Nachdem ich den kleinen Schock gerade überwunden habe, tritt Lola wieder ein und verkündet, dass mein Tee mir in wenigen Minuten serviert wird. Ich bedanke mich bei ihr und linse zu Janine, die sich neugierig vorgebeugt hat.
Ich kann ja schlecht sagen, dass ich hier bin, weil ich es auf den Prinzen abgesehen habe, und dass ich sein Gift gerade jetzt um den Hals trage.
"Äh. Aus vielerlei Gründen. Auch, um meine Familie finanziell zu unterstützen. Ich hatte ja gar nicht wirklich damit gerechnet, dass man mich zu einer der Kandidatinnen machen wird." Janine nickt aufgeregt. "Ja, die Männer haben eine wirklich überraschende Auswahl getroffen." Verwirrung tut sich in mir auf. Die Männer? Wahrscheinlich meint sie damit diejenigen, die alle Akten durchgesehen und uns auf die Listen gesetzt haben. Nur klingt es nicht so. "Haben Sie schon Kontakte mit anderen Mädchen geknüpft?"
"Nicht wirklich. Dafür fehlte die Zeit." Immer noch hänge ich ihrer vorigen Äußerung nach.
"Ach, das ich kein Problem. Während dem Abendessen lässt es sich sicher gut unterhalten. Außerdem sind Sie nett, es wird Ihnen bestimmt nicht schwer fallen, Freundinnen zu finden." Das würde es vielleicht nicht, wenn das wirklich mein Ziel wäre. Wenn es mir kein Hindernis wäre, mich anderen anzunähern.
"Meinen Sie? Bis jetzt kam ich mir eher verspannt vor. Dieser ganze Wirbel hat mich etwas mitgenommen." "Ach was. Am ersten Tag geht es bestimmt allen so."
Man bringt mir den Tee und wir unterhalten uns weiter, über meine Reise und auch über Medea. Sie scheinen meine vorsichtigen Andeutungen zu verstehen, denn auch sie finden die Aufteilung ungerechnet und das, obwohl sie so viel höheren Bezirken angehören.
Von Halo und meiner Familie sage ich nichts, dafür von meiner bisherigen Arbeit und wie es mir in den Wintern ergangen ist. Ich würde ihnen nicht so viel erzählen, würden sie nicht so interessiert nachbohren. Wir sind sehr vertieft, als es an der Tür klopft und die beiden wie von der Biene gestochen aufspringen.
"Ja, bitte?" Die Wachen von vorhin stecken ihre Köpfe herein, suchen mich und meinen dann, es wäre Zeit fürs Abendessen. "Schon? Wir haben uns gar nicht um Ihr Make-up gekümmert!", ruft Lola leicht panisch. Ich winke ab.
"Es ist doch nur ein Abendessen." "Bei dem Sie die königliche Familie kennenlernen.", hält Janine dagegen. Ich schaue die Wachen entschuldigend an und erlaube den beiden, mich innerhalb dreißig Sekunden so aufzuhübschen, wie sie es wollen. Das bedeutet, neuer Lippenstift, der kussfest ist und nicht an Gläsern kleben bleiben wird. Ein wenig mehr Rouge und Highlighter, der alte wird abgeschminkt und gegen einen auffallenderen ersetzt.
Da ich den Sinn noch nicht ganz verstanden habe, lasse ich sie einfach machen. Dann verabschiede ich mich und lasse sie in meinen Räumlichkeiten zurück, betrete den Gang und sehe auch die anderen Ladys vor mir ihre Zimmer verlassen. Alle werden von zwei Wachen begleitet, das bedeutet insgesamt werden gerade siebzig Männer benötigt, nur um uns zum Abendessen zu bringen.
Wir halten Abstand zu dem vorderen Mädchen und setzen uns in Bewegung. "Haben Sie sich schon ein wenig eingelebt, Lady Nivea?", fragt der Wachmann mit der grünen Augen. "Es geht. Wie heißen Sie eigentlich?" "Officer Summer und Officer Fortune, my Lady." Der jüngere ist Summer, er läuft rechts von mir. Fortune links.
"Werden Sie immer für mich verantwortlich sein oder werden sich die Wachen abwechseln, was die Bewachung der Kandidatinnen angeht?" "Wieso, haben Sie uns schon satt?", fragt Fortune. "Nein, natürlich nicht! Verzeihung, ich wollte nur-" "Das war ein Scherz. Wir wurden den Mädchen fest zugeteilt, ja. Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen?"
"Es hat mich einfach interessiert.", sage ich schulterzuckend. Das ist die halbe Wahrheit, ich wollte es auch wissen, um mich besser orientieren zu können.
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Selection - Futuria
Fanfiction"Du bist eine Rebellin", flüstert er fassungslos. "Falsch", sage ich. "Ich bin die rechtmäßige Thronerbin Caravels." ----------- Nivea ist gerade 18 geworden, als die erste Selection seit 150 Jahren beginnt. Seit den Kastensystemen hat sich viel ver...