Vier

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Zora legte auf, streckte sich einmal und stand dann widerwillig auf. Ihre Ma hatte angerufen, ob sie in der Alten Mühle einspringen konnte, dabei hatte sie doch den ganzen Tag im Bett verbringen wollen. Sie war heute früh kurz mit Luna, ihrem Schäferhund eine Runde im Wald gewesen und hatte sich dann mit ihrem Laptop und Netflix wieder ins Bett verkrochen. Doch aus diesem Plan wurde wohl nichts.

Zehn Minuten später hatte sie sich umgezogen, ein Sandwich gefrühstückt und die Haare im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Nach einem kurzen Blick nach draußen griff sie ihre Regenjacke und warf noch einen letzten neidischen Blick auf Luna und verließ das Haus. Die Hündin hatte es gut in ihrem bequemen und trockenen Körbchen.

So schnell wie möglich radelte Zora die knapp zwei Kilometer zu dem Café, der Alten Mühle. Immerhin wäre es heute leicht verdientes Geld. Der überwiegende Anteil der Cafébesucher bestand tagsüber aus Wanderern und Spaziergängern, bei diesem Nieselwetter würde also kaum etwas los sein.

„Ach da bist du ja Schatz. Danke, dass du gekommen bist. Du hast etwas gut bei mir.", wurde Zora von ihrer Mutter begrüßt. Zora schloss die Tür hinter sich, gab ihrer Mutter einen schnellen Wangenkuss und begab sich in Richtung Küche. „Wo ist denn Tante Karen?", „Die ist mit Mozart beim Tierarzt, sollte aber in spätestens einer Stunde wieder hier sein.", kam es zurück. Erschrocken drehte Zora sich um. „Was hat er denn?"

Mozart war der rot getigerte Kater von Karen, der wiederum die Alte Mühle gehörte. Doch da war ihre Mutter schon zur Tür raus. Sie traf sich jeden Freitag Nachmittag mit ein paar Freundinnen zum Essen. Kopfschüttelnd ging Zora in die Küche. Ihr Mutter war in vielen Dingen das totale Gegenteil von ihr. Sie hatte unzählige Bekanntschaften und war jedermanns Sonnenschein.

Zora legte ihre Schürze an und nahm sich anschließenden den Notizblock ihrer Mutter vom Tresen. Es waren lediglich drei Gäste da, also wirklich wenig zu tun. Sie hatte in der ersten halben Stunde genau zwei Teller abzuräumen, musste einmal Kaffee nachschenken und einmal abkassieren. Nun war nur noch der ältere Herr, der fast täglich kam, um es sich mit einem Buch oder der Tageszeitung bei einem Kaffee gemütlich zu machen, da. Alle Tische waren gewischt, das Geschirr abgespült und das Mobiliar stand an der richtigen Stelle, es gab also rein gar nichts für sie zu tun. Zora nippte an ihrem Kaffee und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, der neben ihr an der Wand hing. Ihre mandelförmigen Augen, gepaart mit den darunter liegenden dunkeln Schatten ließen sie alles andere als wach aussehen. Im Vergleich zu Liv war sie echt das totale graue Mäuschen, vielleicht sollte sie wirklich mal anfangen sich regelmäßig zu schminken. Zora zog ihr Spiegelbild betrachtend eine Grimasse, als die Klingel über der Eingangstür läutete.

Zunächst trat eine in dem rustikal gemütlichen Ambiente des Cafés wahrlich fehl am Platz wirkende Frau ein. Unbestreitbar attraktiv, blonder Bob, gekonnt geschminkt und im schwarzen Hosenanzug, dazu Pumps mit roter Sohle. Ihr folgte eine ältere Dame, ebenfalls schick gekleidet, jedoch deutlich dezenter als ihre Begleiterin. Dunkelroter Rollkragenpullover, schwarze Stoffhose und ihrem Alter entsprechend flache Schuhe. Vermutlich Mutter und Tochter, tippte Zora. Die Jüngere schaute sich einmal kurz um und ging dann zielstrebig an einen Tisch in der Ecke. „Kommst du Mama?", sprach sie ihre Mutter an und bestätigte somit Zoras Vermutung. Die ältere Dame wirkte ein wenig desorientiert, bewegte sich dann aber doch auf ihre Tochter zu. Nachdem sich die Beiden gesetzt hatten ging Zora an ihren Tisch, um die Bestellung aufzunehmen.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt