Selection - Futuria

12. Kapitel - Ungewünsche Aufmerksamkeit

"Gibt es hier keine Hosen?", frage ich unwillig, als Janine mir bedeutet, in das Etwas aus blauer Seide zu steigen. Sie rümpft die Nase und sagt: "Nicht als Alltagskleidung, nein. Sollten Sie jedoch einmal ausreiten wollen, werden Sie welche tragen müssen." Sie klingt, als würde sie das bedauern. Aber ich fühle mich in Hosen hundertmal wohler als in diesen luftigen Stofffetzen.

Wobei ich natürlich zugeben muss, dass sie das schönste sind, das ich jemals getragen habe.

Lola öffnet meine Zöpfe, die ich über Nacht getragen habe. Insgesamt waren es drei und wäre ich nicht so erschlagen gewesen, hätte ich bestimmt kein Auge damit zugetan. Die Aufstehzeit ist acht Uhr, eine halbe Stunde später gibt es Frühstück.

Was meine Zofen in Aufregung zu versetzen scheint, gehe ich entspannt an. In meiner Wohnung zuhause hatte ich oft noch weniger Zeit, musste früher aufstehen und mich in Windeseile um Frühstück und Halos Tagesablauf kümmern. Der Schlaf war vergleichsweise erholsam und viel ausdauernder.

Nachdem ich gestern gebadet habe und Lola mir die Haare flicht, habe ich mir noch einmal Gedanken über die Selection gemacht. Habe ich tatsächlich vor, so leicht aufzugeben? Noch ist alles möglich und wenn ich nur weit genug komme, um die Auswahl eingrenzen und durchschauen zu können, dann könnte es mir doch gelingen, an den Prinzen heranzukommen.

Dafür muss ich mich natürlich um ein Vielfaches mehr bemühen, auf Dates gehen und den ganzen Quatsch mitmachen. Den Leuten vor und hinter der Kamera etwas vorspielen, so tun, als wäre ich eine normale Kandidatin die es furchtbar aufregend findet, unter den Männern ihre wahre Liebe zu entdecken. Die hoffentlich der Prinz ist.

Jedenfalls habe ich beschlossen, aufgeschlossener an die Sache heranzugehen und zumindest abzuwarten, bis ich mir sicher bin, dass die Action sinnlos genug ist, um auszusteigen. Oder bis ich rausfliege, was theoretisch schon in vier Tagen sein könnte.

Und dann ist da das Geld, dass Tante Sophie zugesendet wird...Wir wohnen zwar nicht zusammen, aber sie nimmt es entgegen, denn Halo traue ich diese Verantwortung noch nicht zu. Außerdem habe ich Sophie gesagt, sie könne sich und ihrer Familie damit kaufen, worauf sie nur Lust hätten. Neue Decken oder Holz zum Beispiel.

Ich atme tief durch und betrachte mich im Spiegel. Stelle mir für einen lächerlichen Moment vor, wie eine Krone meinen Kopf ziert, mit all ihren Zacken und feinen Edelsteinen. Wobei es fürs erste bei einer Tiara bleiben dürfte, sollte ich die Gewinnerin sein.

Die kleinen Perlen bedecken Stellen des Rocks und meines Ausschnitts, die silbernen Fäden wirken fast wie Fischernetze, die sie darunter zur Zierde genäht haben.

"Wer stellt eigentlich all diese Kleider her? Für fünfunddreißig Mädchen maßgeschneiderte Kleidung herzustellen, muss ziemlich aufwendig sein." Janine lächelt schüchtern und Lola grinst. "Tja, die Kleider stellen wir selber her. Die hier wurden vorgearbeitet, aber nach ein paar Tagen tragen Sie nur noch unsere Arbeiten. Das wird toll sein, denn auch unter den Zofen wird es Wettstreite geben. Um das schönste Kleid oder die Kandidatin, die am Ende übrigbleiben wird. Natürlich hofft jeder, dass seine eigene ist. Wenn Sie verstehen, was ich meine."

Wetten um das beste Outfit und die Siegerin. So so. "Dann werden Sie wirklich viel zu tun haben, oder? Ein neues Kleid für jeden Tag, das ist...wow." Janine zuckt die Schultern. "Sie müssen abwarten, bis der erste Ball stattfindet. Dann bricht das reinste Chaos aus. Um den Stoff, die Rüschen...Und jedes Kleid muss ein Geheimnis bleiben, damit die anderen es nicht kopieren können."

"Wann ist denn der erste Ball?", frage ich neugierig. "In drei Wochen, glaube ich. Die Königin hat Geburtstag und das wird selbstverständlich groß gefeiert. Alle Menschen von Eins und Zwei werden dabei sein wollen." Verwirrt runzele ich die Stirn. "Ich dachte, das Königspaar und der Prinz wären die letzten verbliebenen von Eins."