56. Kapitel - Ein Traumpaar

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"Als du sagtest, Fahr mit mir, dachte ich du meinst eine Kutsche. Ich kann nicht reiten, Kaden!", schimpfe ich. "Und dafür habe ich Henry versetzt... Und die Kutsche. Eine beheizte Kutsche."

Er verdreht die Augen, als würde er allein bei Henrys Namen schon schlechte Laune bekommen. "Jeder kann reiten. Außerdem sitzt du hinter mir, du musst dich nur festhalten."

"Und das ist erlaubt?", frage ich. Sein Lächeln lässt meine Mitte prickeln, es ist eins von der schelmischen Sorte, die Jungen sonst haben, wenn sie etwas angestellt haben. Dieses lächeln würde ich gern öfter an ihm sehen.

"Als ob du dich jemals um Regeln kümmern würdest. Komm schon, Nivea." Kaden hat den Kopf zu mir gedreht, während er das besagte Pferd am Hals streichelt. Es ist dunkelbraun und groß, wirklich sehr groß. Ich muss aber auch zugeben, dass es beeindruckend aussieht. So stark.

"Also was ist? Vertraust du mir?"

Das Pferd wiehert, als Kaden einen Fuß in den Steigbügel stellt und sich auf seinen Rücken schwingt. Er lässt es einfach aussehen, so, als wäre das kein großes Ding, dabei ist es das schon. Bei uns gibt es keine Pferde. Sie sind viel zu teuer. Deshalb kann ich auch nicht reiten und diese Höhe mag ich schon gar nicht.

"Ich vertraue dem Pferd", gebe ich zurück. "Sie heißt Helia", verrät er mir. Wie zur Bestätigung schwingt Helia den Kopf nach oben und schnaubt. "Du kennst ihren Namen?"

"Klar. Deinen kenne ich ja auch."

"Ja, aber ich bin ein Mensch. Das ist was anderes."

"Findest du?"

Ich gebe es auf. Er streckt mir seine Hand hin, beugt sich dafür ein kleines Stück nach unten. "Du musst mir nicht helfen. Ich komme schon dort hoch." Ehrlich, wir hatten heute mehr als genug Körperkontakt. Noch einen Moment lang starre ich auf seine Hand, dann zieht er sie zurück.

"Wie du meinst."

Mit zusammen gepressten Lippen suche ich mir Halt am Sattel, fasse fest zu und versuche, mich daran rauf zu ziehen. Leider ist der Schmerz in meinem Arm trotz einer Tablette (die Janine noch von meiner letzten Verletzung gefunden hat) sehr stark. Er lässt mich leise stöhnen, dabei komme ich kaum voran. Verdammt, ist das schwer.

Keuchend hebe ich mein Bein, schaffe es irgendwie, es über den Pferderücken zu schwingen und der Schwung tut den Rest. Mein Herz schlägt ganz aufgeregt, Triumph steigt in mir auf.

"Ha, was-", beginne ich. Doch dann wird mir bewusst, dass ich verkehrt herum auf dem Pferd sitze. Echt jetzt, ich sitze Rücken-an-Rücken zu Kaden, habe den perfekten Ausblick auf das La perle hinter uns.

Wie habe ich das denn geschafft? Ehrlich, wie um alles in der Welt... Vollkommen überfordert starre ich nach unten, auf den Pferdehintern, dann geradeaus, um zu schauen, ob jemand davon Wind bekommen hat.

Natürlich. Einige Kutscher grinsen bereits amüsiert.

"Wie hast du das denn geschafft?", fragt Kaden ungläubig.

"Ich will wieder runter", sage ich. Mir ist das nicht geheuer. Kaden lacht leise. "Das ist so typisch. Immer bringst du alles durcheinander."

"Was soll das denn heißen?"

"Sir Kaden, was tun Sie denn da!", ruft es von irgendwo hinter uns, bei den Kutschen. Aurora streckt den Kopf auf dem Fenster und verrenkt ihn dabei ordentlich, fuchtelt wild mit einem Arm. Ob sie noch bemerken wird, dass sie immer noch ihre Teetasse hält? Es schwappt rote Flüssigkeit heraus und sie hält verwirrt inne, stellt die Tasse irgendwo in der Kutsche ab.

"Meine Partnerin ist krank", gibt Kaden zurück. Ich erinnere mich, ihr war schlecht vom essen. Bedeutet das, auf der Hinreise saß sie hier? Bei ihm? So dicht an ihm. Egal.

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