Vierundzwanzig

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Dieser Herr Loh war ihr auch vollkommen egal, aber sie wollte Spaß haben und neue Bekanntschaften machen. Dabei zählte schließlich der erste Eindruck und somit das Outfit. Doch Jane unterbrach sich selbst. Der erste Eindruck war nicht mit dem Outfit gleichzusetzen. In Gedanken sah sie die Bedienung aus dem Café vor sich, wie sie in ihrem Kapuzenpulli vor dem Krankenhaus stand. Locker, ungezwungen und ohne jeden Hintergedanken einfach nur freundlich. Dort hätten zehn Bikinimodels stehen können, Jane hätte nur Zora, mit ihrem ruhigen, ausgeglichenen Wesen wahrgenommen. Letzten Endes zählte doch der Charakter, Charisma und Ausstrahlung, kein blödes Outfit. So lange sie dort nicht im Schlafanzug aufließ würde es niemanden groß jucken, ob sie jetzt ein Etui- oder ein Cocktailkleid trug. Somit nahm sie das Etuikleid vom Bügel, um sich umzuziehen. Anschließend schminkte sie sich noch ein wenig stärker, legte Parfum auf, zog Highheels an, griff einen schwarzen Mantel und verließ die Wohnung. Im Taxi wanderten ihre Gedanken wieder zu Zora. Das Mädchen hatte sich noch nicht gemeldet, weder telefonisch, noch per Mail. Jane ermahnte sich, dass erst zwei Tage vergangen waren, konnte sich dabei aber selbst nicht wirklich erklären, weshalb sie so erpicht auf eine Antwort war. Ihre Welt würde sich wohl kaum groß verändern, wenn Zora ein Praktikum bei ihr machte, oder eben nicht. Sie sollte sich auf den vor ihr liegenden Abend und ihre neue Mission, Spaß am gesellschaftlichen Leben zu haben, fokussieren.

Im Foyer der Galerie fand ein Sektempfang statt und eine kleine Bühne stand bereit. Nachdem ihnen ihre Mäntel abgenommen worden waren und sie alle drei eine Champagneflöte in der Hand hielten, mischten sie sich langsam unter die anderen Gäste. Tom trug einen schicken dunkelblauen Maßanzug, Lina ein traumhaftes Cocktailkleid, mit einer schicken, auf den Anzug abgestimmten dunkelblauen Schleife um die Tallie. Jane sah sich in dem mit gut 100 Leuten gefüllten Raum um. Die Männer trugen ziemlich durchgehend alle Anzug, bei den Frauen war jedoch mehr Varianz vorhanden. Neben zahlreichen Damen in Cocktailkleidern, wie Lina eins trug, waren auch einige in formellen Kleidern und Hosenanzügen erschienen. Jane stellte somit erleichtert fest, dass sie mit ihrer Kleidungswahl so ziemlich in der goldenen Mitte lag, obwohl sie Lina zugestehen musste, dass sie umwerfend aussah. Dennoch wäre ihr selbst mit so wenig Stoff am Leib definitiv unwohl gewesen, so war es ihr selbst als Teenagerin ergangen. Sich selbst derart für das andere Geschlecht zur Schau zu stellen war ihr immer gegen den Strich gegangen. Und ja, sie wusste, dass das albern, wenn nicht gar selten dämlich war und dass viele Frauen, die hier heute Abend in kurzen Kleidchen erschienen waren dies schlicht und ergreifend taten, weil es ihnen selbst gefiel. Aber so war sie nun einmal.

Apropos anderes Geschlecht. Da kam gerade der Gastgeber durch die Partygäste auf sie zu: Rupert Loh. Jane musste Lina widerwillig recht geben. Er war unbestreitbar attraktiv. Gut 1,90m groß, volles dunkles Haar, das zwar schon an den Schläfen ergraute, dies machte ihn aber eher noch attraktiver. Er trug einen schwarzen Anzug, schwarzes Hemd, schwarze Krawatte. Hollywood hätte ihn sich sicherlich bei der ersten Gelegenheit unter den Nagel gerissen.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt