Dreiundfünfzig

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Am nächsten Morgen ging es zu Zoras Überraschung gar nicht erst ins Büro. Jane brachte sie auf direktem Weg zum Rathaus, wo sie auf Lina und Max traf, während Jane zunächst noch einmal ins Büro fuhr. Sie würde aber spätestens um 10:30 Uhr, zum Beginn der Pressekonferenz wieder da sein. Bis dahin hatte primär Max die ehrenvolle Aufgabe Zora zu bemuttern. Dieser kam er auch mit vorbildlichem Elan nach. Hatte er auf den ersten Eindruck ein wenig arrogant und aalglatt gewirkt, so stellte Zora jedoch schnell fest, dass er in Wahrheit nett und extrem zuvorkommend war.

Zunächst erläuterte er Zora das Projekt, das heute im Mittelpunkt stand, bezog sich dabei aber immer wieder auf vergangene, abgeschlossene Bauwerke. Zudem erklärte er ihr die Abläufe und Aufgabenverteilung im Planungsprozess. Am aller hilfreichsten war jedoch, dass er jegliche relevanten Details zum Studienablauf auswendig kannte und sie umfangreich über mögliche Berufschancen aufklärte. Innerhalb von wenigen Minuten hatte er ihr mehr sinnvolle Informationen mitgeteilt, als alle Studienberater der Uni am Mittwoch zusammen. Zora versuchte dankbar so viel Input, wie möglich aufzunehmen, aber es war ihr offenbar anzusehen, dass das einfach zu viel in zu kurzer Zeit war und somit gab er ihr seine Mailadresse für Rückfragen. Dabei mahnte er sie mehrfach dieses Angebot auch wahrzunehmen, so trivial ihre Frage auch sei, da er immer gerne helfe und wisse wie überwältigend das Alles am Anfang des Studiums sein.

„Ehrlich, ich meine das ernst. Schreib mir, wenn du eine zweite Meinung zu irgendwas brauchst." Er sah sie mit bestimmter Miene an. „Aber jetzt will ich dir mal eine Pause gönnen. Kommst du mit raus? Ich wollte bevor das hier gleich losgeht noch eine Rauchen." Zora nickte. „Klar." Sie könnte ein wenig frische Luft vertragen. „Auch eine?" Er hielt ihr die geöffnete Schachtel vor die Nase. Sie verneinte dankend. Soweit, dass sie tagsüber rauchte war sie dann doch noch nicht.

Nachdem er einen tiefen Zug von seiner Zigarette genommen und den Rauch, so gut es bei dem Wind ging, von ihr weg geblasen hatte, wandte er sich wieder zu ihr. „Hast du eigentlich definitiv vor das Architekturding durchzuziehen, oder hast du noch andere Optionen auf dem Schirm?", „Mich interessiert die Baubranche als Ganzen, aber ehrlich gesagt bin ich noch ziemlich am Anfang mit meiner Studienwahl, nur man muss ja irgendwo anfangen.", erklärte sie sich. Max lachte leise auf. „Also wenn du das hier irgendwo anfangen nennst, will ich wissen, wo du noch hin willst." Zora sah ihn mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an. „Na komm schon, dass ist das Neuhäuser Architekturbüro, eine DER Adressen in Deutschland. Ich musste mich für dieses Praktikum gegen dutzende Mitbewerber durchsetzten und du hast noch nicht einmal dein Abi fertig, während du einen spontanen Probetag bei uns machst und noch abwägst, ob du überhaupt ein Praktikum hier machen willst. Das ist schon beeindruckend. Nebenbei bemerkt wohnst du auch noch für zwei Nächte bei Frau Dr. Neuhäuser. Dein Geheimnis möchte ich kenne." Er schnaubte.

Zora wandte ihre Augen unsicher in Richtung Boden und scharrte mit dem Fuß über das Pflaster. „Das hat sich halt so ergeben. Eigentlich war das reiner Zufall, dass ich Ja...Frau Dr. Neuhäuser kennengelernt habe." Glücklicherweise gesellte sich da Lina zu ihnen. „Ach hier seit ihr. Habe ich's mir doch gedacht. Ich hoffe ihr habt mehr gemacht, als nur Raucherpausen. Hat er sich gut um dich gekümmert?", wandte sie sich an Zora, die dies eingehend bejahte. Um kurz nach halb elf begann dann die Pressekonferenz, auf der mehrere Leute die immense Relevanz dieses konkreten Projektes für den Standort Düsseldorf und das Stadtbild anpriesen. Dann stellte Lina die Pläne in einem knapp zehn-minütigen Vortrag vor, und dann war die Veranstaltung auch schon vorbei.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt