Sechsundneunzig

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Am Freitag gelang es Jane dann endlich einen gemeinsamen Nenner mit ihrem Kunden zu finden, sodass sie am Abend zwar relativ früh und ziemlich ausgelaugt, aber zufrieden mit sich ins Bett fiel. Am Samstag verbannte sie dann alle arbeitsbezogenen Themen so weit wie möglich. Als ihr Wecker um halb acht klingelte war sie mit einem Schlag hellwach. Zora hatte sich zum Frühstück angemeldet und heute wollte Jane das Tischdecken übernehmen. Sie bereitete sogar noch alles für Rühreier vor und hatte gerade nach ihrer soeben gefüllten Kaffeetasse gegriffen, als die Türklingel ging.

Nachdem sie ausgiebig gefrühstückt hatten, machten sie einen Stadtbummel durch die Fußgängerzone, schließlich war Zora noch gar nicht dazu gekommen während der Öffnungszeiten durch die Innenstadt zu gehen und Jane brauchte auch noch ein paar Dinge. Als sie alle Erledigungen gemacht hatten, machte Zora den Vorschlag gemeinsam zu Kochen, und so standen sie am frühen Abend nach einem kurzen Einkauf in Janes Küche. „Ich habe dich vorgewarnt, dass ich nicht Kochen kann.", verteidigte Jane sich lachend, während Zora fachmännisch in einer Pfanne rumrührte. „Naja, ich würde Pasta Funghi jetzt nicht unbedingt als anspruchsvolles Kochen bezeichnen. Steaks oder eine Crème Brûlée vielleicht schon eher, aber man muss sich schon anstrengen, um eine Pilzsoße nicht hinzubekommen.", erwiderte Zora mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ich kann uns ja schonmal einen Weißwein einschenken.", gab Jane Zora indirekt recht und erntete dafür ein leises Kichern. Sie reichte Zora ein gut gefülltes Glas und lehnte sich, selbst ein Glas in der Hand, an die Kücheninsel gegenüber vom Herd. Natürlich trat Zora wenige Augenblicke später an sie heran und scheuchte sie aus dem Weg, da sie an die Besteckschublade musste.

Jane war so ziemlich das Gegenteil von Hilfe in der Küche. Als Zora sich durch die größtenteils praktisch neuen Küchenutensilien kramte, trat Jane wieder hinter sie und strich ihr die Haare aus dem Nacken, um sie über Zoras Schulter zu legen. Dann trat sie noch einen Schritt näher an Zora heran, berührte mit ihrer Nasenspitze die freie Haut unter dem Haaransatz und schlang den freien Arm um Zora. „Wir könnten auch immer noch einfach bestellen.", raunte sie Zora ins Ohr. Diese hielt in der Bewegung inne. „Vertraust du meinen Kochkünsten so wenig?", erwiderte sie, während sie ihren Kopf zur Seite neigte, sodass sie Jane noch ein kleines Stückchen näher war. „Ich zeige dir nur noch einmal die Möglichkeiten auf. Du musst mich hier ja nicht bekochen. Deinen Kochkünsten vertraue ich voll und ganz.", antwortete diese. Zora hatte unterdessen anscheinend gefunden was sie suchte und schloss die Schublade, bevor sie sich dann zu Jane umdrehte. „Ich bekoche dich aber gerne. Du müsstest mich nur an den Herd lassen." Jane gab sie wieder frei und sah dann zu, wie Zora die Pilze mit Sahne ablöschte. Für eine Weile war nur das Köcheln der Soße zu hören. „Wie sehr verurteilst du mich, wenn ich dir sage, dass das in den letzten zwei Jahren das erste Mal ist, dass hier jemand kocht?", fuhr Jane dann fort. Zora war gerade dabei die Spaghetti ins kochende Wasser zu füllen und dann die Küchenuhr einzustellen. Sie sah nicht auf, während sie antwortete: „Schon ein bisschen. Ich meine wie ernährst du dich? Die Lieferdienste dieser Welt müssen doch schon ein Vermögen an dir verdient haben." Jetzt wandte sie sich zu Jane um, mit einem forschen Gesichtsausdruck. „Oder lässt du dich sonst anderweitig bekochen?"

fragile (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt