99. Kapitel - Nette Idee, gescheiterte Ausführung

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Nivea

Henry hat sich etwas wirklich schönes einfallen lassen. Als Date hat er für uns einen Teil der Küche reserviert und noch dazu Robin Decker, den Meisterkonditor des Palasts. Grace und Theo, wie auch Amara und Morrow leisten uns Gesellschaft.

Wir tragen weiße Schürzen (auch die Männer) und müssen uns die Haare zu einem Dutt binden. Eigentlich müssten wir auch eines der schwarzen Netze auf dem Kopf tragen, aber Robin verzichtet darauf.

Um uns herum herrscht Trubel, die Angestellten bereiten das Mittagessen vor. Ich vergesse oft, dass außer uns auch noch die Gäste der Königin im Palast sind. Man bekommt nur wenig von ihnen mit, doch gestern im Massagebereich haben wir Havanna und eine ihrer Cousinen getroffen.

Sie umarmte mich lächelnd und ich war etwas überrascht davon (sie trug nur ein knappes Handtuch um den Körper gewickelt), doch dann flüsterte sie: "Wir müssen reden, morgen." Also heute. Irgendwann. Ich versuche deshalb nicht nervös zu sein, doch ich habe das Gefühl, dass es nichts Gutes sein wird.

"Also gut. Wir werden heute die Nachspeisen für das Abendbankett vorbereiten. Normalerweise brauchen mein Team und ich dafür etwa eine Stunde. Wir teilen die drei Desserts auf Sie auf, und ich werde jeden von Ihnen zur Hand gehen."

Unser Meisterkonditor hat einen runden Bauch, der es ihm schwer macht, die Arme vor dem Körper zu verschränken. Er könnte sie sogar auf ihm ablegen, wenn er wollte.

Er ist ganz in weiß gehüllt und sein schulterlanges schwarz-graues Haar trägt er zu einem Pferdeschwanz gebunden. Außerdem hat er ein breites Muttermal auf seiner rechten Wange und Tattoos auf beiden Unterarmen, die aus seinen Ärmeln hervor lugen. Sagen wir es so: Einen Konditor habe ich mir etwas anders vorgestellt.

Vor allem besser gelaunt.

Henry und ich sehen uns an. Wir grinsen, und das seitdem wir Robert begegnet sind. Er hat gerade mit einem blonden Mädchen geredet, die den Schichtplan studierte. Ich glaube, das arme Ding war nur zufällig da.

Ist das zu fassen? Es gab einen Einbruch, und trotzdem wollen sie uns keine Wachen schicken!

Es hat einen Moment gedauert, aber dann haben wir begriffen. Ehrlich gesagt habe ich mich schon gefragt, ob es deshalb noch Probleme geben würden. Jetzt habe ich meine Antwort.

Robert geht zu einem Regal mit dicken Ordnern und zieht einen davon hervor. Er öffnet ihn und ich schätze, bei den vielen Seiten handelt es sich um Rezepte. Mürrisch blättert er herum, bis er drei Seiten ausheftet und wieder zu uns kommt.

Wir stehen um drei Arbeitsflächen verteilt, beobachten die Vorbereitungen der richtigen Köche und deren Gehilfen. Es riecht schon die ganze Zeit über nach angebratenen Zwiebeln und Knoblauch.

Hätte ich nicht gerade erst Frühstück gegessen, wäre ich wieder hungrig.

Man hat die kleinen Fenster neben uns weit geöffnet und zusätzlich brummen Luftabsauger über den Herdplatten. Trotzdem ist es mehr als nur warm und ich bin erleichtert, Hose und Bluse tragen zu dürfen. Die sitzen un einiges lockerer als eins der schweren Kleider.

"Ich würde sagen, wir teilen Sie in Teams auf. Von mir aus können wir auch einen Wettbewerb daraus machen, das kommt ja anscheinend gut an..." Er schüttelt den Kopf und seine hohe Mütze wackelt verdächtig. "Ich habe schon gehört, dass nachher Paparazzi kommen wird. Fehlte ja gerade noch, zur Schlagzeit dieses Pack zu schicken..."

Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht zu lachen. Er ist einer der ehrlichsten Menschen im ganzen Palast. Vermutlich muss er einiges drauf haben, sonst hätten sie ihn längst deswegen gefeuert.

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