45. Kapitel - Vertuschungen

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Wie ich überhaupt schlafen konnte, ist mir ein Rätsel. 

Genauso, warum Kaden am nächsten Morgen schlafend auf einem Stuhl sitzt, den Kopf auf die Arme gebettet, die auf der Tischplatte liegen. Vollständig bekleidet, noch in seinem schicken Aufzug von gestern. An mir herunter blickend stelle ich fest, dass auch ich noch mein Kleid trage. Es ist zerknittert und unter der dicken Bettdecke versteckt, aber da.

Was hatte ich auch erwartet, frage ich mich im nächsten Moment. Dass meine Zofen es gewagt hätten, mich bloß in einem Nachthemd ins Bett zu schicken, wenn Kaden noch anwesend ist? Wieso eigentlich? Was macht er hier...

Nach einer Erklärung suchend, schaue ich mich nach Lola und Janine um. Es ist schon hell draußen, also muss es nach acht Uhr morgens sein. Es glitzert und funkelt, über die Nacht hinweg hat es tatsächlich geschneit. Von hier aus erkenne ich nichg gut, wie viel Schnee liegt, aber ich hoffe, dass es nicht zu viel ist. Ich mag keinen Schnee. Er bedeutet Kälte und Leid, er bedeutet, dass der Boden gefroren ist und man Leichen verbrennen muss, anstatt sie zu vergraben.

Ich schaue wieder in mein Zimmer, geradeaus zum Kamin. Ich könnte jeder Zeit ein Feuer machen, um die Kälte zu vertreiben. Hier muss ich das Holz dafür nicht erst kaufen, und Kohle auch nicht. Es fröstelt mich bei den Erinnerungen und ich wünsche Halo, dass es in Crowheart nicht auch geschneit hat. Dann kann man kaum vor die Tür gehen.

Die Sonne geht im Winter gegen acht Uhr auf, allerdings muss es schon später sein. Das Licht fällt anders ein, als jeden Morgen.

Um neun gibt es Frühstück.

Mein Magen knurrt und ich versuche aufzustehen, lasse es dann aber lieber. Das Pochen in meinem Oberarm erinnert mich an jedes Detail von gestern Abend. Auch daran, dass Kaden mir nicht von der Seite gewichen ist. Wie ich jetzt feststelle, hat er hier sogar übernachtet.

Mir jagt ein Schauer über den Rücken. Was hat das zu bedeuten? Und warum haben Janine und Lola zugelassen, dass er bleibt? Das wurde uns gleich zu Beginn gesagt, dass sowas strengstens verboten ist. Wenn Lola und Janine sich nicht gegen Kaden durchsetzen konnten, okay, aber was ist mit den Wachen vor meiner Tür?

Er sieht im Schlaf ganz anders aus. Weniger angestrengt und beinahe friedlicht. Wie alt er wohl ist? Vielleicht zwanzig oder einundzwanzig. So alt sind die meisten Kandidaten. In diesem Moment wirkt er tatsächlich nur wie ein Junge, auch wenn er ein schickes Hemd trägt.

Auch wenn ich es sollte, kann ich mich nicht dazu überwinden, ihn zu wecken. Er hat mir gestern sehr geholfen. Das hätte ich nach Donnerstag Morgen nicht erwartet. Und überhaupt, die meiste Zeit streiten wir nur. Obwohl es unter meiner Haut vor Aufregung prickelt, ist seine Anwesenheit nicht unbedingt unangenehm. Das wird sie erst, wenn er aufmacht und ich entscheiden muss, was ich ihm sagen werde.

Meine Gedanken schweifen zu Henry und Leander. Keiner von den beiden hat nach mir gesehen.

Seufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen. Ich werde mich nie daran gewöhnen, wie gemütlich sie sind. Trotzdem, schlafen kann ich nicht mehr. Also starre ich so lange an die Decke und lasse die Show gestern revue passieren. Bevor Denise durchgedreht ist, war ich fester Überzeugung, gehen zu müssen.

Raven hatte mich wieder als eine der letzten Mädchen stehen lassen und es war Leander, der mich fort bringen sollte. Bevor wir uns als Paar finden konnten, kam Denise dazwischen. Meine Freude hielt also ziemlich kurz an, eigentlich ist mir auch jetzt nicht danach, froh über meinen Verbleib zu sein.

Als Kaden sich langsam aufrichtet, schließe ich schnell die Augen, und tue als ob ich schlafen würde. Keine Ahnung, warum, ich bin wohl überfordert. Meine Entscheidungen waren ja noch nie die besten.

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