Einhunderteins

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Das Zelt begann sich bereits zu füllen, als Zora und Liv ankamen. Schnell hatten sie ihre Mitschüler ausgemacht und Liv hatte ihren Nat gefunden. Nach einer angetrunkenen, überschwänglichen Runde von Begrüßungsumarmungen kam Peter mit der ersten Runde Bier. Zora ergatterte ein Radler und spürte es dann in ihrer Jackentasche vibrieren. Sie griff nach ihrem Handy, öffnete die Nachricht und ihre Mundwinkel hoben sich von ganz allein.

Da legte sich Livs Arm um sie. Ihr beste Freundin war definitiv schon angetrunken, sie hatte ja auch drei Tequilashots mehr gehabt als Zora. „So so, mir antwortest du nie und jetzt hängst du am Handy.", raunte Liv ihr verschwörerisch ins Ohr. Zora drehte nur das Display, sodass Liv Janes Nachricht lesen konnte:

'Dir noch einen schönen Abend. Ich wünsche euch ganz viel Spaß. Lerne nur aus meinen Fehlern und trink nicht ohne Grundlage ;) Pass auf dich auf :* '

„Ahh." Liv war ganz verzückt. „Gut, ich habe nichts gesagt." Sie hob abwehrend die Hände. Im nächsten Moment wechselte der DJ das Lied. Marie, Susanne und Co. fingen sofort an zu kreischen, und auch Liv schloss sich ihnen begeistert an, als sie die Tanzfläche stürmten. 'Schatzi schenk mir ein Foto'.

Es musste ja nicht immer gleich eine Party von Ruperts Format sein, aber ein wenig mehr Niveau wäre schon schön. Naja, Zora hatte es ja im Vorhinein gewusst. Schnell hatten sich auch die Jungs, die sich ihre Hemmungen schon weg getrunken hatten dazu gesellt. Erleichtert stellte Zora fest, dass zumindest Nat noch bei ihr geblieben war. Sie wies mit dem Kopf in Richtung Ausgang, er nickte und somit verließen sie möglichst zügig und unauffällig das Festzelt. Zora steuerte zielsicher auf den Grillstand zu, im Begriff Janes Ratschlag umzusetzen. Dort trafen sie dann auf Alena, eine Bekannte von Zora, die mittlerweile als Krankenschwester arbeitete. Nach kurzem, belanglosem Partysmalltalk setzten Zora und Nat sich wieder ab und nahmen alleine an einem der Bierzelttische Platz, um ihre Bratwürste zu essen. Zora schnupperte an Nat. Sie hatte bei ihrer Begrüßung gerade schon irgendetwas wahrgenommen, dem in der Menschenmenge jedoch keine weitere Beachtung geschenkt. Nun war es aber nicht mehr zu ignorieren. „Rieche ich da ein Aftershave?" Nat nickte grinsend, während er einen Bissen von seiner Bratwurst nahm. „Liv hat dich echt im Griff.", stellte Zora kichernd fest. „War ein Geschenk.", erwiderte Nat. Sie aßen eine Weile schweigend weiter, bevor Nat, als er mit seiner Portion fertig war erneut ansetzte: „Also, wie war Düsseldorf?"

„Gut! Anstrengend, aber gut. Ich glaube das mit dem Bauingenieursstudium, um dann in die Statik zu gehen ist wirklich etwas für mich.", antwortete Zora. „Schön, freut mich. Dann suchst du jetzt schon nach möglichen Unis?", erwiderte er. Zora nickte, während sie noch dabei war den Rest ihres Brötchen zu vertilgen. „Und sonst hattest du auch eine gute Zeit?", hakte Nat weiter nach.

Zora konzentrierte sich darauf sich nicht bei Essen zu verschlucken. Liv hatte ihr versichert, dass sie Nat nichts von Zora und Jane erzählt hatte. Das glaubte Zora ihr auch, aber Nat war nicht doof. Alles andere als das. Liv hatte sämtliche Schlüsse ja zunächst alleine gezogen und diese Spekulationen vermutlich auch noch mit Nat geteilt. Durch eine göttliche Fügung war Zora aber scheinbar mit zwei unbezahlbar grandiosen Freunden gesegnet, denn Nat verhielt sich genauso perfekt, wie Liv zuvor: „Ich... Liv hat sich geweigert mir irgendwas zu erzählen, aber ich habe dich ja nach den Prüfungen gesehen und soweit ich da bisher mitgekommen bin... Ich will einfach nur, dass du weis, dass es mir völlig egal ist mit wem du was hast, oder eben auch nicht, okay?"

Nats Blick fand sie kurz und dann fuhr er weiter fort, während sein Blick ziellos umher wanderte: „Ganz ehrlich. Ich stehe da immer hinter dir. Wir stehen da immer hinter dir." Jetzt sah er sie wieder direkt an und stieß dann freundschaftlich mit seiner Schulter gegen ihre. „Komm, wir können der Musik nicht ewig entfliehen." Er stand auf und wies in Richtung Zelt. Das Thema war hiermit also beendet. Es gab kein gefühlsduseliges Heulen, wie mit Liv, sondern nur ein kurzes, männliches, knappes Statement und das war es dann.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt