Fünfundzwanzig

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Doch Rupert Loh war weit mehr als ein gutes Gesicht mit entsprechendem Körper. Er war Unternehmer, multimillionenschwer und betrieb diese Kunstgalerie, wie andere ihr Golfset ins Stand hielten. Lediglich zum Zeitvertreib. Ein nettes, ansprechendes Hobby, dass man aber auch ohne großen Aufwand zu beliebigem Zeitpunkt auswechseln konnte. Vielleicht gegen ein Eishockeyteam, eine eigene Skipiste? Die Liste der Möglichkeiten war lang. Jane kannte ihn flüchtig von einigen Events aus der Zeit, als sie noch mit Christian verheiratet gewesen war. Rupert Loh trat mit einem äußerst selbstsicheren Lächeln im Gesicht an sie heran. „Na, das ist ja eine Überraschung. Ich hatte mir kaum noch Hoffnungen gemacht, dass sie kommen.", begrüßte er zunächst Jane. Anschließend wandte er sich kurz an Lina und Tom. Doch Lina zog Tom umgehend mit sich in Richtung Häppchenbuffet, sodass Jane nun alleine neben Herrn Loh stand. „Ich freue mich wirklich sehr, dass sie noch gekommen sind. Und sie sehen hinreißend aus in diesem Kleid. Sie sind wahrlich eine Frau mit Klasse.", fuhr er fort und stellte mit dem letzte Kommentar klar, dass er ihre Kleidungswahl über die zahlreich vertretenen kurzen knappen Kleidchen stellte. Komplimente machen konnte er, dass musste Jane ihm lassen.

„Danke. Diese Veranstaltung ist es aber auch wert, die Arbeit mal für ein paar Stunden ruhen zu lassen.", ging Jane auf das Flirtspielchen ein und wies auf das eindrucksvolle Glasdach, das sich gut zehn Meter über dem Foyer erstreckte und den direkten Blick auf die Dämmerung freigab. Herr Loh lachte auf. „Dann bin ich ihren Ansprüchen also gerecht geworden, schön zu hören. Warten sie erst einmal, bis sie die eigentliche Ausstellung sehen. Und lassen sie mich doch bitte hinterher wissen, ob es bei ihrem positiven Urteil geblieben ist." Er zwinkerte ihr zu. Er zwinkerte ihr tatsächlich zwischen all diesen Leuten, in diesem taghellen Raum, wie ein übermütiger Teenager zu. Jane schmunzelte. „Sie werden von mir hören.", „Das will ich doch hoffen. Jetzt müssen sie mir allerdings erst einmal noch ein wenig zuhören.", damit begab er sich in Richtung Bühne, um die Anwesenden offiziell zu begrüßen.

Innerhalb von Sekunden stand Lina wieder neben ihr. „Wusste ich es doch. Der will was von dir." Sie musterte Jane freudig-erwartungsvoll. Diese wich ihrem Blick aus. „Ach, wir haben uns doch nur höflich unterhalten. Nimm das nicht zu ernst.", zischte Jane, während Herr Loh vorne seine Rede begann. „Von wegen höflich unterhalten. Ich habe doch gesehen, wie er dich angesehen hat.", erwiderte Lina flüsternd. Jane blickte auf und konnte nicht bestreiten, dass er sie selbst jetzt von der Bühne aus fest im Blick zu haben schien. „Mach dich doch mal locker.", fügte Lina noch hinzu und nahm Jane ihre leere Champagnerflöte aus der Hand, um sie gegen eine Neue auszutauschen. Passenderweise lief gerade ein Kellner mit einem noch halb vollem Tablett vorbei. Sie drückte Jane das neue Glas in die Hand und lächelte ihr aufmunternd zu. Als Herr Loh geendet hatte kamen noch der Direktor der Galerie und der Fotograf, dessen Bilder ausgestellt wurden zu Wort. Im Anschluss begaben sich die Gäste in die dritte Etage, um dort ihren ersten exklusiven Blick auf die Fotos zu erhalten. Nachdem Jane ihren Rundgang durch die Etage beendet hatte begab sich Herr Loh ziemlich schnell wieder zu ihr.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt