fragile (GirlxGirl)

Einhundertdreizehn

Das Trio verließ das Bistro durch die Haupteingangstür. „Außer natürlich Andy ist für einen Tanz zu haben." Sie zwinkerte Zora zu, der augenblicklich flau im Magen wurde. „Dann kann selbst ich mich für Standarttanz begeistern. Aber natürlich nur, wenn ich ihn von dir loseisen kann." Zora nahm aus dem Augenwinkel war, dass Jane sich ruckartig zu Liv umgewandt hatte und dieser nun sehr genau folgte. „Na, jetzt übertreibst du aber. Ich werde wohl eher noch weniger tanzen als ihr." Zora sah Liv eindringlich an, aber diese bekam den Wink mit dem Zaunfall so gar nicht mit. „Na da sprechen wir am Samtag nochmal. Der Junge ist völlig hin und weg von dir, glaub mir. Nat war neulich noch mit Peter und Andy Billard spielen. Er hat wohl versucht Andy von dem Trip abzubringen, aber du hast es ihm scheinbar wirklich angetan. Der Arme, naja vielleicht rallt er es ja am Samstag. Du solltest das echt klarstellen." Man sah förmlich, wie Jane ihre Schlüsse zog und aus allen Wolken fiel.

Jane stand in ihrem Kleiderschrank und überprüfte noch einmal den Inhalt ihres Koffers. Blöd! Sie war ja so BLÖD!

'Völlig hin und weg von dir',

'hast es ihm scheinbar wirklich angetan'.

Eigentlich sollte Jane gar nicht o überrascht sein, ihr war es ja ganz genauso gegangen. Keine zwei Minuten Interaktion, alltäglicher Smalltalk und es war so ziemlich um sie geschehen gewesen. Wieso sollte es diesem Andy da anders gehen? Das Problem war nur, dass in Zoras Darstellung Andy irgendein Bekannter gewesen war, mit dem sie angetrunken rumgealbert hatte. In Livs Schilderung hatte er wiederum mehr als nur ein Auge auf Zora geworfen und machte sich ernsthafte Hoffnungen. Weshalb hatte Zora also eine dahin gemogelte Halbwahrheit an Jane weiter gegeben? Die Antwort lag auf der Hand, Jane wollte sie nur nicht wahrhaben. Fairer Weise musste Jane ja zugeben, dass sie nie die 'wir sind jetzt ein offizielles Paar'-Unterhaltung gehabt hatten, von daher war es durchaus legitim, dass Zora plante ihren Abiball mit einem Studenten zu verbringen, der da ganz offensichtlich mehr hinein interpretieren würde. Sie war so gesehen, ja noch nicht einmal berechtigt sich aufzuregen, sollte Zora etwas mit diesem Kerl anfangen. Von Exklusivität war nie die Rede gewesen.

Klar, Jane kannte jetzt Liv, aber das hieß ja nicht viel. Das Zoras Mutter nicht ganz so tolerant war hatte sie ja schon durchblicken lassen. Wohlmöglich passte ihr ein vorzeigbarer Freund für zu Hause ganz gut ins Bild. Nach dem Wenigen, was Jane wusste schien dieser Andy da ja ganz annehmbar. Dafür sprach eindeutig, dass Zora alles andere als ehrlich und offen mit Jane gewesen war, was Andys der Allgemeinheit anscheinend ziemlich bekannten Absichten anging. Wäre es Zoras Plan gewesen Andy auf dem Abiball links liegen zu lassen, oder zumindest auf Abstand zu halten, wäre sie ehrlich zu Jane gewesen und sie hätten gemeinsam über seine Chancenlosigkeit gelacht. Davon, dass Zora Andy einfach die Wahrheit sagte, nämlich dass sie vergeben war, waren sie scheinbar Lichtjahre entfernt. Beziehungsweise diese Option schien gar nicht gegeben.