Wir fahren zum Drehort und werden ins Backstage gescheucht, dieses Mal ist die Stimmung eine ganz andere. Die Leute sind getresster, zischen uns andauernd zu, still zu sein und erinnern uns unnötigerweise an das Publikum.
Wir setzen uns auf die schwarzen Würfel und Sofas, von denen aus wir das Geschehen per live Übertragung verfolgen können. Es stehen Obst und belegte Brote bereit, mit Banana und Apfel in der Jackentasche komme ich mir etwas dumm vor.
Amara (ihr Kleid ist grün) lächelt freundlich und Athena (die wunderschön in der goldenen Farbe aussieht) gähnt, Cassy (in lila) wirkt irgendwie abwesend. Wir haben zwei der Würfel zu einem der Sofas geschoben, um beieinander sein zu können.
"Wo warst du gestern, Nivea?", fragt Athena direkt. Auf dem Bildschirm hinter ihr bekomme ich mit, dass die Show beginnt. Man präsentiert den Zuschauern zuerst die Tribüne mit so vielen Menschen, dass mir doch etwas mulmig wird. Raven begrüßt alle, egal ob sie hier anwesend sind oder hinter ihren Fernsehern hocken, und verspricht eine aufregende Show mit vielen brisanten Eindrücken.
Was auch immer das bedeutet. Ich lehne mich an das kühle Leder des Sofas und tue, als wäre ich peinlich berührt.
"Mich ausruhen. Der Ball hat mich ziemlich fertig gemacht." Grace stopft sich vier Trauben in den Mund, was wohl ihre Art Ablenkung ist, um nichts auszuplaudern. Ich betrachte sie aus zusammen gekniffenen Augen, versuche ihr eine telepathische Nachricht zu senden: Sei bloß still, sonst erzähle ich dir nie wieder was. Sie nickt eifrig, nimmt sich noch ein paar Trauben und schiebt sie zu den anderen.
Ein Mädchen in der Nähe von ihr beugt sich daraufhin zu Victoria und flüstert dieser etwas zu. Was sie sagt, kann ich mir denken, Hast du das gesehen? Wie ekelhaft! Und Victoria antwortet sowas wie Was erwartest du denn, sie ist eine Fünf?
"Ach wirklich? Hast du zu viel getrunken?" Amara kichert, was durch Ravens laute Stimme kaum verständlich ist. Es ist laut hier und das liegt vermutlich daran, dass es dieses Mal Publikum gibt. Die Leute für die Mikrofone geben sich alle Mühe, damit Raven es übertönen kann.
Trotzdem, am liebsten hätte ich Ohrenstöpsel. Dann müsste ich auch nicht mit anhören, wie Zoe hinter mir weint und von Loveday getröstet wird. Worum es geht, erfahre ich nach zwei Sekunden: Sie ist traurig, dass Henry sie abblitzen lassen hat und denkt nun, dass sie rausgeworfen wird.
Für Henrys Verhalten kann ich nichts. Er hätte netter sein sollen. Oder vorsichtiger. Es ist seine Schuld, dass es ihr schlecht geht, und dennoch empfinde ich Schuldgefühle.
Lovedays Antwort blende ich aus, konzentriere mich stattdessen auf Amara. Es sollte mir egal sein, wenn Zoe rausfliegt. Hauptsache ich komme weiter, die anderen Mädchen bedeuten nur ein Risiko. Wieso fällt es mir immer schwerer, das zu glauben? Ich beiße mir in die Innenseite meiner Wange und stütze den Kopf mit der Hand ab. Viesiere den dreckigen Boden und seine vielen Schrammen an. Oh Boden, wie sind wir uns ähnlich.
Da, aber voller Prägungen des Lebens, auf die ich lieber verzichtet hätte.
"Da würde ich mir keine Vorwürfe machen, ich war auch ziemlich beschwipst. Oh, außerdem habe ich gehört, dass es deshalb vielleicht keinen Alkohol geben wird heute wird. Weil es zu viele... Missgeschicke gab."
"Das finde ich übertrieben", erwidert Athena. "Nicht, dass ich viel trinken würde. Der Glitzer kratzt im Hals, ist euch das schon aufgefallen?"
"Und dabei ist das Zeug so teuer", murmele ich. "Was für eine Verschwendung."
"Allerdings. Ich kann es kaum erwarten, bis der Trubel vorbei ist. Nichts gegen die Königin, sie kann ihren Geburtstag so feiern, wie sie möchte. Aber es ist anstrengend, all die Tänze und Leute, zu denen man nett sein muss." Athena fuchtelt mit der Hand durch die Luft und Grace verfolgt jede dieser Bewegungen, bis ihr wieder einfällt, zu blinzeln.
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Selection - Futuria
Fanfiction"Du bist eine Rebellin", flüstert er fassungslos. "Falsch", sage ich. "Ich bin die rechtmäßige Thronerbin Caravels." ----------- Nivea ist gerade 18 geworden, als die erste Selection seit 150 Jahren beginnt. Seit den Kastensystemen hat sich viel ver...