lorens Schoß. "Lieber nicht, dann würde jeder meine O-Beine sehen", zweifelt Elodie und streckt ihre Beine vom Bett, um sie uns zu zeigen.

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