73. Kapitel - Ich will vergessen

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Teil II der 2. Lesenacht! Viel Spaß!

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Wir haben Spaß. Nach dem Auftritt der Königin, die uns alle begrüßt und anweist, das Leuchten anfangen zu lassen, sind wir nicht mehr zu halten. Wir drängeln uns durch die Menschen, ich als Rabe und Grace als Einhorn, immer weiter in Richtung Tanzfläche.

Um mit meiner Laute mitzuhalten, hat Grace ihr Glas Sekt geleert und mir ein neues gegeben. Unnötig zu erwähnen, dass wir beide ausgelassen sind und andauernd kichern, ohne dass es einen Grund gibt. Die Welt dreht sich, und wir drehen uns mit ihr.

Wir erreichen das Ende der dichten Menge und betreten die freie Fläche, auf der gerade ein dynamischer Tanz stattfindet, dessen komplizierten Name ich vergessen habe. Chochik? Rochik? Die Schritte kann ich jedoch.

Wir grinsen uns an und tippen den uns am nähsten stehenden Männern auf die Schulter. Ganz egal, wer es ist, Hauptsache wir können tanzen. So lange und ausdauernd, dass wir ein wenig Energie loswerden und Erinnerungen schaffen können, die ewig halten. So bin ich normalerweise nicht. Und genau darum geht es mir.

Ich habe Glück, mein Partner ist annähernd im selben Alter und sieht noch dazu gar nicht übel aus. "Lady Nivea", stelle ich mich vor und mache einen Knicks. Ui, der Boden schwankt.

Er stellt sich mir als Prinz Damien vor, also der Mann, nicht der Boden, und er ist kein Verwandter von Havanna. So viel ist klar, denn seine Haut ist viel heller und seine Kieferknochen zu markant.

Er ist groß und blond, hat ein Lächeln, dass Mädchen regelmäßig zum Schmelzen bringen dürfte. Mich nicht, er ist bloß ein Zeitvertreib. Woher er kommt, verstehe ich nicht, aber das ist auch unwichtig. Ich bin hibbelig, mein Herzschlag verbündet sich mit der Musik und drängt mich, Anteil zu nehmen.

"Würdet Ihr gerne mit mir tanzen?", fragt Damien von sich aus. Seine Augen wandern an mir herab, er wirkt zufrieden. Offensichtlich gehört er zu der Sorte Männern, denen es sehr wichtig ist, mit wem er sich sehen lässt. Nicht auszudenken, die Person wäre hässlich.

Von mir aus kann er arrogant sein. Das kenne ich schon von Kaden, damit kann ich umgehen. Verdammt, schon wieder denke ich an ihn.

"Und wie."

Wenn er mir anmerkt, dass ich beschwipst bin, kümmert es ihn nicht. Gut so. "Die Musik ist lauter geworden, oder?" Er blinzelt irritiert, dann zuckt er mit einer Schulter. "Kann sein. Warten wir bis zum nächsten Lied."

Ich habe das Gefühl, ich würde durchdrehen, wenn wir nicht sofort anfangen zu tanzen. Ich möchte fliegen. Und tanzen ist dem am ähnlichsten.

Nicht zu fassen, das hätte ich vor drei Wochen noch ganz anders betrachtet. Allerdings war ich da auch nüchtern.

Ich schaue über die Schulter zu Grace, die abgelenkt scheint. Sie redet zwar mit einem Mann, älter als wir, vielleicht dreißig, aber sie verrenkt sich immer wieder den Hals.

Ich folge ihren Blicken zu Theo, der bei Henry und Leander steht. Weit entfernt, aber nicht weit genug, denn Leander sieht mich direkt an. Sein Sternenbild ist eine Lilie, die Sorte Blumen, die als besonders edel gilt. Allerdings kommt es auf die Farbe an, die zu unterschiedlichen Ereignissen verschiedenes bedeutet.

Ich frage mich, welches Bild Kaden hat. Bevor ich mich besinnen kann, blicke ich mich suchend nach ihm um. Das ist nicht einfach, denn ich bin klein und die meisten Menschen riesig.

Ich kann ihn nicht finden. Ein wenig enttäuschend, aber eigentlich nicht. Mein Kopf spielt verrückt. "Grace?", rufe ich. Sie zuckt zusammen, denn ich war laut, und schaut mich fragend an.

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