Achtzehn

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Nat war nun beim Grashalme-Rupfen mit eingestiegen und ließ seinen Blick durch die Dämmerung schweifen. „Ich weis es halt echt nicht. Ich habe Angst die falsche Entscheidung zu treffen und will meine Eltern auch nicht enttäuschen." Nat derart ratlos zu sehen tat Zora in der Seele weh. Schließlich war er doch immer derjenige, der sein Leben total im Griff hatte. Aber so war das wohl mit dem Erwachsenwerden. „Da kann dir leider niemand helfen, dass muss du letztendlich alleine entscheiden. Du kannst dich nur so gut es geht informieren, abwägen und dann dein Baugefühl entscheiden lassen." Nat schmunzelte. „Äußerst weise!" Dafür fing er sich einen leichten Schlag auf den Oberarm.

„Du hast es heute mit bissigen Kommentaren, oder?" Doch auch Zoras Mundwinkel bewegten sich leicht nach oben. „Und rede mit deinen Eltern! Ich glaube nicht, dass die enttäuscht sind. Meine Güte, wir leben im 21. Jahrhundert, da kann man sich seinen Job doch wohl selbst aussuchen. Du musst deine eigenen Entscheidungen treffen und nicht einfach nur den Lebensplan deiner Eltern leben. Und es ist ja nicht so als wolltest du Stripper werden. Ein Physikstudium ist doch ein solider Plan." Nat fing an zu Lachen. „St...Stripper?! Ja klar, das ist mein neuer Plan C." Und vielleicht lag es am Alkohol, oder daran, dass es der erste Sommerabend war, aber Zora stieg mit ein, obwohl das Ganze gar nicht so wahnsinnig witzig gewesen war. Es gab kein Halten mehr. Die Beiden krümmten sich vor Lachen. Als sie sich wieder halbwegs beruhigt hatten stand Nat auf und wies auf seine mittlerweile fast leere Flasche. „Ich hole Nachschub. Für dich nochmal dieses Mischzeug?", „Ja, bitte." Kurz darauf kam er wieder und drückte Zora eine bereits geöffnete Flasche mit einem „Hier." in die Hand. Die Beiden schweigen eine Weile und hingen in der Dämmerung ihren eigenen Gedanken nach. „Was hast du jetzt eigentlich nach dem Sommer geplant?", durchbrach Nat die Stille. Jetzt war es an Zora einen tiefen Schluck aus ihrer Flasche zu nehmen, selbst wenn es nur quasi alkoholfreies Mischzeug war. „Ich bin, wie zu erwarten, noch planloser als du. Du hast ja immerhin ein Richtung. Obwohl ich möglicherweise einen Praktikumsplatz bei einem Architekturbüro in Düsseldorf habe." Nat sah sie erstaunt an. „Wie kommt es dazu?" Zora lächelte leicht, was in der Dämmerung vermutlich kaum zu sehen war. „Mein unbändiger Charme." Jetzt war Nat erst Recht irritiert. „Dein was?", „Na mein unbändiger Charme. Ach quatsch, vermutlich hatte ich einfach Glück. Ich habe dir doch von der Frau mit der an Demenz erkrankten Mutter erzählt, die am Freitag in der Alten Mühle war." Nat senkte zustimmend den Kopf. „Jahh...?", „Naja, die habe ich am Samstag, als ich mit Luna unterwegs war, vor dem Krankenhaus gesehen. Sie wollte sich nochmal für ihre Mutter entschuldigen und wir sind ins Gespräch gekommen. Da hat es sich dann ergeben, dass sie mir ihre Visitenkarte gegeben hat.", „Das nenne ich Glück. Was ist das denn für ein Büro? Und ist die Gute überhaupt befugt dir einfach so ein Praktikum zuzusagen?", hakte er weiter nach. „Naja, Jane hat ja nur gesagt, dass ich mich mal bei ihr melden soll. Aber es wirkte so als könnte sie das. Die Firma gehört glaube ich auch ihrer Familie, oder sie ist eingeheiratet, das weiß ich nicht so genau." Nat war baff. „Jane?! Wir reden aber schon von der schicken Business-Tussi Im Hosenanzug, von der du erzählt hast, oder?", „Business-Tussi hast du jetzt gesagt.", verteidigte Zora Jane sofort, ohne groß darüber nachzudenken, dass der Begriff eventuell gar nicht so unpassend war. „Ich habe nur das Bild, das du gezeichnet hast verbalisiert.", konterte Nat gekonnt.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt