Einundvierzig

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Das Gespräch schwenkte zu lustigen Storys, die den Anwesenden so im Alkoholrausch passiert waren. Timo gab gerade zum Besten, wie er betrunken in ein Schwimmbad eingebrochen war. Da stieß von rechts ein zweiter Becher gegen Zoras. „Zum Wohl!", kam es von der Seite. Sie sah zu Andy auf. „Zum Wohl!", erwiderte sie. Andy grinste sie an. „Dich habe ich ja ewig nicht gesehen. Hast dich ganz schön verändert.", „Soll vorkommen.", entgegnete Zora halb zynisch, halb amüsiert. „Beim letzten Mal warst du noch ein pubertierender Teenager." Zora zog die Augenbrauen hoch und trank einen weiteren Schluck. „Ein Teenager bin ich immer noch.", „Schlagfertig scheinbar auch.", fuhr Andy fort. Zora musste grinsen. „Das nehme ich mal als Kompliment. Und was hast du als weiser Nicht-Teenager in den letzten Jahren so angestellt?"

Andy hatte vor drei Jahren sein Abi gemacht, so viel wusste Zora. Viel mehr dann aber auch nicht. Sie kannten sich zwar so ziemlich ihr Leben lang, hatten sich aber nie wirklich unterhalten. Das war vermutlich gerade die längste Unterhaltung, die sie je gehabt hatten. So war das eben in einer Kleinstadt. Andy war für sie immer der coole, ältere und vor allem unerreichbare Typ gewesen. Im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Peter, der ja eher Mitläufer der coolen Clique war, war Andy, soweit Zora das damals im Blick gehabt hatte das Zentrum der coolen Clique seines Jahrgangs gewesen. Aber jetzt, wo sie mit der Schule durch waren schien der soziale Status rapide an Bedeutung zu verlieren. Sie alle fingen nach dem Abi wieder bei Null an.

Andy ließ den Inhalt seiner Bechers wie einen teuren Whiskey oder Wein kreisen. „In meine weisen Nicht-Teenager Jahren war ich erst in Australien und studiere jetzt in Aachen.", „Was denn?", fragte Zora weiter. „Maschinenbau. Kann ich nur empfehlen. Und was planst du für die kommenden Nicht-Teenager Jahre?" Das überraschte Zora. Ein Maschinenbaustudium hätte sie ihm nicht zugetraut. „Maschinenbau? Und du empfiehlst es? Ich dachte das ist der Studiengang, wo alle Welt abbricht?", erwiderte sie deshalb mit einem leicht spöttischen Unterton, allerdings auch mit einem Grinsen im Gesicht. Andy schmunzelte ebenfalls. „Also es ist schon sehr anspruchsvoll, da hast du recht. Aber mit einem Gespür für..."

In diesem Moment wurde er von Liv unterbrochen, die auf Zora zugestürmt war, um von hinten ihre Arme um sie zu schlingen. Zora verschüttete vor Schreck ihre Captain-Cola-Mische über ihre Jeans. Naja teils vor Schreck und vielleicht auch ein ganz kleines Bisschen weil der Alkohol zu wirken anfing. „Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.", rief Liv ihr ein wenig zu laut ins Ohr. Zora drehte sich um und sie umarmten sich. „Du warst gestern auf einmal so schnell weg. Ich dachte du wolltest mit uns nach Hause fahren.", fuhr Liv fort. Ihre Wangen waren gerötet und sie strahlte förmlich von innen. „Dann gibt es jetzt also schon ein uns?" Zora zog provokant ihre Augenbrauen nach oben. Passenderweise trat genau in dem Moment Nat hinter Liv. Diese ergriff sofort seine Hand. Zora drängte ihre Freundin, die gerade noch mehr errötete nicht weiter zu einer Antwort, sondern stand von dem Strohballen auf und begrüßte Nat mit einer Umarmung. Dafür löste er sich dann auch kurz von Liv, ergriff jedoch gleich darauf wieder ihre Hand. Selbstverständlich starrte sie die Hälfte der Anwesenden auffallend unauffällig an, während die andere Hälfte sie zumindest aus den Augenwinkeln beobachtete. Timo nutze die kurze Stille, um die allgemeine Aufmerksamkeit ihrer Runde wieder an sich zu reißen. „So, wer spielt jetzt mit I've never?" Und somit spielten sie I've never, zunächst mit eigenen Ideen, später dann der Einfachheit halber mit der App. Dieses Trinkspiel zielte darauf ab illegale oder pikante Geschichten aus der Vergangenheit auszugraben.

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt