Ich trinke einen Schluck Wasser aus meinem Glas, bin so nervös, dass einige Tropfen daneben gehen und auf meinem Kleid landen. Mist.
Schnell kontrolliere ich, ob die Flecken auffallen. Zum Glück ist das schwarze Spitzenkleid das, was es ist. Zu dunkel, um darauf etwas durchsichtiges erkennen zu können.
Gut, Wasser ist nicht mehr durchsichtig, wenn es auf Kleidung landet. Ich denke, mein Punkt wird auch so deutlich.
"Mach mal langsam, hast du die Schlange vor den Toiletten gesehen? Hui, da stehst du noch bis Ende der Show." Grace gesellt sich mit einem Schinkenbrot in der rechten Hand zu mir. Der Geruch ist heftig, und so säuerlich in mitten all der süßen Parfüme, dass mir kurz schlecht wird.
"Schon gut. Ich hatte nur das Gefühl, mein Hals wäre trocken."
"Nach den anderthalb Gläsern Wasser kann ich mir das gut vorstellen." Sie knufft mich mit dem Ellenbogen in die Seite. Zum Glück hält sie ihr Brot dabei gut fest, ich habe es schon durch die Luft fliegen sehen.
Unbehaglich verlagere ich mein Standbein, stelle das Glas auf einen hohen runden Beistelltisch und verschränke die Arme vor der Brust. Weil ich nicht weiß, was ich sonst mit ihnen tun soll.
"Gibs zu", mampft Grace. Sie sieht wunderbar hübsch aus, ihr Geschmatze jedoch verwandeln sie in einen Troll mit Wimpernverlängerung und dunkelroten Gelnägeln.
"Du bist so aufgeregt wegen deinen Szenen mit Kaden. Alle werden sehen, wie ihr euch aneinander geklammert habt. Dicht an dicht, dem Regen schutzlos ausgeliefert und nur den Gegenüber als euren Anker. Wie romantisch."
Ich werfe ihr einen warnenden Blick zu. "Das habe ich dir nicht erzählt, damit du dich drüber lustig machen kannst. Ich wollte deine Hilfe um eine Stellungnahme zu üben."
Sie kaut und schluckt diesmal (dankenswerterweise) runter, bevor sie antwortet. Dabei muss sie sich anstrengen, denn Victoria schnattert ein paar Sofas weiter so laut, dass die Produzenten sie schon mehrfach ermahnen mussten.
Meiner Meinung nach hätte es ein dicker Streifen Klebeband auch getan.
"Und die hast du bekommen. Ich wollte mich nur in meine Rolle einüben. Tut mir leid, wenn du damit überfordert bist zu hören, dass ihr beide perfekt zusammen passt und deine Abstreiterei diesen Punkt nur unterstreicht. So läuft das zu Beginn jeder Liebesgeschichte, frag Amara. Kaden und du, das ist viel zu heiß um es zu leugnen."
Ich keuche und sehe mich um, ob jemand nah genug dran ist, um sie gehört zu haben. Bin kurz davor, die Nerven zu verlieren.
Jedes Getratsche ist zu viel, es fehlte gerade noch, dass ein Mädchen ihre Worte aufschnappt und sie den Kandidaten bei nächster Gelegenheit erzählt. Nivea? Ach die ist doch so eng mit Kaden. Kein Grund, sich bei ihr noch Hoffnungen zu machen.
Seit Andrew gestern bei mir war, bin ich noch paranoider als sonst. Jeder Anflug von Gefahr lässt mich durchdrehen.
"Grace, ich bitte dich freundlichst darum, deine Klappe zu halten. Sonst kann es passieren, dass du keine Gelegenheit mehr haben wirst, heute auf die Bühne zu treten."
"Abstreiterei, sagte ich doch."
Ich verdrehe die Augen und weiche einer Mitarbeiterin im schwarzen T-Shirt aus, die einen Kleiderständer vor sich her schiebt. Darauf befindet sich das Kletterzeug, dass wir zur Prüfung tragen mussten.
Raven wird dem Publikum vorführen wollen, wie unvorteilhaft schrill wir darin ausgesehen haben.
"Das Wort gibt es doch gar nicht. Und ich meine es ernst: Behalte deine Gedanken für dich oder ich werde meine nie wieder mit dir teilen. Schlimm genug, dass Amara bescheid weiß."
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Selection - Futuria
Fanfiction"Du bist eine Rebellin", flüstert er fassungslos. "Falsch", sage ich. "Ich bin die rechtmäßige Thronerbin Caravels." ----------- Nivea ist gerade 18 geworden, als die erste Selection seit 150 Jahren beginnt. Seit den Kastensystemen hat sich viel ver...