125. Kapitel - Schwere Folgen

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Kaden

„Im Ernst? Du lässt mich her rufen, nur um mich dafür zu bestrafen, dass du uns beim rummachen erwischt hast?“

Lex‘ Nasenflügel beben, er wird rot und krallt die Hand in die Lehne seines Stuhls. Er steht am Fenster und hinter ihm wütet ein Sturm, typisches Frühlingswetter eben.

Trotzdem scheint der Himmel noch etwas düsterer geworden zu sein, seitdem ich vor zehn Minuten zu ihm zitiert wurde.

Ich muss aufpassen, was ich sage. Darf ihn nicht weiter provozieren, sonst greift er womöglich erneut zur Peitsche. Aber so leicht ist das nicht.

Mal abgesehen davon, dass ich Kopfschmerzen habe, bin ich immer noch sauer, dass er mein Date gestern so dramatisch unterbrochen hat. Es hätte gereicht, wenn die Wachen uns vermahnt und zurück begleitet hätten.

Übrigens habe ich keinen Schimmer, wie er überhaupt herausgefunden hat, wo wir waren.

„Ich habe dir verboten, dich diesem Mädchen zu nähern“, sagt er bedrohlich leise. „Sogar deine Mutter habe ich geschickt, es dir zu sagen, weil ich dachte, zumindest auf sie würdest du hören.“

Ja, daran erinnere ich mich gut. Nur aus diesem Grund habe ich Nivea am nächsten Tag versetzt und stattdessen mit meiner Halbschwester einen Spaziergang unternommen.

Ich verschränke die Arme und bemühe mich um eine selbstbewusste Miene. Dabei kriecht mir die Angst bereits den Rücken rauf, kalt und mit scharfen Krallen.

„Sie ist unwichtig“, behaupte ich. „Unwichtig, solange sie ihre Zeit mit mir verbringt. Was soll schon passieren? Keiner wird später empört darüber sein, wenn ich mit ihr zusammen komme.“

Er schaut mich mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit an und Hohn. Nicht viele Menschen kriegen das hin, nicht gleichzeitig, aber ihm gelingt das.

Er lässt von der Stuhllehne ab und kommt um seinen Schreibtisch herum auf mich zu. Gott, wie ich das hasse. Wie ich ihn hasse.

Seine Einschüchterungsversuche und diese kranke, manipulative Art, mit der er sich in alles rein hängt.

„Ich war sehr deutlich zu dir Kaden“, erwidert er ruhig. Verschränkt die Arme hinter dem Rücken, womit er seine Überlegenheit zum Ausdruck bringt, und sucht Blickkontakt.

„All die Male, in denen du versagt hast und ich dich bestrafen musste, habe ich folgendes zu dir gesagt: Missachte nie wieder meine Anweisungen. Doch das hast du getan, und du tust es wieder und wieder.“

Als er einen Meter vor mir anhält, schlucke ich hart. Obwohl ich ein Stück größer bin als er, was ihm schon immer an mir missfallen hat, schafft er es, dass ich mich trotzdem klein fühle.

„Es ist genug, verstehst du?“ Er sagt das beinahe sanft, doch man kann jemandem auch die Kehle durchschneiden, wenn man dabei lächelt. Also frage ich nach. „Was soll das heißen?“

Er schweigt einen Moment und sieht mich an, direkt in die Augen, und scheint mir telepathisch vermitteln zu wollen, dass ich ihm nie das Wasser reichen werde können.

Dass ich für ihn nur eine Enttäuschung bin, eine lästige Plage, um die er sich kümmern muss. Meine Brust verkrampft sich.

„Da nicht auf mich hören willst, bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zurück zu schicken. Ich schmeiße das Mädchen raus, noch heute, und dann ist der Ärger endgültig vom Tisch.“

Meine Augen weiten sich. Das kann er nicht machen. Nein. Bevor ich nachdenken kann, platzt es aus mir heraus: „Nein, tu das nicht! Sie darf nicht gehen!“

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