91. Kapitel - Ein Plan muss her

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Nivea

Ich wache erst am Freitag wieder auf. Es ist mitten in der Nacht, aber immerhin liege ich in meinem eigenen Bett. Ich hätte wetten können, ich lande wieder auf der Krankenstation. Das scheint ja zu einer Art Witz geworden zu sein.

Müde richte ich mich auf, bis ich sitze. Mir ist etwas schwindelig. So, als hätte jemand in meinem Kopf kräftig umgerührt.

Durch die Vorhänge dringt Mondlicht in das Zimmer und taucht es in einen verschleierten, silbrigen Schein. Ich wische mir über die Augen und bemerke ein Ziepen im linken Arm, blinzelnd versuche ich zu erkennen, was es damit auf sich hat.

An der Stelle meiner Ellenbeuge klebt ein braunes Pflaster. Nicht groß, nur so lang wie mein Daumen. Es fühlt sich nicht an, als hätte ich darunter einen Kratzer oder eine Prellung, aber da ist definitiv etwas.

Ich beschließe mich deshalb nicht verrückt zu machen. Immerhin bin ich ohnmächtig geworden und ärztliche Tests sind da nicht abwegig. Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange weggetreten sein würde. Wie spät ist es wohl?

Mein Magen meldet sich knurrend und verrät mir, dass die letzte Mahlzeit bereits viel zu lange her ist. Oh man. Da wird man von einer seinen angeblichen Verbündeten quasi verpfiffen, was eine Katastrophe ist, und trotzdem denke ich nur an Essen.

Ich steige aus dem Bett und wandere durch mein Zimmer, denn mit etwas Glück finde ich noch Kekse oder kann mich zumindest an der Obstschale bedienen. Es ist warm genug, dass mir das dünne Nachthemd nichts ausmacht.

Komisch finde ich es allerdings, dass Lola und Janine mich sogar umziehen konnten, ohne dass ich etwas mitbekommen habe. Eigentlich hätte ich aufwachen müssen. Ich lag ja nicht im Koma, sondern habe nur das Bewusstsein verloren.

Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist auch das ziemlich krass. Mein Körper muss versucht haben, dem Chaos schnellstmöglich zu entkommen. Blöd nur, dass er es auf so dramatische Art und Weise getan hat. Ich merke schon, mein Humor ist übel mitgenommen worden.

In der gläsernen Obstschale finde ich nur Äpfel und Bananen. Nichts, wovon ich satt werden würde. Außerdem habe ich Lust auf etwas herzhaftes. Seufzend stütze ich die Hände auf der Tischplatte ab.

Unmöglich kann ich mich wieder schlafen legen. Ich bin wach und da ist ein Loch in meinem Magen, dass mich noch stundenlang nerven wird, wenn ich mir nichts ordentliches besorge.

Okay. Ich schätze, dann muss ich zur Küche gehen und dort nach einem Snack suchen. So ungefähr weiß ich, wo sie liegt, also dürfte es nicht lange dauern, bis ich sie finde. Danach kann ich hoffentlich klarer denken und mir überlegen, wie ich mit Flynns Verrat umgehen soll.

Ich bin schon bei der Tür, als mir einfällt, dass ein lila Nachthemd aus Spitze nicht der beste Aufzug für eine nächtliche Wanderung sein dürfte. Andere Kandidaten werden mir wahrscheinlich nicht begegnen, dafür aber Wachen.

Ich verdrehe die Augen, weil mein Hunger immer schlimmer wird, und gehe zum Kleiderschrank. Greife nach dem erstbesten, das mir in die Hände fällt. Es ist ein grell pinkes Kleid mit Schleppe, die am Rückenteil mit Klammern festgesteckt wurde.

Ja, das würde ein interessantes Bild abgeben. Aber ich glaube, etwas dezenteres wäre besser. Ich wähle das Kleid daneben, es ist grün und schlicht, soweit es Lolas Künste eben zulassen. Der Ausschnitt ist ein wenig gewagt, aber so genau wird wohl niemand hinsehen.

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