Viel Spaß beim ersten Teil der Lesenacht!
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Eine halbe Stunde später bin ich kurz davor, die Nerven zu verlieren.
Anfangs war es lustig, wie Henry und Damien sich gegenseitige Spitzen zugeworfen haben. Mittlerweile ist die Luft jedoch so heftig aufgeladen, dass nicht mal der Lärm der Köche das Knistern übertönen kann.
Ständig meinen sie, alles besser zu wissen. Sie geben mir Ratschläge und Anweisungen, die ich sowieso schon ungern entgegen nehme. Und das, wo ich mir ziemlich sicher bin, dass beide keine ausgebildeten Köche sind. Geschweige denn, jemals ein Schokoladen Mousse zubereitet zu haben.
Ich presse die Lippen aufeinander, lasse mir von Robert gerade zeigen, in welcher Position ich das Rührgerät halten muss, um die beste Schlagkraft zu erreichen. Dabei geht es nur um Sahne. Kein großes Ding. Aber angeblich hängt davon sehr viel ab, also höre ich gut zu und leiste mir keinen Fehler.
Links von mir kümmern sich die Streithähne um die Himbeerkonfitüre. Sie kochen das Obst in einem Topf auf und dürfen die Augen keine Sekunde vom Thermometer lassen, wobei mir jetzt schon klar ist, dass daraus nichts werden kann.
Ehrlich, immer müssen Männer ein Problem aus allem machen. Sicher, Damiens Auftauchen war etwas unerwartet. Und eigentlich ist allgemein bekannt, dass an Dienstagen Dates stattfinden.
Aber jetzt ist er nun mal hier. Wir können einem Prinzen schlecht sagen, dass er die Küche verlassen muss, weil Henry befürchtet, er könnte ihm mich ausspannen. Dieser Satz allein kommt mir dumm vor. Ist ja nicht so, als hätte ich auch noch ein Mitspracherecht bei der Sache.
Mal ganz ehrlich: Warum Damien hier ist, verstehe ich nicht, aber ich bin auch nicht so naiv um zu glauben, dass er keine Absichten hat. Nur, dass diese Absicht ich sein soll, denke ich auch nicht. Es heißt also abwarten und durchhalten. Irgendwann wird er mir verraten, was sein Ziel ist.
"Gut so. Immer weiter. Noch etwa drei Minuten, dann müssen Sie aufhören. Sonst wird die Sahne drüber. Dann weiter machen, wie es das Rezept vorschreibt." Ich nicke und Robert geht weiter, hin zu Grace und Theo. Die zwei sind unser Chaos-Team.
Andauernd fällt eine Schüssel herunter, jemand flucht oder es fliegt Mehl durch die Luft.
"So ein Durcheinander gab es in meiner Küche noch nie!" Ich bin nur erleichtert, dass dieses Mal jemand anders im Fokus der negativen Aufmerksamkeit steht. Es geht heute schließlich um nichts, niemand fliegt raus, wenn das Dessert am Ende nichts geworden ist.
Also muss ich kein schlechtes Gewissen, mich über Grace' Versagen zu amüsieren. Schließlich gibt es gerade nicht viel, über das ich mich freuen kann.
"Du solltest die Temperatur herunter stellen", rät Damien Henry. "Irgendwie riecht es verbrannt." Oje. Auch das noch.
Ich drehe den Kopf und erwarte bereits das Schlimmste. Aber die Himbeeren haben die richtige Farbe, rosa-rot statt schwarz, und wenn ich mich anstrenge, gegen die anderen Gerüche anzukommen, dann duftet es nur süß.
"Von wegen. Alles läuft perfekt. Wenn es verbrannt riecht, dann liegt das nicht an mir."
Damien hebt eine Braue und schaut sich um, bis er in Richtung Chaos-Team inne hält. "Ah", macht er und grinst. "Dort drüben scheint es Probleme zu geben."
Das wundert mich nicht wirklich. Grace hat mir vorhin kurz ihr Rezept gezeigt, der Name sagte mir zwar nichts, aber ich habe das Wort Schichtdessert gelesen.
Sie müssen Brownies backen und den Kuchen anschließend zerbröseln, um ihn mit Früchten und Creme in Gläsern übereinander zu stapeln. Vermutlich ist es nicht so einfach, doch genaueres habe ich mir nicht gemerkt.
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Selection - Futuria
Fanfiction"Du bist eine Rebellin", flüstert er fassungslos. "Falsch", sage ich. "Ich bin die rechtmäßige Thronerbin Caravels." ----------- Nivea ist gerade 18 geworden, als die erste Selection seit 150 Jahren beginnt. Seit den Kastensystemen hat sich viel ver...