22. Kapitel - Rebellen

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Im Damensalon begegne ich Athena wieder. Sie sitzt am Fenster auf einer Couch und blättert in einem Magazin, dass im Gegensatz zu der Zeitung in Crowheart farbig bedruckt ist. Da ich sonst niemanden hier kenne, gehe ich zu ihr.

Der Salon besteht aus vielen Sofas und Spiegeln, die den Raum heller wirken lassen. Dabei wäre das wegen der gelben Tapete und den großen Fenstern gar nicht mehr nötig gewesen. In einem Kamin brennt Feuer und auf einem Radiosender läuft Musik, auf einigen Tischen stehen Teller mit belegten Brötchen.

Unterwegs nehme ich mir eines davon, dann setze ich mich neben Athena. "Oh, hi", sagt diese überrascht. "Dann hast du es also auch geschafft." "Sieht so aus. Bist du schon lange hier?", frage ich sie. "Ach, vielleicht eine halbe Stunde. Die letzte, die gekommen ist, war Rachelle. Du glaubst gar nicht, wie ich mich freue, endlich jemanden zum reden zu haben. Die anderen bleiben lieber unter sich und tauschen sich darüber aus, wie schlecht sie angeblich gewesen sind und dass sie bestimmt rausfliegen."

"Hast du denn gar keine Bedenken?" Ich beiße in das Schinkenbrot und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen. Die meisten Mädchen tragen nun helle Kleider, haben hochgesteckte Haare und Decken, die sie sich über die Schultern gelegt haben. Auch Athena hat sich umgezogen, nach der letzten Aufgabe der Prüfung kein Wunder. "Ein paar vielleicht. Aber zumindest habe ich es bis hier her geschafft. Wie geht es deinem Knöchel? Tut es noch sehr weh?"

Wir unterhalten uns lange, immer mehr Mädchen trudeln nacheinander ein. Ich wüsste gerne, wie viel Zeit die übrigen noch haben, auch um meine Wartezeit zu verkürzen. Meinem Hungergefühl nach muss es schon eine Stunde nach Mittag gewesen sein, als ich hergekommen bin. Aber seit meinem Aufenthalt im Schloss spielt meine innere Uhr sowieso verrückt.

Grace ist eine der letzten, die zu uns stößt. Sie ist blass und sieht durcheinander aus, von ihren Haaren tropft Wasser. "Das war vielleicht eine Blamage", sagt sie. Amara rückt auf um ihr Platz zu machen. "Warum? Was war denn?"

"Ich kann nicht besonders gut schwimmen. Ausgerechnet auf den letzten Metern bin ich in Panik geraten, weil ich doch fast untergegangen wäre. Das ganze Wasser hat meine Kleidung durchnässt und mich nach unten gezogen. Ich habe geschrien und eine Wache ist zu mir in den Pool gesprungen, um mir zu helfen." Oje.

"Aber du hast den Parkour bestanden, oder? Dir werden höchstens ein paar Punkte dafür abgezogen?", erkundigt sich Amara. Grace zuckt mit den Schultern. "Ich geh jetzt erstmal duschen. Und dann was essen. Können wir uns nachher treffen? Bis heute Abend ist noch so viel Zeit und ich möchte ungern allein sein." "Wir können zu mir, wenn ihr wollt. Mittlerer Gang und dann die siebte Tür.", schlägt Amara vor.

"Kann ich auch kommen?" Drei Augenpaare wandern zu Athena. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass sie automatisch mit einbezogen wurde. "Ja, klar. Je mehr desto besser." Die anderen stimmen Grace zu. Unter sich zu sein ist eben viel schöner, als mit dreißig weiteren in einem Raum zu hocken. Denn egal wie groß der Raum auch ist, einige schaffen es immer wieder, von allen gehört zu werden.

"Mein Partner war schrecklich!", jammert Victoria. Sie liegt auf einer Couch und presst das Kissen an ihren Körper, als wäre sonst was passiert. Ihre Freundinnen - oder Untertanen - umsorgen sie auch genau so. "Lucas war taub für meine Befehle! Er hat sich angestellt, als wäre er der erste Mensch auf Erden. So etwas unverschämtes habe ich noch nie erlebt, wir waren mit Sicherheit die langsamsten von allen!"

So, wie die Gespräche um sie herum verstummen, kann man davon ausgehen, dass ihr alle zugehört haben. Das war wahrscheinlich auch ihr Plan, sollte sie schlecht abschneiden dann würden wir zumindest alle wissen, dass es bloß an ihrem schrecklichen Partner lag. Fällt ihr nicht auf, wie kindisch sie sich benimmt? Wer sollte so jemanden denn als zukünftige Königin ernst nehmen.

 Selection - Futuria Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt