Einhundertsieben

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Selbst das Wangenküsschen war ja nichts ungewöhnliches für rein platonische Freundinnen. Nicht mehr ganz so platonische war das kleine Wörtchen 'uns' gewesen, aber das hatte ja auch nur Zora gehört. Jane musste sich eingestehen, dass es verdammt gut klang; und als sie kurz darauf, nun ebenfalls mit zwei Getränken in der Hand, zurück zum Tisch ging, gefiel ihr, was sie sah. Zora passte sehr viel besser ins Bild, als es Jane klar war, wie sie da so mit Georg und Maren saß. Das erneute Aufleuchten von Zoras Gesicht, als Jane sie erblickte, gab Jane zumindest ein verdammt richtiges Gefühl.

Am folgenden Tag drehte Jane den Spieß endlich mal um und holte Zora in ihrer Mittagspause ab. Wenige Momente, nachdem sie das Gebäude betreten hatte, tauchte Herr Niggenbölling auf, genau als Zora gerade das Foyer betreten hatte, um Jane zu begrüßen. „Na? Versuchst du deinen Schützling zurück zu gewinnen?", begrüßte er Jane mit einem festen Händedruck. „Das kann ich nämlich nicht kampflos zulassen.", fuhr er mit einem tiefen, fast schon brummenden Lachen fort. Da hatte Zora zu ihnen aufgeschlossen und begrüßte Jane mit einer kurzen Umarmung.

„Wer bekämpft hier wen?" Sie blickte fragend von Herrn Niggenbölling zu Jane. „Niemand bekämpft irgendwen.", antwortete Jane mit einem Schmunzeln. „Ich liefere sie nach der Mittagspause wieder ab, keine Sorge.", wandte sie sich dann an Herrn Niggenbölling. „Das will ich auch hoffen. Wie ich bisher gehört habe macht sie sich nämlich ausgezeichnet.", erwiderte er und warf Zora einen anerkennenden Blick zu, woraufhin diese verlegen zu Boden sah. „Na dann euch mal eine schöne Pause, aber du lässt dich nicht von ihr beschwatzen.", ermahnte er Zora mit erhobenem Zeigefinger, bevor er mit einem brummenden Lachen in sein Büro verschwand. „Na da hast du ja anscheinend schon Eindruck hinterlassen." Jane hielt Zora die Tür auf, während sie das Gebäude verließen. Diese zuckte nur mit den Schultern. „Noch habe ich das Labor nicht in die Luft gejagt." Jane grinste. „Dann ist ja gut."

Sie setzten sich mit Baguettes in den nahe gelegenen Park. Nach dem es die letzten Wochen noch ziemlich frisch gewesen war, schien heute warm die Sonne auf sie herab. „Kannst du nächsten Samstag auf mich verzichten?", fragte Jane und biss in ihr Baguette. Zora verschluckte sich fast an einer Tomate. „Dann sind wir jetzt schon fix an den Wochenenden miteinander verplant?", schlussfolgerte sie.

„Presche ich gerade viel zu schnell vor und schlage dich in die Flucht?", stellte Jane trocken fest. Zora grinste. „Nein, ich bin nur überrascht, ich meine wir haben das nie definiert." Sie griff nach Janes Knie und drückte es kurz. „Was steht denn am Samstag an?", „Lina will das Treffen, was wir ja gestern versäumt haben nachholen.", erläuterte Jane. „Das passt sogar ganz gut. Liv überlegt am Wochenende zu kommen.", erwiderte Zora. „Aber dann bin ich ein legitimer Grund Lina abzusagen?", schlussfolgerte sie weiter und musterte Jane aufmerksam, während diese ihre Antwort formulierte: „Naja, sie vermutet, dass es da jemanden gibt."

In der Tat hatte Lina Jane in der letzten Woche noch mehrfach gelöchert, doch Jane hatte geschwiegen, schließlich war das auch Zoras Entscheidung und sooo dicke, dass Jane es Lina unbedingt mitteilen müsste waren sie nun auch nicht. Obwohl ein Teil von ihr das Ganze offiziell machen wollte, aber sie war auch unabhängig vom Urteil anderer, das galt für Zora, die ja noch bei ihrer Mutter wohnte sicherlich nicht. „Aber sie hat keinen Schimmer, dass du es bist. Insofern wäre die Person, mit der ich mich momentan treffe ein legitimer Grund.", „Dann kombinieren meine Freunde besser als deine." Jane blickte Zora fragend an. „Nat hat sich seinen Teil gedacht, als du mich von der Schule abgeholt hast.", erklärte Zora.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt