Vierundachtzig

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„Wieso hast du mir das Praktikum bei dir angeboten, mich bei dir wohnen lassen? Weil ich eine Bereicherung für die Bauindustrie bin?" Sie schnaubte. „Ganz bestimmt. Was willst du von mir? Was sollte das am Samstag? Ich..." Sie ging ins Wohnzimmer. „Ich weis nicht, was ich hier mache. Ich meine schau mich an, die Teenagerin, die du ein bisschen High-Society-Luft hast schnuppern lassen. Ich war ja auch leicht zu beeindrucken: Luxuswohnung, teures Auto, ein bisschen Champagner, mehr brauchte es gar nicht. Ich verstehe nur nicht wieso. Was hattest du davon?"

Jane sah Zora perplex an. So wie Zora es drehte, war sie ein manipulatives Miststück, dass Zora mit unlauteren Mitteln verführt hatte. „Jetzt mach aber mal halblang. Ich glaube ehrlich, dass du Potential hast, auch wenn ich gerade beginne an deiner Vernunft zu zweifeln. Das hier" Sie umfasste mit einer Geste das Apartment „ist nun einmal mein Leben. Beim nächsten Mal kann ich uns gerne ein Hostel mieten. Wieso hast du überhaupt heute morgen angerufen, wenn du mittlerweile eine so geringe Meinung von mir hast." Sie funkelte Zora an. Diese wandte sich zum Sofa.

„Du hast recht, ich hätte gar nicht erst kommen sollen." Sie griff nach ihren Sachen, doch Jane hielt sie in der Bewegung auf und griff nach ihrem Arm. „Du lässt mich jetzt nicht so hier stehen. Du hast mich heute morgen direkt nach der Zusage angerufen, während du noch in der Stadt warst, um dieses Treffen vorzuschlagen. Ich habe Termine abgesagt. Da kannst du mir zumindest sagen, was du wolltest. Oder bist du wirklich nur gekommen, um mir weiszumachen, was für ein grausamer Mensch ich bin?" Zora entwand ihr den Arm nicht. Sie hielt in der Bewegung inne, senkte den Kopf lediglich leicht und blieb zunächst ruhig, bevor sie mit deutlich leiserer Stimme antwortete: „Ich weis es nicht. Es war dumm von mir. Es tut mir leid, dass ich deine Zeit gestohlen habe. Grüß Rupert schön.", dann entwand Zora doch ihren Arm und griff nach ihren Sachen. Ohne zu Jane aufzuschauen, lief sie an dieser vorbei in Richtung Tür.

„Warte!", rief Jane ihr hinterher. „Du hast meine Zeit nicht gestohlen und ich wüsste nicht, wann ich Rupert das nächste Mal wiedersehen sollte." Zora blieb zumindest stehen, drehte sich allerdings nicht um. Jane schloss zu ihr auf und legte ihr zaghaft die Hand auf die Schulter.

Langsam drehte Zora sich um und ließ die Tasche und die Jacke zu Boden sinken, ihr Blick blieb dabei jedoch auf den Boden gerichtet. „Also, weshalb hast du angerufen?", wiederholte Jane sich, diesmal allerdings zaghaft und umsichtig, anstatt vorwurfsvoll. Zora antwortete schließlich mit schwacher Stimmer: „Weil ich dich sehen wollte; weil ich mir dumme, kindische Hoffnungen gemacht habe und mich darauf gefreut habe dich zu sehen."

Da wurde Jane klar, dass Zora stärker war als sie. Denn selbst wenn sie selbst vielleicht fünf Nullen auf dem Kontoauszug stehen hatte, älter war und Karriere gemacht hatte, etwas im Leben erreicht hatte; trotz angetrunkenem Mut und dem Wissen, dass Zora definitiv keine blöden Spielchen mit ihr trieb hatte sie die äquivalente Aussage am Montag nicht gemacht. Zora hingegen wäre in diesem Moment vermutlich am liebsten schon zehn Mal durch die Tür verschwunden, da sie mehr und mehr glaubte einer abgekaterten, machtgeilen Geschäftsfrau mit zu viel Langeweile verfallen zu sein. Und dennoch war sie zu 100% ehrlich, ohne Rücksicht auf Verluste. Es kam ihr gar nicht in den Sinn mit einem pampigen Spruch der Frage auszuweichen, oder diese einfach umzudrehen. Man könnte schließlich genauso gut eruieren, warum Jane am Montag so spät noch angerufen hatte.

Außerdem freute es Jane natürlich ungemein, dass Zora so empfand und genau wie sie trotz all der Abwegigkeiten nicht von der Idee abgelassen hatte, dass sie sich im privaten Rahmen wieder sehen würden. Jane beschloss, dass sie die Tatsache, dass sie sich gerade in genau diesem privaten Rahmen befanden nutzen sollten und griff nach Zoras Kinn, um diese zu zwingen zu ihr aufzuschauen. Zoras Augen schnellten nach oben und Jane presste ihre Lippen auf Zoras, während sie ihr in die Augen blickte. „Die habe ich mir auch gemacht.", erwiderte sie leise an Zoras Mund gelehnt, um diese dann richtig zu küssen.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt