61. Kapitel - Der Tag danach

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Willkommen zum Teil I der Lesenacht💕 Kommentiert gerne fleißig mit!

Zuerst hatte ich vor, mehrere einzelne Bücher zu der Selection zu schaffen. Ich wollte damit das große Ganze in jeweils 3 Wochen unterteilen, in denen sich die Dynamik von hell zu dunkel und schließlich energetisch ändern wird. Ich habe mich dagegen entschieden, allerdings werde ich - wie hier - Markierungen anbringen.
Stell dir also vor, es wäre der nächste Teil, und werde dir der Veränderung bitte bewusst.

Es bedeutet nicht, dass ab jetzt alles gefährlich und düster wird - ich meine damit nur die persönliche Veränderung, die in Nivea vor geht.
Viel Spaß beim Lesen, ~L

***

Ich wache in der Krankenstation auf. Es ist dunkel, nur die Lampe auf dem Nachttisch spendet träges Licht. Es ist gelb, taucht den Vorhang am Gestell und alles was dahinter liegt in Schatten. Ich fühle mich sofort einsam. Blinzelnd schaue ich mich um. Es dauert ein paar Sekunden, dann weiß ich wieder, warum ich hier bin.

Die Übelkeit wallt so schnell in mir auf, dass ich gerade noch die Schüssel neben mir ergreifen kann, um nicht das Bett einzusauen. Sicher, das kommt hier öfters vor, nur macht es das nicht besser.

Ich beuge mich nach vorn und übergebe mich, heiß und brennend und trotzdem nicht genug. Ich spüre alles noch einmal, jede Berührung und höre seine Stimme in meinem Kopf. Sie dröhnt, ist ein Echo das niemals ganz verschwindet.

Irgendwann greift jemand nach meinen Haaren und fasst sie im Nacken zusammen, doch die Geste versetzt mich zurück in eine dunkle Erinnerung und ich zucke zusammen. "Schon gut", sagt eine mir bekannt vorkommende Stimme und ich ordne sie wage Julie zu. Sie muss die ganze Nacht auf mich aufgepasst haben, sonst wäre sie niemals so bald bei mir gewesen.

"Du bist hier sicher."

Noch ein paar Mal muss ich würgen, dann geht es wieder. Mein Gesicht ist tränennass und der ekelige Geschmack in meinem Mund will dafür sorgen, dass mir gleich wieder schlecht wird. Nur ist in mir nichts mehr drin, was nach draußen kann. "Oh Gott", flüstere ich. Mehr bringe ich nicht hervor.

Julie bindet mir einen Zopf und reicht mir dann ein nasses Tuch, mit dem ich mir benommen das Gesicht abwische. Danach bekomme ich ein Glas Wasser in die Hand gedrückt, mit dem ich mir den Mund ausspüle. Es hat einen leicht zitronigen Geschmack. Am liebsten würde ich auch meine Zähne putzen, aber das kann ich später noch tun.

Die Stille um uns herum ist seltsam, ich glaube, das habe ich ewig nicht mehr erlebt. Immer war es irgendwo laut, selbst durch die Wände in meinem Zimmer konnte ich Musik oder Gespräche hören. Der Ball ist also definitiv vorbei.

Ich setze mich aufrecht hin und winkle die Beine an. Starre auf einen Fleck an der Wand gegenüber. Fühle mich meilenweit entfernt von allem, was normal ist.

"Der Ball ist seit fünf Stunden vorüber. In zwei Stunden wird es hell", verrät mir Julie. Ich nicke nur. Mein Kopf wird überflutet von hässlichen Gedanken, plötzlich erinnere mich an all die Stellen, an denen Benjamin mich berührt hat und fühle mich dreckig.

"Ich muss duschen", sage ich. Hebe meinen Blick, um Julie anzusehen. "Es ist mitten in der Nacht", merkt sie unsicher an. "Bitte. Ich muss... Ich kann nicht..." Fast fange ich wieder an zu weinen. Julie versteht und bringt mir eilig ein paar Schuhe, die aus Gummi sind und quietschen, als ich meine nackten Füße hinein schiebe. "Natürlich, entschuldige."

Dass ich noch mein Kostüm trage, ist mir vollkommen egal, auch, wie zerknittert es inzwischen ist. Ich will es nur noch ausziehen. Mich unter den Wasserstrahl stellen und so lange duschen, bis ich mir sicher bin, wieder an etwas anderes denken zu können. Bis ich jeden Zentimeter mit Seife behandelt habe. Jetzt gerade hat sich dieser hässliche Gedanke in meinen Kopf gepflanzt, ich würde seinen Speichel für immer auf meiner Haut tragen. Wie ätzende Säure, die sich immer tiefer frisst.

 Selection - Futuria Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt