Einundzwanzig

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Somit lächelte Jane nur leicht. „Siehst du, ich gehe da ja auch heute Abend hin. Mach dir nur nicht zu viel Hoffnungen, dass ist nur eine Eröffnungsparty." Damit war das Thema abgeschlossen. Sie besprachen noch kurz, wie das Unterschreiben des Vertrags ablaufen sollte, da Jane am Mittwoch eigentlich ihren Vater aus dem Krankenhaus abholen wollte. Sie einigten sich schließlich drauf, dass, sollte der Bürgermeister heute Abend anwesend sein, wovon stark auszugehen war, Jane mit ihm reden, sich für Mittwoch entschuldigen und Lina eine Vollmacht ausstellen würde, damit diese den Vertrag dann vorläufig unterschreiben konnte. Als sie das italienische Lokal verließen schlug ihnen sofort die Hitze entgegen. Während es am Wochenende noch bei um die 12°C vor sich hin geregnet hatte, war heute keine einzige Wolke am Himmel zu entdecken und die Sonne knallte bei deutlich über 20°C auf sie herab, und das im Mai. Der Klimawandel ließ grüßen. Auf dem Weg zurück zum Büro kamen ihnen schon einige Frauen in Hotpants und Sommerkleidern entgegen.

In eben dieser Hitze lagen Zora und Liv zusammen am Ufer des örtlichen Baggersees. Liv hatte am Morgen ihre letzte Abiklausur - Kunst - geschrieben und somit genossen sie nun Beide die Sonne und das Wissen einen Sommer ohne Verpflichtungen vor sich zu haben. Liv streckte sich genüsslich aus. In ihrem pinken Bikini und mit der dicken Retro-Sonnenbrille machte sie jedem IT-Girl Konkurrenz und sah aus wie einem Bademodenkatalog entsprungen. Zora war im Vergleich zu ihr käsig statt braun und auch einfach zu klein, um im Bikini eine wirklich gute Figur abzugeben. Besonders, wenn Livs meterlange Beine neben ihr lagen.

„Ich habe deine Jane übrigens mal gegoogelt.", begann Liv. Zora blickte zu ihrer besten Freundin herüber. Sie konnte nicht wirklich sagen, dass sie verwundert war. Neben Liv sahen das FBI und der BND armselig aus. Welche Informationen sie 'mal eben' aus dem Internet zog, war wirklich erstaunlich. So mancher würde von Stalking sprechen, Liv nannte es 'sich mit frei verfügbaren Informationen absichern'.

„Also gut, ich höre?", erwiderte Zora. Liv setzte sich auf, schob ihre Sonnenbrille auf den Kopf und blickte von oben auf sie hinab. „Das ist doch deine Jane, oder?" Liv hielt Zora ihr Handy vor die Nase. Diese kniff die Augen zusammen und schirmte mit der Hand die Sonne ab, um auf dem dunklen Handydisplay überhaupt etwas zu erkennen. Das Foto zeigte Jane wie sie professionell wirkend in die Kamera lächelte. Es handelte sich um eine Profilaufnahme, wie sie zur Selbstdarstellung auf Firmenwebsiten üblich war. Zora nickte. „Ja, das ist sie." Liv schüttelte nur fassungslos den Kopf. „Dein Glück möchte ich haben. Das ist Dr. Jane Neuhäuser!" Sie sah Zora erwartungsvoll an. Diese zuckte nur mit den Schultern. „So weit war ich auch schon.", „Ja, und du hast sie noch nicht gegoogelt?", „Nein, habe ich nicht. Und jetzt komm zum Punkt." Liv schüttelte erneut den Kopf. „Das ist die Gründerin des Architekturbüros. Die hat sich da nicht eingeheiratet. Man das ist eine der Besten in ihrem Job. Letztes Jahr erst hat sie als jüngste Gewinnerin ever so einen super hoch dotierten internationalen Architekturpreis erhalten. Die hat schon in New York und Dubai gearbeitet, die schwimmt im Geld." Zora, die erst nur mit wenig Interesse zugehört hatte, da Liv oft auch nur wahnsinnig viel unnützes Wissen zu Tage förderte, war nun ganz Ohr. „Im ernst? Und weiter?" Liv steckte ihr Handy wieder in ihre bis oben hin gefüllte Strandtasche. „Ja, im ernst. Weiteres gibt es da leider nicht viel. Lebt super zurückgezogen, lässt sich so gut wie nie auf Events blicken. Sie war wohl kurz mit so einem Anwalt verheiratet, das hat aber nicht lange gehalten. Er hat sich mittlerweile wieder verlobt; von ihr findest du absolut nichts."

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt